Corona-Krise: Viele Familien sind am Limit – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

#coronaeltern: Wie die Corona-Krise Familien belastet

Die Maßnahmen zur Eindämmung der Infektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 haben das gesellschaftliche Leben drastisch verändert. In vielen Familien herrscht seit Wochen ein Ausnahmezustand, der Eltern und Kindern einiges abverlangt. Wie stark Familien tatsächlich durch die Corona-Krise belastet werden, hat eine aktuelle Studie untersucht.

Kindertagesstätten, Schulen und Spielplätze geschlossen plus zusätzliche Kontaktsperre – das hat den Alltag in den meisten Familien auf den Kopf gestellt. Welche Belastungen hieraus für Eltern und Kinder resultieren, hat Professorin Dr. Helen Knauf von der Fachhochschule Bielefeld anhand einer Auswertung von Familienblogs im Internet untersucht. Die Ergebnisse ihrer Studie wurden von der Konrad-Adenauer-Stiftung veröffentlicht.

Belastungen durch Corona-Krise

Erste wissenschaftliche Untersuchungen haben bereits die Befürchtungen bestätigt, dass mit der Corona-Krise auch die häusliche Gewalt zunimmt und manchen Kindern erhebliche Nachteile durch die Schließung der Betreuungseinrichtungen drohen. Wie stark die Belastungen durch die Corona-Krise in den Familien tatsächlich sind, lässt sich jedoch nur erahnen. Professorin Knauf hat nun versucht, anhand einer Auswertung der Blogbeiträge die Situation in den Familien zu erfassen.

Familienblogs als Bewertungsgrundlage

„Familienblogs eröffnen einen differenzierten und zugleich unmittelbaren Zugang zu den Perspektiven und Erfahrungen von Eltern“, erläutert die Studienautorin. Die Auswertung habe gezeigt, dass das vordringliche Thema der Blogbeiträge zum Thema Corona die grundsätzlich hohen und andauernden Belastungen seien.

Vielfache Belastungen der Eltern

„Deutlich wird, dass für Eltern die Elternrolle nur eine Aufgabe von vielen ist, die sie bewältigen müssen“, betont Prof. Knauf. Denn nebenbei müssen sie außerdem ihrer eigentlichen Erwerbsarbeit nachgehen, die Hausarbeit erledigen und bei älteren Kindern auch die pädagogischen Aufgaben übernehmen bzw. die Bearbeitung des Schulstoffs begleiten. Zudem gelte es, eine sinnerfüllte Freizeit mit den Kindern zu gestalten.

Betreuungsarrangements in Familien

Die Analyse der Familienblogs habe auch gezeigt, wie sehr Mütter und Väter in unserer Gesellschaft auf Unterstützung angewiesen sind, so Prof. Knauf. Denn „die Eltern haben sich verschiedene Betreuungsarrangements aus einer Kombination von Kita, Schule, Großeltern, Hobbys und Verabredungen aufgebaut.“ Auch durch die politisch gewollte und öffentlich geförderte Familien-Infrastruktur sei das Leben mit Kindern zu einer gemeinsamen gesellschaftlichen Aufgabe geworden.

Drohende Re-Traditionalisierung der Geschlechterrollen

Doch mit der Schließung von Kindertageseinrichtungen und der Kontaktsperre sind die Betreuungsarrangements weitgehend weggebrochen und die Zuständigkeit für die Kinderbetreuung fiel auf die Kernfamilie zurück – oft ausschließlich auf die Eltern. Dies birgt laut Prof. Knauf auch die Gefahr einer Re-Traditionalisierung von Geschlechterrollen, da die Kinderbetreuung weiterhin meist Aufgabe der Frauen sei.

Schnell handfeste Lösungen finden

Es sei deutlich zu erkennen, dass Eltern in der gegenwärtigen Situation an ihre Belastungsgrenze (und darüber hinaus) gehen müssen, weshalb nun schnell handfeste Lösungen gefunden werden müssen, die auch mittelfristig tragfähig sind, so die Expertin. „Eltern brauchen in dieser Situation einerseits konkrete Entlastung“ und „zudem ist es wichtig, dass sie auch politisch wahrgenommen und als Leistungsträger ernst genommen werden“, betont Prof. Knauf.

Auch Kinder belastet

Doch nicht nur für die Eltern, sondern auch für die Kinder ist die aktuelle Situation belastend. Hier helfen laut Prof. Knauf „normalerweise Kitas, Schulen und andere Einrichtungen, die Grundrechte der Kinder auf Spiel und Bildung sicherzustellen“ und mit den Schließungen fiel das Angebot komplett weg.

Stärkere Unterstützung für Familien

„Ich hoffe, dass die Bedürfnisse der Familien durch die Studie noch einmal mehr gehört werden“, resümiert Professorin Knauf. Dabei scheint es ein wenig, als wenn bisher die Lobby für die Interessen der Familien fehlt, denn in anderen Bereich wurden zeitnah bereits umfassende Hilfen zugesichert, während Familien die anfallenden Mehrfachbelastungen selbstständig bewältigen mussten. Eine stärkere Unterstützung für Familien ist auch vor dem Hintergrund, dass manche Einschränkungen noch über Monate anhalten können, dringend geboten. (fp)

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