Mein liebes Tagebuch

Kleines Beben beim Rechenzentrum und Apo-Dienstleister Noventi: Der Vorstand wird erneuert. Aber keine Sorge, die Abrechnungsgelder sind sicher, sagen die Neuen. Und in Zukunft mehr Graubrot mit Butter statt Sahne-Windbeutel. Auch bei Lauterbach: Nach dem Spargesetz kommt ein Strukturgesetz, und dann wird’s richtig gefährlich. Das prognostiziert auch ABDA-Vize Arnold, daher will die ABDA lieber eigene Vorschläge entwickeln. Hoffentlich geht das gut. Gesundheitspolitiker kommen jedenfalls nicht zum Apotag, sie haben bereits abgesagt, Termingründe. Oder wollen sie nicht mehr mit uns reden? Und beim E-Rezept lässt das einzig wahre und einfachste Transportmedium, die elektronische Gesundheitskarte, auf sich warten. Kann man nicht verstehen.

5. September 2022

Um die GKV-Finanzen zu entlasten, will Lauterbach auch die Apotheken zu einem Sparbeitrag verpflichten. Mein liebes Tagebuch, das ist zwar völlig absurd angesichts der wirtschaftlichen Lage der Apotheken, aber der Sparbeitrag wird wohl kommen: Der Kassenabschlag soll um 23 Cent erhöht und damit unser Apothekenhonorar gekürzt werden. Für Mathias Arnold, Vorsitzender des Landesapothekerverbands Sachsen-Anhalt und ABDA-Vize, ist es klar: Eigentlich müssten die Apotheken entlastet werden, aber er weiß natürlich, dass die gegenwärtige Finanzlage es schwer macht, mehr Geld zu bekommen, wie er auf den Wirtschaftstagen seines Landesapothekerverbands sagte. Andere Lösungen seien da gefragt. Arnold wies darauf hin, dass einem Spargesetz in der Regel ein Strukturgesetz folge – Lauterbach habe so etwas in diese Richtung bereits angekündigt. Und dann, ja dann könnte es richtig ungemütlich für unsere Apotheken werden – „dann reden wir da nicht mehr über 23 Cent mehr Rabatt“, wie Arnold zu bedenken gab, „sondern über Dinge, die richtig gefährlich sind. Darauf müssen wir uns vorbereiten“. Wie wahr, mein liebes Tagebuch, man fragt sich bloß wie? Arnold deutete an, dass man eigene politische Ideen entwickeln werde, man müsse eigene Vorschläge präsentieren, über die man sich Anfang des kommenden Jahres unterhalten müsse. Huch, mein liebes Tagebuch, da wollen wir mal hoffen, dass der ABDA bis zum Jahreswechsel etwas zu diesem Thema einfällt. An eine Änderung der bestehenden Apothekenstruktur denke man da jedenfalls nicht, sie sei nicht reformbedürftig, ließ Arnold durchblicken. Aber womit könnte man dann der Politik den Wind aus den Reformsegeln nehmen? Wir sind gespannt auf die ABDA-Vorschläge.

 

Als wiedergewählter Vorstandsvorsitzender des Norddeutschen Apothekenrechenzentrums (NARZ) hält Dr. Jörn Graue die Fahne der Rechenzentren hoch. Mein liebes Tagebuch, das muss er auch. Sein hohes Lied auf die Rechenzentren lässt sich so zusammenfassen: Gerade vor dem Hintergrund des E-Rezepts entwickelten sich die Rechenzentren immer mehr zu einer unentbehrlichen und verlässlichen Schaltstelle des Gesundheitswesens, so sein Credo. Die Direktabrechnung könne niemals eine Alternative sein. Das E-Rezept sieht Graue dagegen als Problem für die Apotheken vor Ort: Es gebe nach wie vor „Knacknüsse bei der technischen Umsetzung“, selbst Retaxationen ließen sich nicht ausschalten. Graue warnte auch vor Plattformen, „die Telemedizin und telepharmazeutische Dienstleistungen für teures Geld verknüpfen und einen Vertriebsweg eröffnen, der auf Sicht die Fundamente unseres Apothekenwesens zu zerstören droht“. Da ist Graue durchaus Realist, mein liebes Tagebuch, und natürlich sieht er auch, dass die AvP-Pleite das Vertrauen in die Rechenzentren erschütterte. Aber Konzeption und Struktur des NARZ, ein „mitgliedergetragenes Vereinskonstrukt“, stünden für eine solide Finanzpolitik und keine Expansionspolitik. Nach 40 Jahren an der Spitze sei ihm das NARZ eine „Herzensangelegenheit“. Mein liebes Tagebuch, das nimmt man ihm ab.

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