Leberkrank durch zu viele Kohlenhydrate und Bewegungsmangel

Prof. Dr. Martin Smollich, Lübeck, referierte im Eröffnungsvortrag der Interpharm online über eine Leberkrankheit, die seiner Ansicht nach viele nicht „auf dem Schirm haben“ – die nicht-alkoholische Fettlebererkrankung mit der etwas sperrigen Abkürzung NAFLD (non-alcoholic fatty liver disease). Doch in den westlichen Industrieländern ist sie die häufigste Leberkrankheit, und ihre Prävalenz wird steigen, auch in Deutschland. Grund genug, dass Apotheker und PTA sich damit gut auskennen.

Mit dem Begriff Fettleber assoziiert man fast automatisch einen zu hohen Fettkonsum. Doch „es ist nicht das Fett“, betonte Smollich. Vielmehr ist für die Pathogenese der NAFLD entscheidend, dass die Kohlenhydratzufuhr höher liegt, als für die Muskelaktivität erforderlich wäre. Zunächst hat die Leber Mechanismen parat, um sich zu wehren. Die erste „Notwehrreaktion“ des Organs besteht darin, dass sie ihre Lipogenese aktiviert, worauf die überschüssigen Kohlenhydrate in Fette umgewandelt und über mehrere Zwischenstufen als Bauchfett abgelagert werden. Eine weitere Notwehrreaktion ist die Fettablagerung in Leberzellen. Da die Leber aber kein Fettspeicherorgan ist, wird ein Prozess mit fatalen Folgen in Gang gesetzt: über die Zwischenstufen Steatohepatitis und Leberzirrhose entwickelt sich aus der Fettleber schließlich ein hepatozelluläres Karzinom. Das erklärt auch, weshalb die NAFLD die häufigste Indikation für eine Lebertransplantation ist – häufiger als bei alkoholbedingten Leberschäden.

Lebensstiländerung: Prophylaxe und Therapie in einem

Gegensteuern ist nach Smollichs Ansicht unbedingt notwendig, denn die Prävalenz der – zu Beginn symptomlosen – Erkrankung wird in Deutschland in der Normalbevölkerung bereits auf 30 Prozent geschätzt, bei Adipösen liegt sie über 90 Prozent. Anders als bei anderen Lebererkrankungen sind bei der NAFLD Medikamente nicht die erste Wahl. Aktuell gibt es keine zugelassenen Wirkstoffe, sie werden aber intensiv erforscht. Vielmehr besteht die wirksamste Prävention und die kausale Therapie aus körperlicher Aktivität und optimaler Ernährung. Denn in den Anfangsstadien, d.h. bis zur Steatohepatitis, ist die NAFLD durch Lebensstil-Interventionen komplett reversibel. Bereits bei mäßiger körperlicher Aktivität von zum Beispiel vier Stunden pro Woche wurden signifikante Verbesserungen der NAFLD beobachtet. Dabei sollte nicht nur Ausdauer-, sondern auch Krafttraining betrieben werden, um die Insulinsensitivität der Muskeln zu erhöhen. Bei der Ernährung kommt es laut Smollich darauf an, die Zufuhr von Kohlenhydraten, gesättigten Fettsäuren und freiem Zucker zu reduzieren. Vor allem die Fructoseaufnahme, die häufig „unbemerkt“ aus Softdrinks und Smoothies erfolgt, müsse man im Blick behalten. 

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Sinnvoll ist auch eine mindestens fünfstündige Pause zwischen den Mahlzeiten, weshalb Intervallfasten empfehlenswert sei. Die gute Nachricht: Kaffee, und zwar mindestens zwei Tassen pro Tag, leistet einen positiven Beitrag zur Ernährungsumstellung. Eine weitere mögliche Option bei der Behandlung der NAFLD ist das optimale Management von Komorbiditäten wie Diabetes, Fettstoffwechselstörung, Hypertonie und KHK, wobei dann natürlich Medikamente zum Einsatz kommen. Arzneimittel, die eine Steatose verstärken können, sollten, sofern möglich, ausgewechselt werden. Dazu zählen Amiodaron, Methotrexat, Tamoxifen, Valproat, Glucocorticoide und Estrogene.

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