Wie Brustkrebs erkannt und behandelt wird

Wie viele Frauen erkranken in Deutschland an Brustkrebs?

Brustkrebs ist die häufigste bösartige Tumorform bei Frauen. In Deutschland erkranken dem Zentrum für Krebsregisterdaten zufolge jedes Jahr rund 69.000 Frauen neu daran. Statistisch gesehen ist jede achte Frau im Laufe ihres Lebens von Brustkrebs betroffen. Das Risiko nimmt dabei mit fortschreitendem Alter deutlich zu: Im Alter von 45 Jahren – so alt ist Manuela Schwesig – erkrankt etwa eine von 47 Frauen innerhalb der nächsten zehn Jahre an Brustkrebs. Bei 65-Jährigen ist das Risiko deutlich größer, in dieser Gruppe wird eine von 27 Frauen bis zum Alter von 75 Jahren erkranken. Danach sinkt die Wahrscheinlichkeit wieder.

Dem statistischen Bundesamt zufolge wurden im Jahr 2017 knapp 130.000 Frauen wegen Brustkrebs im Krankenhaus behandelt. Die Zahl der Behandlungen war demnach gegenüber 2007 um knapp 12 Prozent zurückgegangen. Vier von fünf der Frauen (rund 105.000 Patientinnen) waren 50 Jahre und älter.

Insgesamt ist die Zahl der neu erkrankten Frauen in den vergangenen 20 Jahren deutlich gestiegen. Zu den Gründen zählen auch die verbesserte Früherkennung und das zunehmende Alter. Allerdings sinkt gleichzeitig der Anteil der tödlich verlaufenden Brustkrebserkrankungen.

Auch Männer können an Brustkrebs erkranken, das kommt allerdings sehr selten vor: Im Jahr 2014 wurde der Tumor bei 650 Männern – im Vergleich zu 69.220 Frauen – neu diagnostiziert.

Wie wird der Krebs erkannt?

Eine wichtige Rolle bei der Erkennung der Tumoren spielt die Frau selbst beim Abtasten der Brust, ebenso wie die jährliche Vorsorgeuntersuchung beim Gynäkologen. Früherkennung ist allerdings beides nicht. Dafür gibt es das Mammografie-Screening, zu dem alle Frauen zwischen 50 und 69 Jahren in Deutschland eingeladen werden – die Kosten trägt die gesetzliche Krankenversicherung. Bei der Röntgenuntersuchung können Spezialisten Veränderungen in der Brust schon früh erkennen – je früher ein bösartiger Tumor erkannt wird, desto besser sind die Chancen auf Heilung. Allerdings ist nicht jede beim Abtasten oder in der Mammografie festgestellte Veränderung tatsächlich Krebs.

Neben der Mammografie nutzen Ärzte auch Ultraschall und Magnetresonanztomografie (Brust-MRT) zur Diagnose. Bei sehr dichtem Brustgewebe etwa eignet sich ergänzend eine Ultraschalluntersuchung, MRT-Bilder können besonders gut schnell wachsende Karzinome sichtbar machen. Am Ende gibt oft erst eine Gewebeprobe Sicherheit, ob es sich um eine bösartige Veränderung handelt und welche Art von Tumor vorliegt.

Wo tritt Brustkrebs auf?

Teilt man die Brust in vier Quadranten auf, tritt ein Tumor am häufigsten im oberen äußeren Viertel auf.

Welche verschiedenen Tumorformen gibt es?

  • gutartige Tumoren: Hierzu zählen zyklusbedingte Veränderungen und Gewebeverdichtungen, aber auch zyklusunabhängige Knoten, die aus Fettgewebe, Drüsen oder Bindegewebe bestehen können.
  • Krebsvorstufen: Mit den Früherkennungsmethoden werden schon kleinste Veränderungen in der Brust sichtbar. Einige davon sind Krebsvorstufen, aus denen sich bösartige Karzinome entwickeln können.
  • Krebsfrühformen (sogenanntes Duktales Carcinoma in situ): Das DCIS ist eine Frühform von Brustkrebs in den Milchgängen, die noch nicht in das umliegende Gewebe eingewachsen oder metastasiert ist. Es ist laut der Deutschen Krebsgesellschaft fast immer heilbar.
  • bösartige Tumoren (Mammakarzinome): In etwa 70 bis 80 Prozent der Fälle betreffen diese Tumoren die Milchgänge (duktale Karzinome). In 10 bis 15 Prozent stammen die Tumorzellen aus dem Drüsengewebe (lobuläre Karzinome).

Wie schnell muss nach der Diagnose reagiert werden?

„Die Diagnose Brustkrebs ist normalerweise kein medizinischer Notfall, der sofortiger Behandlung bedarf“, heißt es auf der Homepage des Krebsinformationsdienstes. „Jede Frau, bei der sie gestellt wurde, hat ausreichend Zeit – und sollte sich diese auch nehmen -, um sich über die Behandlungsmöglichkeiten zu informieren und eine Klinik ihres Vertrauens zu suchen.“

Wie ist die Prognose?

Brustkrebs hat insgesamt eine gute Prognose: Statistisch gesehen leben fünf Jahre nach der Diagnose noch 87 Prozent der betroffenen Frauen. Ob und wie gut ein Tumor besiegbar ist, hängt allerdings von verschiedenen Faktoren ab. Dazu zählen etwa die Größe des Tumors und ob er bereits in das umliegende Gewebe hineingewachsen ist oder in Lymphknoten oder andere Teilen des Körpers gestreut hat. Auch die Art des Tumors (schnelles oder langsames Wachstum, Hormon-abhängige oder -unabhängige Zellen) spielt für die Prognose neben der zielgerichteten Therapie eine wichtige Rolle.

Wie wird Brustkrebs behandelt?

Brustkrebserkrankungen sind etwas sehr Individuelles, die Form der Behandlung hängt unter anderem von der Art des Tumors ab, seiner Größe, dem Risiko, dass er bereits Krebszellen abgesondert hat, und den Wünschen der Patientin. Grundsätzlich basiert die Therapie aber immer auf denselben Bausteinen, aus denen Arzt und Patientin einen Behandlungsplan zusammenstellen.

Muss immer operiert werden?

Auch bei Brustkrebs mit guten Heilungschancen ist in der Regel eine Operation notwendig, um den Tumor und oft auch angrenzende Lymphknoten zu entfernen. Hat ein Tumor Krebszellen gestreut, zählen die Lymphknoten zu den ersten Orten, die von diesen erreicht werden. Nach der Operation wird das entnommene Gewebe im Labor untersucht und unter anderem analysiert, ob sich bereits Krebszellen in den Lymph- und Blutgefäßen befinden.

Wie geht es nach der Operation weiter?

Nach der Operation folgen häufig Therapien, die verhindern sollen, dass sich abgesonderte Krebszellen im Körper verteilen und neue Tumoren bilden. Dazu gibt es mehrere Möglichkeiten:

  • Bestrahlung: Bei einer Bestrahlung handelt es sich wie bei der Operation um eine lokale Therapie: Es wird nur das Brustgewebe behandelt, in dem der Tumor gewachsen ist, zum Teil auch noch das Gewebe rund um die Lymphknoten in der Achselhöhle. Die energiereichen Strahlen zerstören zurückgebliebene Krebszellen. Laut Studien profitieren alle Frauen von einer Bestrahlung, bei denen die Brust bei der Operation nicht komplett entfernt wurde. In der Regel beginnt die Bestrahlung vier bis sechs Wochen nach der Operation, wenn die Wunde abgeheilt ist. Ist zusätzlich eine Chemotherapie geplant, startet sie erst nach deren Abschluss.
  • Chemotherapie: Gehen Ärzte davon aus, dass Tumorzellen aus der Brust gestreut und Metastasen gebildet haben könnten, kommt eine Chemotherapie infrage. Dabei handelt es sich nicht um eine lokale, sondern um eine systemische Therapie. Da sie im gesamten Körper wirkt, kann sie auch Tumorzellen zerstören, die bis in den Bauchraum gelangt sind. Ist der Tumor bei der Diagnose bereits groß, kann die Chemotherapie auch vor der Operation erfolgen, um ihn zu verkleinern und schonender operieren zu können.
  • Antihormontherapie: Manche Tumoren besitzen Andockstellen für Sexualhormone, dann können Östrogene ihr Wachstum steigern. In diesem Fall können Patientinnen eine Antihormontherapie durchführen, die sowohl die Produktion und Wirkung von Östrogen im Körper unterdrückt. Die Behandlung dauert mindestens fünf Jahre.
  • Zielgerichte Medikamente: Daneben existieren Möglichkeiten, Vorgänge in den Krebszellen zu blockieren und diese am Wachsen zu hindern. Diese Therapien kommen ebenfalls nur bei bestimmten Tumorformen infrage, etwa wenn die Krebszellen Andockstellen für den Wachstumsfaktor HER2 besitzen. Diese können dann gezielt blockiert werden.

Was ist, wenn Brustkrebs nicht mehr heilbar ist?

Dann kommt es zu einer sogenannten palliativen Therapie. Sie hat das Ziel, die Beschwerden so gering wie möglich zu halten und gleichzeitig ein Fortschreiten des Krebses zu verhindern. „Ziel der Wissenschaftler ist es heute, Krebs wie eine chronische Erkrankung behandeln zu können, die mithilfe von Medikamenten unter Kontrolle gehalten werden kann – vergleichbar beispielsweise mit Diabetes, Rheuma oder der koronaren Herzkrankheit“, schreibt die Deutsche Krebsgesellschaft. Dies gelinge bereits heute auch bei fortgeschrittenem Brustkrebs oft schon über längere Zeit.

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