Gutes Beinfett, gefährliches Bauchfett

Die Lage der Fettpölsterchen kann über die Gesundheit entscheiden. Laut einer aktuellen Studie haben ältere Frauen ein stark vermindertes Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, wenn ihre Fettdepots an den Beinen liegen. Sitzt das Fett dagegen am Bauch, steigt die Wahrscheinlichkeit zu erkranken.

Für die Studie untersuchten die Forscher Daten von Frauen, die normalgewichtig waren und die Wechseljahre hinter sich hatten. Wie viel Fett ihr Körper insgesamt enthielt, wirkte sich kaum auf Herz und Kreislauf aus. Wichtig war allein die Lage der Fettdepots, berichten die Forscher um Qibin Qi vom Albert Einstein College of Medicine in New York im „European Heart Journal“.

Insgesamt nahmen an der Studie fast 2700 Frauen teil, die rund 18 Jahre lang beobachtet wurden. Zu Studienbeginn hatte noch keine der Teilnehmerinnen eine nachgewiesene Herz-Kreislauf-Erkrankung. Innerhalb der Beobachtungszeit aber entwickelten 202 der Frauen einen Herzinfarkt oder andere Störungen der Herzkranzgefäße, 105 hatten einen Schlaganfall.

Schlechteste Kombination: Viel Fett am Bauch, kaum Fett an den Beinen

Als die Forscher die Krankheitsfälle im Zusammenhang mit der Fettverteilung der Frauen auswerteten, zeigte sich:

  • Das Viertel der Frauen mit dem meisten Bauchfett hatte ein fast doppelt so hohes Risiko, schwerwiegende Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu entwickeln als die anderen Teilnehmerinnen.
  • Bei den Beinen war die Tendenz gegenteilig: Frauen, die dort besonders viel Fett deponierten, hatten ein fast 40 Prozent niedrigeres Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen als Frauen mit sehr wenig Beinfett.
  • Das höchste Herz-Kreislauf-Risiko hatten Frauen, bei denen ein großer Teil des Fettes im Bauch abgelagert war und nur ein kleiner in den Beinen. Bei ihnen war das Risiko mehr als dreimal so hoch wie bei Frauen mit gegenteiliger Fettverteilung.

„Menschen sollten zusätzlich zur Gewichtskontrolle auch auf die Verteilung des Körperfettes achten, selbst wenn sie ein gesundes Körpergewicht und einen normalen BMI haben“, sagte Qi laut einer Mitteilung der Europäischen Gesellschaft für Kardiologie, die das Fachjournal herausgibt. Die Gesellschaft verweist darauf, dass die Fettverteilung zum Teil genetisch bedingt ist, aber auch durch Ernährung und Sport beeinflusst werden kann.

Röntgentechnik zur Fettbestimmung

Für die Analyse maßen die Forscher nicht einfach nur den Bein- oder Bauchumfang. Stattdessen ermittelten sie den Fettgehalt mit einer besonderen Röntgentechnik (DXA). Allerdings hatten Frauen mit einem hohen Taillenumfang tendenziell auch mehr Fett am Bauch und solche mit hohem Hüftumfang mehr Fett an den Oberschenkeln. Außerdem berücksichtigten die Forscher bei ihren Berechnungen Faktoren wie Alter und Ethnie der Frauen, die das Gewicht beeinflussen können.

Die aktuelle Untersuchung ist den Forschern zufolge die erste derartige Studie mit normalgewichtigen Frauen jenseits der Wechseljahre, die Ergebnisse beschränken sich auch nur auf diese Personengruppe. Zudem konnten die Wissenschaftler mit den Daten nur zeigen, dass Fettverteilung und Herzerkrankungen zusammenhängen – nicht aber sicher belegen, dass die Fettverteilung auch die Ursache der Herz-Kreislauf-Erkrankungen ist. Allerdings haben schon frühere Untersuchungen gezeigt, dass eine Reduktion des Bauchfetts zu besseren Herzwerten führen kann.

Beine: „Idealer Platz zum Fettspeichern“

Es gebe Hinweise darauf, dass die Beine „ein idealer Platz zum Fettspeichern“ seien, schreiben die Forscher. Warum das Fett dort einen schützenden Effekt haben könnte, ist noch nicht geklärt. Klar ist allerdings, dass das Fett am Bauch in wichtige Stoffwechselvorgänge eingreifen und das Risiko für Krankheiten erhöhen kann.

Fettdepots in den Beinen könnten überflüssige Kalorien speichern, ohne dem Körper zu schaden, schreiben auch Matthias Blüher und Ulrich Laufs von der Universität Leipzig in einem Kommentar zur Studie. Zwar sei auch denkbar, dass es gesunde Substanzen produziere – noch handele es sich dabei aber um Spekulationen. Auch wenn eine gewisse Fettverteilung positiv zu sein scheint, sei noch viel Forschungsarbeit nötig, um den Mechanismus und die Verbindung zu entsprechenden Krankheiten zu verstehen.

Viele Experten sehen inzwischen den Taillenumfang neben dem BMI als bedeutenden Faktor an, um das Krankheitsrisiko einer Person zu bestimmen. Der Umfang sollte nach Auskunft der Deutschen Gesellschaft für Ernährung bei Frauen 80 und bei Männern 94 Zentimeter nicht überschreiten.

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