Warum explodiert die Zahl der Lieferengpässe in Norwegen?

Schon im vergangenen Jahr hatte es in Norwegen laut Lieferengpass-Listeder Arzneimittelbehörde einen Rekordmangel an Arzneimitteln gegeben. Dieserwird wohl in diesem Jahr erneut getoppt. Aber bildet eine solche Liste wirklichdie Situation in der Praxis ab? Der norwegische Apothekerverband hat jetzt einmalgenauer hingeschaut.

In Norwegen wurden im letzten Jahr 20-mal so vieleLieferengpässe registriert wie vor zehn Jahren. Gegenüber 2017 (358) hat sichdie Zahl in 2018 mit 684 mehr als verdoppelt. Für 2019wurden in knapp fünf Monaten schon 655 Fälle registriert, so dass in diesemJahr ein neuer Rekord zu erwarten ist. Sie verliere langsam den Überblick,meint Anne Markestad, die Leiterin des Nationalen Zentrums fürArzneimittelmangel und Arzneimittelprävention. 

Wie dienorwegischen Apotheker mit Ausfällen umgehen

ApothekerinHanne Andresen gibt auf der Webseite des norwegischen Apothekerverbandes„Apotekforeningen“ einen Einblick, wie sie in der Praxis mit Lieferausfällen umgeht. Andresenleitet eine Kettenapotheke in dem Dorf Maura mit rund 4.000 Einwohnern, nichtweit vom Osloer Flughafen entfernt. Sie kennt ihre Kundengruppe, die vorwiegendaus Stammkunden besteht, gut. Zwei- bis dreimal wöchentlich checkt sie dieMängelliste des Großhändlers, um gegebenenfalls nach Alternativen zu suchen.Andresen findet die Arbeit zur Behebung von Mängeln zeitaufwändig, aber auchaufregend. 

„Eine ArtWettbewerb“

„Es ist eineArt Wettbewerb mit mir selbst“, sagt die Apothekerin. „Wir können nicht einfachstillsitzen und die automatischen Bestellsysteme die Arbeit erledigen lassen.Wir müssen neben der reinen Logistik auch professionelle Bewertungenvornehmen.“ Jedes Mal, wenn sie einen Kunden an eine andere Apotheke verweisenmuss, empfindet sie das als kleine Niederlage. Teilweise seien die Kunden weitgereist, um Medikamente zu erhalten, die in ihrer Apotheke vorrätig seien. Siehätten auch Anfragen von Menschen in Nordnorwegen, die Arzneimittel geschickthaben möchten, weil sie diese vor Ort nicht bekommen können. Immerhin sei esmöglich, von der Arzneimittelbehörde schnell eine Genehmigung zu erhalten, umin einer Mangelsituation ausländische Präparate zu verkaufen. Diese dürftenallerdings nicht liegenbleiben, die Genehmigungen gälten nurvorübergehend. Deswegen sei es ein Spagat, jeweils die richtige Menge einesArzneimittels zu besorgen.

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