Mein liebes Tagebuch

Pessimisten meinen: Das Rx-Versandverbot können wir vergessen, die Gleichpreisigkeit in der Pfeife rauchen. Das Ministerium klebt an der Importförderklausel und die PTA-Ausbildung soll  nicht verlängert werden. Und bis alle Apotheken an die schnelle Datenautobahn angebunden sind, vergehen noch mindestens zwei, drei Jahre. Gibt es überhaupt noch irgendeinen Lichtblick? Klar! Das Apotheken-Stärkungsgesetz soll noch vor der Sommerpause vom Bundeskabinett beschlossen werden. Ist das ein Lichtblick?

20. Mai 2019

Die Wurst ist gegessen, mit dem Rx-Versandverbot wird’s wohl nichts mehr. Jetzt, wo es die ABDA schon abgehakt hat! Dabei hätte es durchaus etwas werden können. Wie Michael Hennrich, CDU-Gesundheitspolitiker im „DAZ-Geschichtentaxi“ erzählt, war er der erste, der sich für das Rx-Versandverbot aussprach. Damals, kurz nach der Urteilsverkündung am 19. Oktober 2016, waren sogar einige SPD-Parlamentarier für das Rx-Versandverbot, wie er weiß. Mein liebes Tagebuch, tja, was da alles so hinter den Kulissen ablief bis heute, welche Deals da ausgekungelt wurden zwischen Spahn und ABDA – wir werden vieles wohl erst Jahre später erfahren, dann haben sich die ausländischen Versender mit Boni und Rabatten längst auf dem deutschen Rx-Markt ausgebreitet. 

Gerüchte, Gerüchte. Kommt eine Kanzlerin-Dämmerung? Räumt Angela Merkel doch früher ihren Kanzlersitz für Annegret Kramp-Karrenbauer? Und gibt’s dann auch eine Kabinettsumbildung? Die Bild-Zeitung will so einiges erfahren haben.Ein Wackelkandidat soll auch Wirtschaftsminister Peter Altmaier sein. Die Wirtschaft beschwert sich über ihn, er sei zu entscheidungsschwach, heißt es. Die „Bild am Sonntag“ sieht Jens Spahn als Nachfolger für Altmaier. Und an der Spitze des Bundesgesundheitsministeriums sieht die BamS die CDU-Politikerin Annette Widmann-Mauz aus Baden-Württemberg. Mein liebes Tagebuch, gewagte Vorstellungen, die für uns Apothekers möglicherweise nicht ungeschickt wären. Altmaier blockiert derzeit unser Apotheken-Stärkungsgesetz. Wäre Spahn Wirtschaftsminister, wäre diese Blockade weg, er wird sein eigenes Apotheken-Stärkungsgesetz nicht torpedieren. Und mit Widmann-Mauz käme eine Politikerin, die sich bereits für die Gleichpreisigkeit aussprach (O-Ton: Das ist ein Muss). Alles Gerüchte. Aber träumen darf man mal. 

Eigentlich ist der Botendienst der Apotheke offiziell noch immer begrenzt auf den Einzelfall – mein liebes Tagebuch, eine alte Kamelle aus früheren Zeiten. Die Realität sieht heute schon anders aus: Mit dem Botendienst wird landauf, landab bereits kräftig geworben – „wir bringen’s“ oder ähnlich heißt der Schriftzug auf vielen Apotheken-Autos und -Fahrrädern. In Zeiten von Versandhandel ist der Botendienst der Apotheke eine Serviceleistung, die nicht mehr wegzudenken ist. Das Apotheken-Stärkungsgesetz will daher den Botendienst auf neue, zeitgemäße Füße stellen. So soll zum Beispiel der Botendienst auf Kundenwunsch grundsätzlich zulässig sein. Endlich, mein liebes Tagebuch, endlich hat das Ausliefern im Graubereich ein Ende. Außerdem soll der Botendienst neu definiert werden als „Zustellung durch Boten der Apotheke“. Darunter versteht man die die Zustellung durch Personal der Apotheke oder auch externes Personal, das der Weisungshoheit der Apothekenleitung untersteht. Dazu gehört beispielsweise auch der Fahrer der Apotheke. Es ist also definitiv kein Versandhandel, denn da würden auch externe Dienstleister die Ware bringen, die nicht der Weisung der Apotheke unterliegen. Allerdings wird auch klargestellt, dass die Zustellung von Rx-Arzneimitteln durch pharmazeutisches Personal erfolgen muss, wenn die Beratung nicht zuvor in der Apotheke stattgefunden hat. Alternativ kann auch im Wege der Telekommunikation aus der Apotheke beraten werden, will heißen: Pharmazeutisches Personal kann den Patienten anrufen und ihn über seine verordneten Arzneimittel beraten, der Fahrer der Apotheke bringt dann die Ware. Mein liebes Tagebuch, das klingt doch alles sehr vernünftig und hilft uns, gegen den Versandhandel anzukämpfen. Und dennoch, das gefällt nicht allen. Die Bayerische Landesapothekerkammer beispielsweise hält das alles für übertrieben, sie lehnt eine neue gesetzliche Regelung für Botendienste ab. Die Brandenburger Kammer warnt davor, mit den neuen Botendiensten einen neuen, dritten Versorgungsweg aufzumachen. Das alles kann man nicht recht verstehen, mein liebes Tagebuch, soll man lieber im Graubereich weiterwursteln? Sollen die Apotheken ihren Kunden eine Serviceleistung verweigern, mit der man gegen den Versandhandel antreten kann? Was die Bayerische Kammer noch vorschlägt: Der Arzt sollte einen notwendigen Botendienst als Kassenleistung verordnen dürfen. Klar, wäre schön – aber wie die Verhandlungen über die Höhe dieser Leistung aussehen, kann ich mir schon vorstellen. 

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