Anzeige wegen Mordes: Sektenführer sollen für Coronavirus-Ausbreitung verantwortlich sein

Südkorea gehört zu den Ländern, die momentan am härtesten mit dem Ausbruch des neuartigen Coronavirus zu kämpfen haben. Tausende Infizierte und Dutzende Tote sind zu beklagen.

Nun könnten erste rechtliche Konsequenzen drohen: Nach dem Ausbruch der Lungenkrankheit in dem Staat drohen den Anführern einer christlichen Sekte Ermittlungen wegen Mordes und anderer Vorwürfe. Die Stadt Seoul habe bei der Staatsanwaltschaft eine entsprechende Strafanzeige gegen das Sekten-Oberhaupt Lee Man Hee und zwölf weitere führende Mitglieder der Shincheonji-Kirche Jesu gestellt, sagte eine Sprecherin der Stadtverwaltung am Montag. 

Mehr als 80 Infizierte

Sekte in Südkorea wird zur Brutstätte des Coronavirus

Sektenführer soll gegen Infektionsschutzgesetz verstoßen haben

Den Sektenführern wird demnach unter anderem vorgeworfen, nicht ausreichend mit den Gesundheitsbehörden zusammengearbeitet und die Namen von Anhängern vorenthalten zu haben, die auf das Virus getestet werden sollten. Ein weiterer Vorwurf der Behörden in der Hauptstadt lautet, die religiöse Organisation habe gegen das Gesetz zur Prävention von Infektionskrankheiten verstoßen. Die Sekte soll deshalb mitverantwortlich für den Tod von Covid-19-Patienten sein. Die in Südkorea umstrittene Sekte wies die Anschuldigungen zurück.

Die Zahl der Corona-Todesfälle in dem ostasiatischen Land kletterte inzwischen auf 26. Die Zahl der Infektionen ist erneut um mehrere Hundert gestiegen. Die Gesundheitsbehörden meldeten im Verlauf des Montags 599 neue Fälle. Damit wurden bisher 4335 Menschen positiv auf das Virus Sars-CoV-2 getestet – so viele wie nirgendwo sonst außerhalb Chinas. 

Krankheitsausbruch

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Sektenführer entschuldigt sich

Seouls Bürgermeister Park Won Soon konkretisierte auf seiner Facebookseite die Beschuldigungen gegen die südkoreanische Glaubensgemeinschaft: „Wenn sie früh aktiv Maßnahmen ergriffen hätten, hätten wir den explosiven Anstieg von Covid-19-Fällen in Daegu und der Provinz Nord Gyeongbuk sowie den Tod mehrerer Menschen verhindern können.“

Ein ranghoher Vertreter der Religionsgemeinschaft, Kim Shin Chang, sagte der Nachrichtenagentur AFP, Stigmatisierung und Diskriminierung wegen ihres Glaubens hinderten viele Mitglieder seiner Gemeinschaft an einer Zusammenarbeit mit den Gesundheitsbehörden. „Es ist möglich, dass unsere Mitglieder nicht vollständig mit den Behörden zusammenarbeiten“, sagte der Direktor für internationale Missionen der Sekte. Der Grund hierfür sei, dass sie befürchteten, ihre Verbindungen zu „Shincheonji“ könnten bekannt werden. „Der gesellschaftliche Hass gegen unsere Mitglieder und die Diskriminierung sind so groß, dass viele fürchten, ihre Jobs zu verlieren oder Sorge vor Konflikten innerhalb der Familie haben, wenn ihr Glaube bekannt wird.“

Dennoch zeigt man sich bei der Sekte offenbar reumütig: Der 88 Jahre alte Sektengründer Lee entschuldigte sich für die Rolle der Religionsgemeinschaft bei der Verbreitung des Virus. „Ich möchte mich im Namen der Mitglieder ernsthaft entschuldigen“, sagte er vor Journalisten. „Wir haben uns sehr bemüht, waren aber nicht in der Lage es zu verhindern.“ Seine Gruppe arbeite aktiv mit der Regierung zusammen. Bilder des südkoreanischen Fernsehsenders SBS zeigten, wie Lee sich auf dem Boden kniend verbeugte. Mittlerweile hat die Sekte nach eigenen Angaben sämtliche Einrichtungen im Land geschlossen und den Gesundheitsbehörden die Namen von mehr als 200.000 Anhängern übergeben.

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Medienberichten zufolge haben jedoch mehr als tausend Menschen mit Verbindungen zu der Sekte nicht auf Nachfragen der Behörden reagiert. „Wir fordern unsere Mitglieder auf, den Behörden alles zu sagen“, sagte Kim. Letztlich sei dies aber eine „persönliche Entscheidung“.

Viele Sektenanhänger unter Infizierten in Südkorea

Der Großteil der bisherigen Infektionsfälle wurde in der Stadt Daegu und der umliegenden Region gemeldet, wo „Shincheonji“ stark vertreten ist. Die größte Anhäufung von Fällen gibt es dabei unter Sektenanhängern in der südöstlichen Millionen-Stadt. Rund 60 Prozent der Fälle stehen im Zusammenhang mit der Sekte. Eine 61 Jahre alte Anhängerin wurde als 31. Patientin in Südkorea erfasst, die sich mit Sars-CoV-2 angesteckt hat. Sie hatte im Februar trotz Krankheitssymptomen an Gottesdiensten der Sekte teilgenommen.

Einige Mitglieder der Sekte, die auch Verbindungen nach China hat, besuchten nach Angaben der Behörden noch im Januar die zentralchinesische Stadt Wuhan, dem mutmaßlichen Ursprungsort der Coronavirus-Epidemie. 

„Shincheonji“ – was so viel wie „Neuer Himmel, neue Erde“ bedeutet – wurde 1984 von Lee Man Hee gegründet, der den Coronavirus-Ausbruch als „Werk des Teufels“ bezeichnet. Er verspricht seinen Anhängern, der Tag des jüngsten Gerichts werde noch zu seinen Lebzeiten erfolgen und er werde dann 144.000 Menschen mit in den Himmel nehmen. Da es mehr Mitglieder als freie Plätze gebe, liege es „in der Hand Gottes“, wer auserwählt werde, sagte Kim.    

Der Sekte werden auch Verbindungen zur Politik nachgesagt, was Kim zurückwies. Im Hauptquartier der Organisation in Gwacheon südlich von Seoul sind jedoch Bilder des Gründers mit den Ex-Staatschefs Park Geun Hye und Lee Myung Bak zu sehen. Deren Partei mied bislang Kritik an der Sekte im Zusammenhang mit der Virus-Epidemie.

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