Mindestens 71 Menschen haben sich in China mit dem Coronavirus infiziert, nachdem eine Frau in einem Hochhaus offenbar ihre Nachbarn im Aufzug angesteckt hat. Eine Fallstudie von Wissenschaftlern aus der chinesischen Provinz Hubei kommt zu dem Schluss, dass das Virus wohl über Oberflächen in dem Fahrstuhl des Hochhauses übertragen wurde. Eine Zusammenfassung der Erkenntnisse veröffentlichten die Mediziner auf der Seite des Fachjournals „Emerging Infectious Diseases“.
Infektiologin Camilla Rothe
Sie entdeckte den ersten Corona-Fall in Deutschland – aber keiner hörte die Warnung
Demnach war die 25-jährige „Patientin A0“ am 19. März von einem Aufenthalt in den USA in die chinesische Provinz Heilongjiang zurückgekehrt. Die Provinz hatte zu diesem Zeitpunkt seit acht Tagen keine Corona-Infektionen mehr gemeldet. Nach ihrer Rückkehr begab sich die Frau für zwei Wochen in häusliche Quarantäne und hatte während dieser Zeit keine Kontakte mit den anderen Bewohnern des Hauses. Wenig später jedoch kam es zu den ersten Infektionen unter den Nachbarn und in deren Umfeld.
Coronavirus-Infektion über Oberflächen im Fahrstuhl
Die Studie aus China zeichnet nach, wie sich das Virus ausbreitete: Am 26. März lud ein Bewohner des Hauses seine Mutter und deren Lebensgefährten zu sich ein. Drei Tage später besuchten sie eine Party. Am 2. April kam ein anderer Teilnehmer der Feier mit hohem Fieber ins Krankenhaus, auch seine Söhne mussten eingeliefert werden. Der Lebensgefährte der Mutter des Nachbarn wurde am 9. April positiv auf Covid-19 getestet, kurz nachdem er erste Symptome gezeigt hatte.
Von diesem Cluster breiteten sich die Infektionsketten immer weiter aus und griffen auch auf Krankenhäuser über. In der Klinik, in der ein Party-Teilnehmer zuerst behandelt wurde, gab es nach Angaben der Wissenschaftler mindestens 28 Infektionen. Nach seiner Verlegung in ein anderes Krankenhaus wurden auch dort 20 Fälle festgestellt – darunter Patienten, Ärzte und Krankenpflegerinnen.
Aufzüge gelten als Corona-Hotspots in Hochhäusern
Unter den Fällen, die in direkter Verbindung mit dem Hochhaus standen, gab es jedoch keinen, der in den 14 Tagen vor der Infektion in einem Corona-Gebiet gewesen war. Erst als die Forscher von der Frau erfuhren, die kürzlich in den USA gewesen war, konnten sie den Anfang der Infektionskette in der Provinz identifizieren. Bei einem Test wurden Antikörper im Körper der Frau nachgewiesen. Sie war infiziert gewesen, ohne Symptome zu zeigen. Sogar ein Coronavirus-Test nach ihrer Einreise war negativ ausgefallen.
Die Frau hatte während ihrer Quarantäne keinen Kontakt zu den Nachbarn und auch den Fahrstuhl stets allein benutzt. Die Wissenschaftler gehen deshalb in ihrer Studie davon aus, dass sich die anderen Bewohner des Hauses infiziert haben, als sie mit den Oberflächen im Aufzug in Kontakt kamen. Laut Robert Koch-Institut kann das Coronavirus auf Edelstahl bis zu 48 Stunden lang nachgewiesen werden, auf Kunststoff bis zu 72 Stunden lang. Die untersuchte Viruslast sei in diesen Fällen allerdings gering. Neben der Übertragung über die Oberflächen gelten Aufzüge auch wegen der schlechten Belüftung als besonders gefährliche Hotspots der Virusverbreitung.
Quellen: „Emerging Infectious Diseases“ / Robert Koch-Institut
Alles über Corona
Aktuelle Virus-Lage
USA bleiben Corona-Brennpunkt – ein Land steuert auf eine Million Infizierte zu
Aktuelle Virus-Lage
USA bleiben Corona-Brennpunkt – ein Land steuert auf eine Million Infizierte zu
Sommerferien trotz Corona
Einreiseregeln, Maskenpflicht und Co.: Was Urlauber jetzt wissen müssen – 29 europäische Länder im Vergleich
Künstler "Odeith"
Graffitikünstler schafft täuschend echte Illusionen
Registrierte Fälle
In diesen Bundesländern hat häusliche Gewalt während der Corona-Krise zugenommen
Epstein-Skandal
Ghislaine Maxwell – vom Party-Girl aus gutem Haus zur mutmaßlichen Missbrauchskomplizin
Corona-Pandemie
Ohne Mundschutz, kein Abstand: Tausende Menschen feiern in Nizza auf einem Konzert
Wegen Party-Touristen
Spahn warnt vor Corona-Welle: "Aufpassen, dass Ballermann kein zweites Ischgl wird"
Bericht aus Texas
30-Jähriger hielt Coronavirus für einen "Scherz" – und stirbt nach "Covid-19-Party"
ZDF-Sommerinterview
Steinmeier wünscht sich mehr Geld für Corona-Helfer: "Von Wertschätzung kann man nicht dauerhaft zehren"
Brasiliens Präsident
Für Umgang mit Corona kritisiert: Bolsonaro rechtfertigt sich auf Twitter
David Bennent
Was macht der Junge aus "Die Blechtrommel" heute?
Schutz vor Covid-19
Mallorca zieht Reißleine: Touristen sollen fast überall Maske tragen – nur wenige Ausnahmen
Eingebrochener Tourismus
Wie Island nach dem Corona-Schock um Urlauber kämpft – verlockendes Versprechen inklusive
Puppen statt Plexiglas
Geniale Idee, um Mindestabstand zu wahren: Restaurant öffnet mit ungewöhnlichen Gästen
Sixt, WeShare und Co.
Alles oder nichts: Corona wird zur härtesten Probe der Carsharing-Dienste
Corona-Auflagen
Prostituierte demonstrieren für Öffnung der Bordelle: "Wir zahlen Steuern und keiner hilft uns"
Coronavirus in den USA
"Aus Angst, nicht wiedergewählt zu werden": Twitter-User reagieren auf Trumps Kehrtwende bei dem Masken-Streit
Abi 2020
Keine Party, keine Reise, kein Praktikum – wie Abiturienten mit Corona klarkommen
Südkorea
Anti-Corona-Aktion: Beeindruckende Drohnen-Show am Nachthimmel von Seoul
Talk bei "Maybrit Illner"
Virologe Streeck: "Rechne damit, dass es eine zweite, dritte Welle geben wird"
Kampf gegen Pandemie
Schneller, einfacher, mobiler – das Rennen um die neuen Corona-Tests
Thermocycler
Ergebnisse in nur 16 Minuten: So funktioniert der neue Corona-Schnelltest
Quelle: Den ganzen Artikel lesen