Das Coronavirus ist ein Internationaler Gesundheitsnotstand – diese Fälle gab es bereits

14.557 Infizierte, 305 Tote, 24 betroffene Staaten – so sieht sie aus, die offizielle Zwischenbilanz der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zum neuartigen Coronavirus vom 2. Februar. Tendenz der Zahlen: steigend. Der vor vier Tagen ausgerufene Internationale Gesundheitszustand ändert daran bislang nichts. Es ist erst das sechste Mal in der Geschichte, dass die WHO eine „Gesundheitliche Notlage von internationaler Tragweite“ – so die offizielle Bezeichnung – verkündet hat. Das Instrument wurde nach der Sars-Pandemie 2002/2003 und dem Ausbruch der Vogelgrippe 2004 im Mai 2005 durch die WHO-Mitgliedsstaaten beschlossen. Der Notstand wird bei einem „ernsten, plötzlichen, ungewöhnlichen und unerwarteten Gesundheitsproblem“ ausgerufen, das sich in andere Länder ausbreiten kann.

Coronavirus ist internationale Herausforderung

Ziel der Maßnahme ist die Eindämmung der Krankheit, indem die mehr als 190 WHO-Mitgliedsländer verstärkt zusammenarbeiten. „Wir sitzen alle im selben Boot“, sagte WHO-Direktor Tedros Adhanom Ghebreyesu. Das Virus könne nur gemeinsam aufgehalten werden.

Dazu empfiehlt die WHO unter anderem, dass Länder mit weniger entwickelten Gesundheitssystemen unterstützt werden und die Staaten ihre Maßnahmen abstimmen. Zudem soll die Arbeit an Medikamenten und Impfstoffen beschleunigt, Wissen und Daten geteilt und gegen Gerüchte vorgegangen werden. Gleichzeitig empfiehlt die WHO im Zusammenhang mit dem Coronavirus keine Handels- und Reisebeschränkungen. 

Die Vergangenheit zeigt: Die Ausrufung des Internationalen Gesundheitsnotstandes kann – muss aber nicht – helfen, Epidemien oder Pandemien einzudämmen:

Schweinegrippe

Die Schweinegrippe wird durch den Influenzavirus H1N1 hervorgerufen und trat 2009 in Mexiko auf. Die dortigen Gesundheitsbehörden stellten eine Häufung von Lungenentzündungen fest. Von Mexiko breitete sich das Virus rasant in die Vereinigten Staaten und auch in zahlreiche andere Länder aus. In Deutschland wurden vielerorts Schulen und Kindergärten vorübergehend geschlossen. Im August 2010 erklärte die WHO die Pandemie für beendet. Nach Schätzungen starben seinerzeit 100.000 bis 400.000 Menschen an den Folgen einer Infektion, davon laut Robert-Koch-Institut rund 250 in Deutschland. Die Todesrate bei Infizierten lag bei unter einem Prozent.

Kinderlähmung

2014 wurde der Internationale Gesundheitsnotstand wegen Kinderlähmung (Polio) ausgerufen – und er dauert noch an. Während dank umfangreicher Impfprogramme viele Gebiete der Welt bereits als frei von Polio gelten, wurden 2018 und 2019 Übertragungen von Polio-Erregern in Afghanistan und Pakistan nachgewiesen, zuvor wurden unter anderem in Kamerun, Syrien und dem Irak Fälle dokumentiert. Fünf bis zehn Prozent der Infizierten sterben. Die WHO äußerte sich „zutiefst besorgt über die signifikante weitere Zunahme“ und dringt mit der Ausrufung des Internationalen Gesundheitsnotstandes vor allem darauf, Impfungen zu intensivieren. Langfristiges Ziel ist die Ausrottung der Krankheit.

Ebola

Gut in Erinnerung dürfte vielen noch die Ebolafieber-Epidemie ab 2014 in Westafrika sein. In den hauptsächlich betroffenen Ländern Guinea, Liberia und Sierra Leone erkrankten laut Robert-Koch-Institut mehr als 28.000 Menschen, über 11.000 starben. In Deutschland haben sich keine Menschen mit dem Virus infiziert, drei kamen allerdings aus Afrika zur Behandlung nach Deutschland, eine Person starb. Die WHO forderte betroffene Länder auf, ihren Katastrophenschutz zu aktivieren, um effizient gegen eine Ausbreitung des Virus vorzugehen. Dank internationaler Hilfe und Kooperation konnte der Internationale Gesundheitsnotstand 2016 aufgehoben werden.

Ärztin über Kampf gegen Ebola

"Die Leute um dich herum sterben wie die Fliegen"

Das „Time Magazine“ kürte Ella Watson-Stryker zur Person des Jahres – für ihren Kampf gegen Ebola. Im stern-Interview erzählt die Ärztin, wie sie und ihre Kollegen die Lage vor Ort erlebt haben.

Zikavirus

Ausgehend von Brasilien infizierten sich ab 2015 mehrere Millionen Menschen mit dem Zikavirus. Die meisten Infektionen verlaufen laut Robert-Koch-Institut ohne Symptome. In seltenen Fällen können jedoch neurologische Komplikationen auftreten, auch können Infektionen während der Schwangerschaft zu Fehlbildungen beim Fötus führen. Die WHO rief den internationalen Gesundheitsnotstand im Februar 2016 aus, im November wurde er für beendet erklärt. Insbesondere sollte die Forschung zu Übertragung und Verlauf der Krankheit verstärkt werden. Seit Ausbruch der Erkrankungswelle in Brasilien wurden in Deutschland rund 300 Fälle registriert.

Erneuter Ebola-Ausbruch

Seit 2018 grassiert das Ebolafieber in der Demokratischen Republik Kongo und im benachbarten Uganda. Bis zum Januar 2020 verzeichnete die WHO 3414 Erkrankungen und 2237 Todesfälle. Im Juli 2019 rief sie den internationalen Gesundheitsnotstand aus und warb Gelder für die Bekämpfung der Epidemie ein – mit mäßigem Erfolg, denn eine Finanzierungslücke blieb. Dank Impfungen konnte die Infektionswelle zumindest eingedämmt werden, Neuansteckungen können in der prekären Sicherheitslage aber nicht verhindert werden. 

Ebola, Gewalt, Hungersnot

In der DR Kongo sterben Tausende – und Millionen sind vom Tod bedroht

Hilfsorganisationen bezeichnen die Lage in der Demokratischen Republik Kongo als „zweitgrößte Hungerkrise in der Welt“. Dazu leiden die Menschen dort unter dem Ebola-Ausbruch und nicht endender Gewalt – kaum beachtet von der Weltöffentlichkeit.

Sars: kein Internationaler Gesundheitsnotstand

Obwohl in der Diskussion oftmals ein Vergleich des aktuellen Coronavirus mit der Sars-Pandemie ab 2002 gezogen wird, war diese kein Internationaler Gesundheitsnotstand; schlicht weil es diese Kategorie seinerzeit noch nicht gab. Dennoch gilt die Sars-Pandemie als Beispiel für die rasante Ausbreitung eines Virus in der globalisierten Welt, letztendlich waren gut zwei Dutzend Staaten betroffen. Insgesamt starben an der durch das Virus ausgelösten Atemwegserkrankung laut WHO bis 2004 insgesamt 774 Menschen, in 8096 Fällen konnten Infektionen nachgewiesen werden; die Sterberate lag bei 9,6 Prozent. Beim aktuellen Coronavirus liegt sie derzeit bei 2,1 Prozent. In Deutschland ist kein Infizierter gestorben.

Bedrohlicher erscheint für Deutschland derzeit eher die Grippewelle: Bis zum 28. Januar wurden dem Robert-Koch-Institut für diese Saison rund 7000 Fälle gemeldet, es gab 43 Todesfälle in Deutschland. Der Göttinger Angstforscher Professor Borwin Bandelow sagte dazu der Nachrichtenagentur DPA: „Die meisten Menschen kriegen eine Grippe und wissen, dass sie nach 14 Tagen vorbei ist. Sie denken nicht daran, dass man an der Grippe sterben kann.“

Quellen: Weltgesundheitsorganisation (1), Weltgesundheitsorganisation (2), Robert-Koch-Institut (2), Weltgesundheitsorganisation (3), Robert-Koch-Institut (2), Weltgesundheitsorganisation (4), Weltgesundheitsorganisation (5), Robert-Koch-Institut (3), Nachrichtenagenturen DPA und AFP

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