Herzinsuffizienz und Schlaganfall: Zunehmend Männer unter 40 Jahren betroffen – Heilpraxis

Frühe Fälle von Schlaganfall und Herzschwäche angestiegen

Schlaganfall und Herzinsuffizienz treten häufig auf – gewöhnlich aber unter älteren Patientinnen und Patienten. Ein schwedisches Forschungsteam zeigte nun, dass in den letzten Jahren die Anzahl der Fälle bei Männern unter 40 Jahren deutlich angestiegen ist. Einen Zusammenhang sehen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Fettleibigkeit und geringer Fitness im späten Teenageralter.

Forschende der Universität Göteborg beobachteten im Rahmen einer Langzeitstudie eine ansteigende Tendenz bei der Prävalenz von Schlaganfall und Herzinsuffizienz bei schwedischen Männern unter 40 Jahren. Vor allem diejenigen, die am Ende des Teenageralters stark übergewichtig und körperlich nicht fit sind, scheinen ein erhöhtes Risiko für frühe kardiovaskuläre Ereignisse zu haben. Die Forschungsergebnisse wurden kürzlich im „Journal of Internal Medicine“ vorgestellt.

Über eine Millionen Männer beobachtet

Die Arbeitsgruppe werte Daten von 1.258.432 Männern aus, die im Durchschnittsalter von 18,3 Jahren zwischen den Jahren 1971 und 1995 in Schweden zum Militärdienst eingezogen wurden. Die Daten umfassten Angaben zu Gewicht, Größe und körperlicher Fitness der Männer bei der Einberufung. Über Daten des Nationalen Patientenregisters und des Todesursachenregisters des National Board of Health and Welfare konnten die Forschenden den Gesundheitszustand der Männer über einen Zeitraum von mehr als 20 Jahre beobachten.

Anteil der Übergewichtigen verdoppelte sich in 20 Jahren

Die Auswertung zeigt, dass der Anteil der Männer, die zum Zeitpunkt der Einberufung übergewichtig waren, also einen Body-Mass-Index (BMI) von 25 bis 30 aufwiesen, zwischen 1971 und 1995 von 6,6 auf 11,2 Prozent anstieg. Der Anteil der Männer mit Adipositas, also mit einem BMI über 30, stieg von 1,0 auf 2,6 Prozent an. Der durchschnittliche Fitnessgrad der Einberufenen nahm hingegen über die Jahre ab.

Zunahme von Herzinsuffizienz und Schlaganfall unter 40

„Diese Faktoren – also Übergewicht, Fettleibigkeit und geringe Fitness – erklären zum Teil den starken Anstieg der Herzinsuffizienz, den wir in der Studie sehen, und auch den Anstieg der Schlaganfälle“, erläutert Studienerstautor Professor David Åberg. Trotz zunehmender Fettleibigkeit sowie ansteigender Prävalenz von Schlaganfall und Herzinsuffizienz sei die Sterblichkeit an Herz-Kreislauf-Erkrankungen insgesamt jedoch in dieser Altersgruppe gesunken.

Herzversagen vorm 40. Geburtstag

Die Analyse zeigt darüber hinaus, dass die Fälle von Herzversagen bei Männern unter 40 Jahren innerhalb von 21 Jahren um rund 70 Prozent angestiegen sind. Bei den Männern, die zwischen 1971 bis 1975 eingezogen wurden, traten innerhalb der folgenden 21 Jahre 0,49 Fälle von Herzversagen pro 1.000 Männer auf. Unter denjenigen, die zwischen 1991 und 1995 eingezogen wurden, sind es 0,83 Fälle pro 1.000 Männer.

Ein ähnlicher Trend zeichnete sich bei der Prävalenz von Schlaganfällen, Hirninfarkten und Hirnblutungen ab. Der Anstieg für Hirninfarkt betrug im Beobachtungszeitraum 32 Prozent (von 0,68 auf 0,9 Fälle pro 1.000 Männer) Für Hirnblutungen betrug der Anstieg 20 Prozent (von 0,45 auf 0,54 Fälle pro 1.000 Männer).

Anteil der Herzinfarkte und Todesfälle sank

Im Gegensatz dazu sank der Anteil der Herzinfarkte innerhalb von 21 Jahren nach der Einberufung um 43 Prozent von 1,4 auf 0,8 Fälle pro 1.000 Männer. Der Anteil der Todesfälle an allen Herz-Kreislauf-Erkrankungen ging ebenfalls zurück, und zwar um 50 Prozent (von 1,5 auf 0,74 Fälle pro 1.000 Männer).

Rückgang des Rauchens könnte weniger Herzinfarkte erklären

Die Tatsache, dass sich die Trends für Herz-Kreislauf-Erkrankungen im Laufe der Zeit in unterschiedliche Richtungen bewegen, lässt vermuten, dass auch andere, unbekannte Faktoren eine Rolle spielen. Den Forschenden zufolge könnte die Gewichtsentwicklung nach dem Dienst ein solcher Faktor sein, aber auch Stress und Drogenkonsum könnten eine Rolle spielen. Speziell für Herzinfarkte vermuten die Forschenden, dass eine allgemeine starke Reduzierung des Rauchens dem Rückgang zugrunde liegt. Fakt bleibt aber, dass Übergewicht und Fettleibigkeit einen Einfluss haben.

„Wir sehen, dass die Herzinfarkte noch stärker zurückgegangen wären, wenn es den Anstieg von Übergewicht und Fettleibigkeit nicht gegeben hätte“, ergänzt Professor Åberg. Die Ergebnisse stützen die Annahme, dass Übergewicht und eine geringe Fitness im Alter von 18 Jahren einen Einfluss auf früh auftretende Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben.

„Auf gesellschaftlicher Ebene ist es also wichtig, zu versuchen, mehr körperliche Aktivität zu bekommen und bereits im Jugendalter gute Essgewohnheiten zu etablieren und weniger sitzend zu leben“, resümiert der Studienautor. (vb)

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