Covid-Überlebende haben ein erhöhtes Risiko für Nierenschäden

Eine Studie wirft ein Schlaglicht auf Nierenschäden bei ehemaligen schwerkranken Covid-Patientinnen und Patienten. Die große US-amerikanische Untersuchung deutet darauf hin, dass die Nierenprobleme noch Monate nach der akuten Phase der Infektion anhalten und möglicherweise zu einer lebenslangen Einschränkung der Nierenfunktion führen könnten. Covid-Überlebende hatten demnach eine um etwa 35 Prozent höhere Wahrscheinlichkeit für Nierenschäden als Nicht-Covid-Patienten. Der Wert deckt einen Zeitraum zwischen einem und sechs Monaten nach der akuten Erkrankung ab.

Die Studie, die in einem Fachblatt für Nierenheilkunde veröffentlicht wurde, zeigt grundsätzlich, dass das Risiko mit der Schwere der Covid-Erkrankung zunahm. Aber dass auch Personen, die mit einem weniger schweren Verlauf in einem Krankenhaus behandelt werden mussten, ein höheres Risiko als Nicht-Infizierte hatten. Für Covid-Patienten, die milder erkrankt waren und nicht in eine Klinik mussten, ergab sich hingegen kein klares Bild.

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Die Forschenden verglichen die Gesundheitsdaten von mehr als 89.000 Personen, die sich im Zeitraum zwischen März 2020 und März 2021 mit dem Coronavirus infiziert hatten, mit Daten von rund 1,6 Millionen Nicht-Covid-Patienten. Die Studie basiert auf Angaben zu dem Gesundheitszustand von US-Veteranen. Das mittlere Alter lag bei 68 Jahren. Zudem waren die Studienteilnehmer überwiegend männlich und weiß.

Die Ergebnisse seien damit sehr wahrscheinlich nicht eins zu eins auf alle Covid-Patienten übertragbar, betonte der Mediziner und Nephrologe Christopher John Sperati im Gespräch mit der "New York Times". Gleichwohl zeige die Untersuchung, dass es bei den in der Studie untersuchten Covid-Überlebenden einen langfristigen und "ziemlich bemerkenswerten Einfluss auf die Nierengesundheit" gebe, "insbesondere bei denen, die während der akuten Phase der Erkrankung sehr krank waren".

Nieren „altern“ um 30 Jahre

Um die Nierenfunktion zu untersuchen, analysierten die Forschenden, wie gut die Nieren das Blut von bestimmten Abbauprodukten filterten. Die Nieren sorgen dafür, dass diverse Gift- und Abfallstoffe über den Urin ausgeschieden werden. Außerdem regulieren sie den Salz- und Wasserhaushalt im Körper und nehmen Einfluss auf den Blutdruck. Ist die Nierenfunktion sehr stark eingeschränkt, kommt die sogenannte Dialyse zum Einsatz: Bei dem Verfahren wird das Blut von Giftstoffen gereinigt. Patienten mit Nierenversagen kann auch mit einer Spenderniere geholfen werden. 

Grundsätzlich nimmt die Nierenfunktion auch mit dem Alter ab – um maximal ein Prozent jährlich ab dem 30. oder 40. Lebensjahr. Schwere Erkrankungen oder Infektionen können diesen Prozess beschleunigen. Das scheint auch bei schweren Corona-Verläufen der Fall zu sein, wie aus der Studie hervorgeht. Rund 4760 Covid-Patienten verloren im Jahr nach ihrer Erkrankung mindestens 30 Prozent ihrer ursprünglichen Nierenfunktion. Das entspricht dem natürlichen Alterungsprozess von 30 Jahren. Bei 220 ehemaligen Covid-Patienten wurde zudem eine Nierenerkrankung im Endstadium festgestellt. Covid-Überlebende erhielten die Diagnose demnach fast dreimal so häufig wie Patienten ohne Covid.

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Unklar ist, warum schwere Corona-Erkrankungen die Nieren schädigen können. Möglicherweise spielen dabei aber entzündliche Prozesse oder Blutgerinnsel eine Rolle, die häufiger bei Covid-Patienten beobachtet werden.

Der an der Studie beteiligte Medizin-Professor Ziyad Al-Aly (Washington University School of Medicine) will mehr Aufmerksamkeit auf das Thema lenken. Es sei "sehr wichtig", dass Mediziner, die sich um ehemalige Covid-Patienten kümmerten, auf die Nierenfunktion und mögliche Anzeichen einer Erkrankung achten, so Al-Aly im Gespräch mit der "New York Times". Das sei umso wichtiger, da eine eingeschränkte Nierenfunktion zunächst häufig keine Schmerzen oder andere Beschwerden hervorrufe.  

Quelle:Journal of the American Society of Nephrology / New York Times

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