Herpes: Das hilft gegen Lippenbläschen



Ist das Immunsystem durch Stress geschwächt, begünstigt dies das Auftreten von Herpes. Die optimale Therapie sollte daher nicht nur Viren bekämpfen, sondern auch psychische Belastungen

Pflaster kaschieren die Bläschen und reduzieren den damit verbundenen Stress

Schmutzige Tassen führten Ange­lika Buske-Kirschbaum auf die richtige Fährte: "Wir hatten eine Sekretärin im Institut, die beim Anblick unseres benutzten Geschirrs Herpes bekam", erzählt die Professorin für Biopsychologie an der Technischen Universität Dresden. "Da wir das nicht glaubten, machten wir ein Experiment, das den Einfluss von Ekel auf die ­­Entwicklung von Herpes untersuchen sollte."

Das Forschungsteam um Buske-­Kirschbaum zeigte Probanden mit bereits aufgetretenem Herpes Bilder stark verschmutzten Geschirrs. 40 Prozent der Versuchspersonen bekamen durch den so hervorgerufenen Ekel ­erneut die Bläschen. "Die Sekretärin hat sich sehr gefreut, denn von da an haben wir unsere Tassen immer weg­geräumt", sagt Buske-Kirschbaum.

Stress schwächt das Immunsystem und begünstigt so Herpes

Das Experiment bestätigte erstmals, dass nicht nur Infekte oder UV-Strahlung, sondern auch negative Gefühle wie Angst, Ekel und psychischer Stress die Bläschen zum Erblühen bringen. "Dann werden vermehrt Stresshormone ausgeschüttet, welche die zelluläre Immunabwehr unterdrücken", erklärt Buske-Kirschbaum.

Normalerweise hält das Immunsystem nach der ersten Herpesinfektion die in den Wurzeln des Trigeminus-Nervs schlummernden ­Viren in Schach. Doch ist das Immunsystem durch Stress, Krankheit, Medikamente oder Operationen vorüber­gehend oder dauerhaft geschwächt, werden die Viren aktiv. Sie wandern zur Lippenhaut und verursachen Juckreiz, Schmerzen und Bläschen.

Ein Drittel der Herpes-Infizierten leidet unter Lippenbläschen

Lippenherpes wird durch das Herpes-­simplex-Virus verursacht, mit dem rund 90 Prozent der Bevölkerung in­fiziert sind. Die meisten tragen es seit früher Kindheit und ohne es zu wissen in sich. Viele Virusträger werden ihr Leben lang nicht von Bläschen behelligt.

Doch für 20 bis 30 Prozent der Infizierten geraten sie regelmäßig zum Ärgernis – vor allem, wenn mehrere ungünstige Faktoren wie Stress, Schlafmangel und starke Sonneneinstrahlung zusammentreffen: etwa vor einer Prüfung, einem Bewerbungsgespräch oder pünktlich zum Urlaub. Was wiederum den Stress noch verstärkt: "Für Frauen ist die optische Ver­änderung oft belastender als die Symptome", weiß Psychodermatologin Buske-Kirschbaum. Das Gefühl, entstellt und wenig attraktiv zu sein, führe zu Unsicherheit und sozialem Rückzug. "Die Therapie sollte antiviral und stressreduzierend wirken und auch kosmetische Aspekte einschließen." 

Das können Sie gegen Lippenherpes unternehmen

Bereits bei den ersten Anzeichen wie Kribbeln und Jucken sollte eine virushemmende Creme aufgetragen werden, die es rezeptfrei in der Apotheke gibt. Allerdings machen weiße Tupfer auf der Lippe den Herpes noch auffälliger. "Getönte Cremes kaschieren die Bläschen und verhindern zusätzlichen Stress", sagt Buske-Kirschbaum. Herpes-Pflaster decken offene Stellen ab und lassen Krusten schneller abheilen. Außerdem können sie dezent überschminkt werden. Wer häufige oder schmerzhafte Ausbrüche hat, sollte zudem mit dem Arzt besprechen, ob die Einnahme eines virushemmenden Medikaments infrage kommt.

Wer unter Stress immer wieder zu Herpesausbrüchen neigt, sollte beobachten, was die individuellen Auslöser sind: "Dann kann man besser gegensteuern", sagt die Expertin. Hilfreich sei ein gezieltes Stressmanagement mit Entspannungs- und Stressbewältigungsstrategien. Buske-Kirschbaum rät allen Herpesgeplagten, sich zu entspannen: "Den anderen fallen die Bläschen meist viel weniger auf als einem selbst."

So schützen Sie andere vor einer Ansteckung

Da der Inhalt der Lippenbläschen bis zur Verkrustung ansteckend ist, sollten Sie Folgendes beachten: 

  • Die infizierte Stelle nicht berühren. Herpescreme mit einem Wattestäbchen auftragen.
  • Handtücher, Geschirr, Besteck oder Kosmetika nicht mit anderen teilen.
  • In der akuten Phase ist Küssen tabu. Da Herpesviren für Säuglinge und Kleinkinder gefährlich sind, den Kontakt zu ihnen meiden, ebenso zu Schwangeren, die keine Windpocken hatten oder nicht dagegen geimpft sind.

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