Macht Handylicht alt und faltig? So schädlich ist Blue Light wirklich

Isabel Bäring hat am Montag ihre Firmenidee in der „Höhle der Löwen“ gepitcht. Die Mehrheit der potenziellen Investoren war skeptisch, Nils Glagau allerdings investierte in ihre Creme. Sie soll die Haut vor schädlichem blauen Licht schützen. Doch macht Blue Light wirklich alt und faltig? Das sagen Experten.

Es soll die Hautzellen schonen und vor negativen Einflüssen und oxidativem Stress vor allem durch Blaulicht schützen: „Mijasi“, das Fluid, das Gründerin Isabel Bäring am Montag in der Investorenshow „Die Höhle der Löwen“ vorstellte, verspricht Schutz vor der digitalen Bildschirmstrahlung und vorzeitig alternder Haut.

Die meisten Löwen waren in der TV-Show skeptisch. Nicht so jedoch Gesundheitsunternehmer Nils Glagau. Der „Orthomol“-Chef investierte in die Hautcreme mit Blaulichtfilter. Doch wie schädlich ist „Blue Light“ wirklich? FOCUS Online gibt einen Überblick über den bisherigen Wissenstand.

Was ist blaues Licht?

Es gibt zwei Arten von blauem Licht, natürliches und künstliches.

  • Natürliches blaues Licht ist, genau wie UV-Licht, Teil der Sonnenstrahlung.
  • Künstliches blaues Licht taucht hingegen in LED-Lichtern auf, ebenso in den Bildschirmen von Computern und Smartphone-Displays.

Blaues Licht gilt, genau wie UV-Licht, als besonders energiereich. Deshalb steht es im Verdacht, die Hautalterung und Faltenbildung anzuregen. Auch die Theorie, dass es Auswirkungen auf die Augen sowie den Schlaf haben kann, wird immer wieder diskutiert.

Schadet blaues Bildschirmlicht der Haut?

Gründerin Isabel Bäring behauptete am Montagabend, die stundenlange Strahlung des Blaulichts von Laptop, Smartphone und Fernseher schwäche unsere Zellen, stresse unsere Haut und könne zu verfrühter Hautalterung führen. Dieser These widersprechen Experten allerdings. Chemiker Thomas Jüstel von der Fachhochschule Münster erklärt den Effekt anhand eines Beispiels:

  • „Wenn wir uns im Sommer draußen aufhalten, die Sonne scheint und der Himmel strahlend blau ist, dann erfahren wir ungefähr 100.000 Lux." Das sei die Maßeinheit für die Beleuchtungsstärke, also wie viel Licht von einer Lichtquelle – in dem Fall der Sonne – auf einer Fläche mit bestimmter Größe, zum Beispiel auf einem Quadratmeter, ankomme. „100.000 Lux ist also sehr viel“, so Jüstel.
  • Die Beleuchtungsstärke eines Computerbildschirms liege hingegen nur bei etwa 50 Lux oder weniger. „Das ist also eine recht geringe Beleuchtungsstärke.“ Dabei sei der relative Anteil an blauem Licht ähnlich hoch wie bei der Sonne, allerdings erzeuge der Bildschirm keinerlei UV-Strahlung.

„Unsere Haut altert dadurch definitiv nicht“, resümiert er. „Wer also sein gesamtes Berufsleben am Computerbildschirm verbringt, muss sich keine Gedanken um Hautalterung durch blaues Licht machen. Schlimmer wären da extrem lange Sonnenbäder.“

Ähnlich schätzt auch Dermatologin Yael Adler beim „Stern“ die Gefahr von Bildschirmen auf die Hautalterung ein. „Die Bildschirmarbeit dürfte nicht wirklich gefährlich sein.“ Das habe eine Studie gezeigt. „Wer danach in der Mittagszeit in Hamburg draußen spazieren geht, bekommt umgerechnet innerhalb weniger Minuten viel mehr Tageslicht, das auch blaues Licht enthält, ab als bei wochen- bis monatelanger Bildschirmarbeit.“

Was bringen Cremes gegen Blaulicht?

Laut Dermatologin Yael Adler gibt es bislang keine aussagekräftigen Daten dazu, dass Cremes wirklich gegen die Blaulichtstrahlung helfen. Die Verwendung solcher Produkte schade zwar nicht. Etwa würden diesen Cremes häufig Antioxidantien zugemischt, welche dem Hautbild gut tun und Reparaturmechanismen in Gang setzen. Auch das in der „Höhle der Löwen“ vorgestellte Fluid wirbt mit dem Schutz vor oxidativem Stress. Das Geld für spezielle Creme mit Blaulichtfilter könnten sich Verbraucher aus Sicht der Dermatologin aber in der Regel sparen. Stattdessen empfiehlt Adler, eine pflanzenbetonte bunte Kost, die von allein viele Antioxidantien liefere.

Schadet blaues Licht den Augen?

Nicht nur die Haut steht im Verdacht, durch blaues Licht Schaden zu nehmen. Bisherige Studien untersuchten vor allem die schädliche Wirkung, welche blaues Licht auf die Augen und die Netzhaut haben kann. Deswegen nutzen manche Menschen seit einigen Jahren Brillen mit Blaulichtfilter, um ihre Augen zu schonen. Andere nutzen filternde Folien zum Beispiel für den Laptopbildschirm oder das Smartphone. Doch auch das ist aus medizinischer Sicht nicht notwendig, wie die Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft vergangenen Herbst erklärte.

„Die Lichtstärke bei der Nutzung elektronischer Geräte ist viel zu gering, um Netzhautschäden an den Augen hervorzurufen“, sagte etwa Sehforscher Michael Bach vom Universitätsklinikum Freiburg. Studien hätten zudem gezeigt, dass Kontaktlinsen mit Blaulichtfilter nicht vor einer Ermüdung bei der Bildschirmarbeit schützten.

Verursacht blaues Licht Schlafstörungen?

Die Blaulichtrezeptoren in unseren Augen regulieren auch unseren Melatoninhaushalt. Erste Laborstudien deuten darauf hin, dass das blaue Licht die Bildung des Schlafhormons hemmen könnte, welches für ein Müdigkeitsgefühl sorgt. Daher raten Experten vor dem Smartphone-Konsum kurz vor dem Schlafengehen ab. Allerdings gibt es auch Untersuchungen, die einen solchen Effekt bei hellem Licht, ohne erhöhten Blaulichtanteil zeigen.

Chemiker Jüstel rät deshalb: „Am besten lesen Sie ein gutes Buch, idealerweise bei Kerzen- oder Halogenlampenlicht – dann dürfte das Einschlafen kein Problem sein. Wenn doch, liegt es jedenfalls nicht an den Lichtverhältnissen.“

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