MMS – Fakten und Wissenswertes

MMS – Die Definition

MMS steht für „Miracle Mineral Supplement“ oder „Master Mineral Solution“ und entspricht im Prinzip der gasförmigen Verbindung Chlordioxid. Da Chlordioxid instabil ist, wird dieses kurz vor Gebrauch durch das Mischen zweier Komponenten, nämlich Natriumchlorit (alternativ Calciumhypochlorit) und einer Säure (z. B. Zitronensäure) hergestellt. Wird statt Natriumchlorit Calciumhypochlorit verwendet, nennt man das Ergebnis MMS-2.

Natriumchlorit (NaClO2) leitet sich chemisch von der chlorigen Säure ab und sollte nicht mit Natriumchlorid (NaCl), dem handelsüblichen (Koch-)Salz zum Würzen von Speisen verwechselt werden.

MMS wird im Netz bei zahlreichen Beschwerden empfohlen: Vom kaputten Knie über schlechte Augen, ja sogar gegen Krebs soll MMS angeblich helfen, wenn man den zahlreichen Blogs und Anzeigen im Internet Glauben schenkt.

MMS – Die Geschichte

Als Erfinder und Vermarkter von MMS gilt der ehemalige Luftfahrt-Ingenieur Jim Humble, der in seinem Buch MMS – Der Durchbruch (2008) erstmals der breiten Öffentlichkeit seine Lebensgeschichte und die Entdeckung von MMS vorstellt. In diesem Buch beschreibt Humble, wie ihn die Lust nach der Goldsuche angesteckt hat und er beschloss, sich auf eine Reise nach Südamerika/Guyana zu begeben, um dort nach Gold zu schürfen.

Aufgrund der dortigen sanitären Verhältnisse nahm er auf Anraten von Freunden zur Trinkwasseraufbereitung Natriumchlorit mit. Natriumchlorit (NaClO2) ist eine chemische Verbindung mit desinfizierenden und ätzenden Eigenschaften. Wird NaClO2 in Wasser gegeben, werden Bakterien und Viren in Abhängigkeit der gewählten Konzentration abgetötet, ein Vorgang den sich auch Wasseraufbereitungsanlagen zunutze machen. Genau dies versuchte Humble in einem Selbstversuch, um sich Gewissheit zu verschaffen.

Er schickte die so behandelte Wasserprobe zur Prüfung ein und bekam als Ergebnis „keimfrei“ zurück. Mit dem Wissen, auf diese Weise unterwegs jederzeit auf sauberes Trinkwasser zurückgreifen zu können, brach er in den Dschungel auf.

Einige Zeit nach seiner Ankunft zeigten mehrere seiner Begleiter malariatypische Symptome. Da der nächste Arzt Meilen entfernt und medizinische Ausrüstung Mangelware war, bot Humble den Betroffenen seine Natriumchloritlösung an, in der Hoffnung, die Chemikalie würde auch den Parasiten töten, der die Malaria verursachte. Die Erfolge dieser Behandlung sind der Grundstein von MMS, aber auch der Grundstein einer milliardenschweren Industrie (5).

Erste beobachtete Wirkungen von MMS

Laut Aussagen Humbles, ging es den behandelten Menschen innerhalb von 48 Stunden wieder dermassen gut, dass sie feste Nahrung zu sich nehmen und sich wie gewohnt unterhalten konnten. Weitere persönliche Fallberichte mit Malariakranken bestätigten die Wirksamkeit von Humbles Entdeckung.

Es heisst, bis zu 70 Prozent aller Behandelten sollen eine Heilung erfahren haben. Für Humble war das Anlass genug, das Mittel im südamerikanischen Guyana breit zu bewerben und zu verkaufen – mit dem Ergebnis, dass ihm vom guyanischen Gesundheitsministerium eine Gefängnisstrafe angedroht wurde, sollte der Vertrieb des Mittels nicht gestoppt werden. Laut eigenen Aussagen war Humble daraufhin mehrere Monate auf der Flucht vor den guyanischen Behörden bis zu seiner Ausreise in die Vereinigten Staaten, wo er seine Entdeckung weiterentwickelte.

MMS – Die Weiterentwicklung

Im Zuge der Weiterentwicklung stiess Humble bei seinen Recherchen auf die interessante Information, wonach die Zugabe von sauren Verbindungen den Effekt seiner Lösung noch weiter verstärkte. Versuchsweise gab Humble Essigsäure zur Natriumchloritlösung hinzu und beobachtete eine chemische Reaktion, an deren Ende die Bildung eines intensiv nach Chlor riechenden Gases stand – Chlordioxid.

In weiteren Selbstversuchen probierte er den als ekelhaft geltenden Chlorgeschmack durch Zugabe von Fruchtsäften, wie Apfelsaft oder Ananassaft, zu maskieren. Wenig überraschend nahm die Aktivität der stark oxidativen Lösung dadurch ab, da Fruchtsäfte Antioxidantien (Vitamine, Flavonoide) enthalten, welche das hochreaktive Chlordioxid abfangen und inaktivieren.

Am Ende dieser Versuchsreihe entstand ein Produkt, das aus zwei Fläschchen bestand: Einem Fläschchen NaClO2-Lösung (bei MMS-2 durch Calciumhypochlorit ersetzt) und einem weiteren Fläschchen mit Säure (Essigsäure, Zitronensäure oder Apfelsäure).

Diese beiden Komponenten werden kurz vor dem Gebrauch in einem bestimmten Verhältnis miteinander gemischt, um Chlordioxid zu produzieren. Die Empfehlung für den Verzehr von Fruchtsäften zur Geschmacksmaskierung ist geblieben, wenn auch zu einer nachfolgenden anstelle einer gleichzeitigen Einnahme geraten wird. Das Wundermittel MMS war geboren (5).

Einnahmeprotokolle nach Humble und Dr. Douwes

Das klassische Einnahmeprotokoll von Humble selbst existiert seit Beginn der MMS-Ära mehr oder weniger unverändert und wird in dieser Form von ihm bei allgemeinen Gesundheitsproblemen empfohlen. Es lautet folgendermassen:

  • Beginnen Sie mit 1 Tropfen aktiviertem MMS.
  • Steigern Sie die Dosis um 1 weiteren Tropfen, wenn keine Übelkeit verspürt wird.
  • Nehmen Sie jeweils eine Dosis morgens und eine abends.
  • Erhöhen Sie die Dosis von einem Tag zum nächsten um jeweils 1 aktivierten Tropfen.
  • Senken Sie im Falle von Übelkeit die nächste Dosis um 1 Tropfen, diese gesenkte Dosis 1 bis 2 x verwenden und dann wieder versuchen zu erhöhen.
  • Erhöhen Sie auf diese Weise schrittweise so lange die Dosis, bis Sie bei 3 x 15 Tropfen angelangt sind. Diese Dosis nehmen Sie anschliessend mindestens 1 Woche lang.
  • Im Anschluss daran sollten jüngere Menschen weiterhin vorbeugend 2 x in der Woche 4 – 6 Tropfen MMS nehmen, ältere Personen 1 x täglich 4 – 6 Tropfen.
  • Reduzieren Sie bei Durchfall die Dosis um 2 – 3 Tropfen. Der Durchfall ist laut Humble auf Reinigung sowie Entgiftung des Körpers zurückführbar und müsse nicht behandelt werden. Dieser höre von alleine auf, sobald die Reinigung und Entgiftung abgeschlossen sei.

Ein anderes Einnahmeprotokoll ist von einem überzeugten Vertreter Humbles entwickelt worden und zwar dem Arzt Dr. Friedrich Douwes (Klinik St. Georg in Bad Aibling). Er empfiehlt folgendes Vorgehen:

  • Beginnen Sie mit 1 – 2 Tropfen MMS vor dem Schlafengehen.
  • Die Einnahme sollte 5 – 10 Minuten vor einer Mahlzeit oder aber 2 Stunden nach einer Mahlzeit erfolgen, auf alle Fälle auf leeren Magen.
  • Geben Sie MMS in ein Trinkglas geben (1 : 1-Verhältnis zwischen MMS und dem Aktivator (Essig, Zitronensäure 10 % oder Salzsäure 9 %)).
  • Schwenken Sie das Glas etwas und lassen Sie die beiden Substanzen exakt 3 Minuten lang miteinander reagieren.
  • Füllen Sie nach Ablauf der 3 Minuten das Glas mit Wasser auf und trinken Sie die Substanz sofort aus.
  • Wenn Sie sich am Chlorgeruch stören, können Sie statt Wasser auch Traubensaft nehmen.
  • Tritt nach 1 Tropfen keine Reaktion auf, z. B. in Form von Übelkeit oder Durchfall, erhöhen Sie die Dosis am nächsten Tag auf 2 Tropfen und trinken dies morgens und abends jeweils wie oben beschrieben.
  • Bleiben Sie 2 Tage bei dieser Dosis. Tritt keine unerwünschte Reaktion auf, kann man diese Dosis auf 3 x täglich à 6 aktivierte Tropfen steigern.
  • Die erzielte Dosis von 3 x 6 Tropfen am Tag kann man nun für einen Zeitraum von 3 Wochen nehmen.
  • Bei Nebenwirkungen wie Erbrechen, Durchfall oder bei starker Abneigung sollte man für einen Tag aussetzen.
  • Spätestens nach 5 Wochen Einnahme ist für 2 – 3 Wochen eine Pause einzulegen, um dem Körper eine Erholung vom oxidativen Stress zu ermöglichen.
  • Während der Einnahmephasen wird geraten, nicht zu viele Antioxidantien zu nehmen (also nicht zu viel Obst und Gemüse oder gar Vitaminpräparate einzunehmen), da MMS bekanntlich oxidativ wirkt, so dass Antioxidantien diese Wirkung mindern würden.
  • Nach den Einnahmephasen aber sollte man dann wieder reichlich Obst und Gemüse essen und auch Vitaminpräparate sind wieder erlaubt bzw. sogar ratsam.

Die Durchführung dieser Einnahmeprotokolle erfolgt natürlich in Eigenverantwortung, da es sich bei MMS weder um ein Nahrungsergänzungsmittel noch um ein naturheilkundliches Mittel und auch nicht um ein Arzneimittel handelt.

Chlordioxid – Die Schlüsselkomponente von MMS

Die Schlüsselkomponente von MMS, Chlordioxid, besteht aus den Elementen Chlor und Sauerstoff. Der normale Aggregatszustand von Chlordioxid ist der gasförmige Zustand. Dieses Gas ist in seiner Reinform braun bis bernsteinfarben und besitzt einen intensiven Geruch.

Da Chlordioxid ein sehr starkes Oxidationsmittel ist, kann es sich bei falscher Lagerung oder versehentlicher falscher Handhabung explosionsartig zersetzen. Aus diesem Grund sind mit reinem Chlordioxid gefüllte Behältnisse mit der Aufschrift „Explosionsgefahr“ zu kennzeichnen.

Um diesen erheblichen Nachteil zu umgehen wird Chlordioxid entweder gleich in wässriger Lösung (= Chlordioxidlösung) angeboten, oder aber wie in der Industrie und wie es auch Humble empfiehlt, kurz vor dem Gebrauch hergestellt.

Chlordioxid als Bleichmittel in der Papierherstellung

Aufgrund seiner starken oxidativen Wirkung wird Chlordioxid normalerweise als Bleichmittel in der Papierindustrie verwendet und hat seit seiner Erstbeschreibung das damals übliche reine Chlor fast gänzlich ersetzt.

Der wesentliche Vorteil gegenüber Chlor ist: Wenn Chlordioxid in Kontakt mit organischen Verbindungen wie Cellulose kommt, entstehen weniger ozonschädigende Chlorverbindungen. Auf vielen Aussenverpackungen von Papierherstellern ist dementsprechend der Vermerk „ohne Chlor hergestellt“ zu finden.

Chlordioxid als Desinfektionsmittel

Neben seinem Gebrauch als Oxidationsmittel wird Chlordioxid in immer grösserem Umfang zur Trinkwasseraufbereitung als Desinfektionsmittel eingesetzt. Es besitzt ein breites Wirkspektrum gegen Bakterien, Pilze, Viren und Protozoen und ist in der Lage auch Reste von Algen oder phenolischen Verbindungen aus dem Wasser zu eliminieren (7).

Die Wirkung von Chlordioxid ist vergleichbar mit anderen bekannten Wasserdesinfektionsmitteln wie Chloramin T und Ozon, wobei sein sporenabtötender Effekt stärker ausgeprägt ist. Mit herkömmlichen Hautdesinfektionsmitteln (z. B. Chlorhexidin oder Isopropanol) lässt sich Chlordioxid hingegen nicht vergleichen, da es für diese Art der Anwendung nicht gedacht ist.

Chlordioxid zur Wasseraufbereitung

Das mit Abstand älteste Mittel in der Trinkwasseraufbereitung ist Chlor (das auch in der Schwimmbadwasserpflege eingesetzt wird) und das aus ihm hergestellte Chlorgas. Beide lassen sich einfach gewinnen und preiswert herstellen, mit dem Wermutstropfen, dass Chlorgas eine äusserst giftige und instabile Verbindung ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Reaktionsprodukte von Chlorgas, die Chloramine, noch in geringster Konzentration Haut und Schleimhäute reizen und stark ätzend wirken.

Aus diesem Grund wurde in Deutschland bereits 1974 die Trinkwasseraufbereitung neu bewertet, man begab sich auf die Suche nach alternativen Möglichkeiten zur Reinigung von verschmutztem Wasser und stiess auf Chlordioxid. Die Vorteile umfassen die weitaus günstigere Herstellung im Vergleich zu Ozon (einem anderen potentiellen Wasserreinigungsmittel) und die breite pH-Wert unabhängige antimikrobielle Wirkung.

Die Vorteile von Chlordioxid sind die folgenden:

  • bakterizid (wirkt bakterienabtötend)
  • viruzid (wirkt virenabtötend)
  • sporozid (wirkt sporenabtötend und damit pilzfeindlich)
  • algizid (wirkt algenabtötend)
  • stärkere und schnellere Wirkung als Chlor
  • günstige Herstellung
  • pH-Wert unabhängige Wirkung
  • lang anhaltende bakteriostatische Wirkung (hemmt Bakterien im Wachstum)
  • keine Bildung von Chloraminen

Das gängigste Verfahren zur Herstellung ist das sogenannte Salzsäure-Chlorit-Verfahren, bei welchem Natriumchlorit durch Zugabe von Salzsäure in Chlordioxid, Natriumchlorid und Wasser umgewandelt wird.

Eine Vorstufe dieses Verfahrens führte bereits 1811 zur Entdeckung von Chlordioxid durch Humphry Davy. Dieser spaltete Chlorsäure und gewann somit Chlordioxid, das allerdings nicht in reiner Form, sondern verunreinigt mit Chlor als gelbe Flüssigkeit vorlag (daher auch der von ihm vorgeschlagene Name Euchlorine, vom griechischen für „gelblich“).

Ganz so neu und revolutionär ist die „Entdeckung“ Jim Humbles also nicht, da das grundsätzliche Herstellungsverfahren bereits seit vielen Jahrzehnten bekannt und in Verwendung ist (7).

So soll MMS funktionieren

Ähnlich dem Prozess bei der Wasseraufbereitung entsteht beim Mischen der wässrigen Natriumchloritlösung mit einer Säure das Gas Chlordioxid, welches eine hervorragende Wasserlöslichkeit besitzt und sich deshalb zum Teil in der trinkfertigen Lösung befindet.

Nimmt man diese Flüssigkeit ein, sollen nach Angaben von Jim Humble sämtliche schädlichen Bakterien, Viren und Pilze im Körper abgetötet werden. Im Anschluss reagieren das giftige Gas mit Wasserstoff zu Wasser oder mit Kohlenstoff zu Kohlenstoffdioxid und das Chlor mit Natrium zu Natriumchlorid, drei für den Körper unschädliche Verbindungen.

Zu schön, um wahr zu sein

Das Chlordioxid tatsächlich desinfizierende Eigenschaften hat, daran ist nicht zu rütteln. Das dieses jedoch selektiv nur schädliche Bakterien und Viren abtötet und die für den Körper nicht schädlichen unbeeinflusst lässt, ist schlicht falsch, schon allein wegen seines universellen Wirkungsmechanismus.

Tatsache ist, dass nützliche und schlechte Bakterien abgetötet werden, vergleichbar mit dem Effekt, als würde man ein herkömmliches Desinfektionsmittel (z. B. Sagrotan) trinken. In Zeiten vom zunehmenden Verständnis über das enge Zusammenwirken der Darmflora mit dem restlichen Körper keine gute Nachricht.

In einem Interview aus dem Jahr 2008, damals war der Begriff Darmflora gerade einmal medizinischen Experten ein Begriff, sagte Jim Humble in einem Interview im Nexus Magazin, dass nur anaerobe Bakterien im menschlichen Darm pathogen (krankheitserregend) seien und MMS gezielt auf diese wirke. Wie wir heute wissen, sind anaerobe Bakterien essentielle Bestandteile einer gesunden Darmflora. Man nehme als Beispiel die Milchsäurebakterien (Lactobacillus sp.), die für ein natürliches Gleichgewicht im Darm und den weiblichen Geschlechtsorganen verantwortlich sind.

Oft heisst es ausserdem, MMS reagiere nur mit Mikroorganismen, die einen pH-Wert von unter 7 aufweisen (17), was mit dem Fakt zu widerlegen ist, dass Chlordioxid eine pH-unabhängige antimikrobielle Wirkung besitzt. Gerade deshalb wird es auch universell in der Wasseraufbereitung eingesetzt. Übrigens: Sämtliche Zellen des menschlichen Körpers besitzen ebenfalls einen pH-Wert von unter 7.

Eine andere Behauptung, wonach „die Aussenmembran (Haut) der Pathogene mehrere 100mal dünner, als die Wände der menschlichen Organe“ sein soll, MMS nur diese attackiere und deshalb keine Nebenwirkungen auslöse, ist ebenso nicht richtig.

Zellmembranen menschlicher Zellen („die Wände“) und bakterielle Zellmembranen („Haut“) unterscheiden sich in der Dicke nicht voneinander. Diese beträgt nachgewiesenermassen bei beiden immer zwischen 6 – 10 Nanometer. Viele Bakterien verfügen jedoch noch zusätzlich über eine schützende Zellwand (Bakterienzellwand), während keine einzige menschliche oder tierische Zelle über eine solche Zellwand verfügt.

MMS und seine Nebenwirkungen

Trotz zahlreicher gegenteiliger Behauptungen im Internet ist MMS nicht frei von Nebenwirkungen. Diese betreffen in erster Linie Reizungen der Haut und Schleimhäute bis hin zu lebensbedrohlichen Verätzungen der Speiseröhre. MMS kann in milden Fällen Übelkeit und Durchfall auslösen, in schweren Fällen Erbrechen, blutigen Durchfall, Magenkrämpfe und Ulzerationen im Magen und Darm. Es gibt sogar Berichte über Nierenversagen und schweren gastrointestinalen Schädigungen, sowohl bei einmaliger, als auch bei längerfristiger Einnahme (8 – 15).

Da Jim Humble selbst sagt, dass der Durchfall ein Teil der Wirkung und des allgemeinen Reinigungsprozesses seines Produktes ist, nehmen viele Menschen diesen folglich nicht als Nebenwirkung, sondern als erwünschten Effekt wahr. Dies ist insofern überraschend, da die breite desinfizierende Wirkung höchstwahrscheinlich die Darmflora sehr stark in Mitleidenschaft zieht und der Durchfall darauf zurückzuführen ist. Was also bei einer Antibiotikaeinnahme ungewollt ist, soll bei MMS Teil der eigentlichen Wirkung sein.

Risikobewertung von MMS

Die USA, Kanada, England, Spanien und viele weitere Staaten der Welt haben MMS mittlerweile verboten, die Herstellung, der Handel und der Verkauf sind also illegal und strafbar (4). In Deutschland warnen das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) sowie die Behörde für Gesundheit und Verbraucherschutz (BVR) vor der Einnahme (1, 2, 3). Der Verkauf und Erwerb sind jedoch legal, solange keine Heilversprechungen oder Bewerbungen als Heilmittel gemacht werden.

Produkte finden sich dementsprechend häufig unter Bezeichnungen wie „Lebensmineralien“ oder „Badezusatz mit Lebenskatalysatoren“. Dennoch schaffen es immer wieder Menschen die Grenze zum Strafbestand zu überschreiten, wie der Fall eines MMS-Verkäufers zeigt, der erst 2019 zu einer mehrjährigen Haftstrafe verurteilt wurde (6).

Wissenschaftliche Belege für MMS wünschenswert

Es sei an dieser Stelle noch einmal daran erinnert, das MMS weder ein Nahrungsergänzungsmittel noch ein naturheilkundliches Mittel ist. MMS ist eine starke Chemikalie. Befürworter von MMS stützen sich oft auf eigene persönliche Erfahrungen oder Heilversprechen, von denen sie gehört haben, um diesen Aspekt in den Hintergrund treten zu lassen.

Bis zum jetzigen Zeitpunkt gibt es leider keine ordnungsgemäss geplanten oder durchgeführten Untersuchungen zur Wirkung von MMS im menschlichen Körper. Dies ist jedoch eine essentielle Voraussetzung dafür ein Mittel als Arzneimittel zu bezeichnen, mit einer spezifischen Indikation zu versehen und im Fall von MMS, es zumindest als eindeutig sicher in der Anwendung am Menschen kennzeichnen zu dürfen. Im Sinne einer sicheren ganzheitlichen medizinischen Versorgung der Bevölkerung sind klinische Studien auch für Präparate wie MMS zu fordern.

Dass diese nicht im Sinne der Händler und Verkäufer sind, ist nicht überraschend. Kein einziger Hersteller und nicht einmal Jim Humble selbst machen Anstalten, derartige Studien zu initiieren oder zu unterstützen. Eventuell weil reines Natriumchlorit bzw. Calciumhypochlorit in der chemischen Industrie einen Bruchteil dessen Wert ist, was MMS kostet. In einigen MMS-Produkten wird der Gehalt von Natriumchlorit bzw. Calciumhypochlorit vor Verkauf noch reduziert, womit sich grosse Gewinnspannen erzielen lassen.

MMS gegen Covid-19

Covid-19 hat jetzt zusätzlich Öl ins Feuer gegossen, indem Befürworter von MMS behaupten dieses wirke sehr gut gegen das Coronavirus Sars-Cov-2. Die Behauptungen stützen sich auf eine Studie aus Südamerika, in welcher insgesamt 104 Personen von Covid-19 durch Chlordioxid geheilt worden sein sollen (16). Betrachtet man die Studie genauer, fallen folgende Einschränkungen auf:

Nicht alle der 104 Personen hatten Covid-19, einige hatten nur Kontakt mit Infizierten, andere ausschliesslich respiratorische Symptome. Des Weiteren nahmen sogar einige der behandelnden Ärzte an der Studie teil, was die Glaubwürdigkeit weiter senkt. Es gab weder eine Kontrollgruppe noch wurde etwas über die genaue verabreichte Menge von Chlordioxid geschrieben. Alles in allem kann hier also nicht von einer „klinischen Studie“ gesprochen werden.

Die durchweg positiven Eigenschaften von Chlordioxid bei der Entkeimung sind mittlerweile aus der modernen Wasseraufbereitung nicht mehr wegzudenken (pH-unabhängige Wirkung, breites Wirkspektrum gegen Keime). Für die Desinfektion der Haut und Schleimhäute hingegen gibt es deutlich besser verträgliche und vergleichbar wirksame Alternativen – und das ganz ohne der Gefahr von Hautreizungen und Verätzungen.

Bezüglich der oralen Einnahme und Anwendung von MMS zur Behandlung von Krankheiten oder körperlichen Beschwerden kann zum jetzigen Zeitpunkt aus den oben erklärten Gründen weder aus naturheilkundlicher noch aus pharmazeutischer oder medizinischer Sicht eine Empfehlung ausgesprochen werden.

MMS: Wägen Sie Ihr Nutzen-Risiko-Verhältnis ab!

Wenn Sie sich jedoch im Urwald allein auf weiter Flur befinden und plötzlich Malaria bekommen, aber keine Medikamente haben und ärztliche Hilfe meilenweit entfernt ist, kann der Einsatz von MMS als letzte Hoffnung gerechtfertigt sein, wobei natürlich auch hier Nebenwirkungen möglich sein können und wonach Sie – ähnlich wie bei Antibiotika oder anderen stark antimikrobiell wirksamen Mitteln – unbedingt Ihre Darmflora wieder aufbauen sollten.

Wägen Sie also immer Ihr persönliches Nutzen-Risiko-Verhältnis ab und überprüfen Sie, ob es nicht – insbesondere bei chronischen Erkrankungen – ganzheitliche Konzepte gibt, die Ihrem gesamten Organismus gut tun, die aber auch ein gewisses Umdenken erfordern und anstrengend sein können, weil man liebgewordene Gewohnheiten über Bord werfen muss.

MMS hingegen zieht jene Menschen an, die nicht wirklich etwas ändern möchten, sondern stets auf der Suche nach dem EINEN Allheilmittel sind, dessen Anwendung keinerlei Anstrengung oder Änderung der Lebensumstände erfordert – eine Sichtweise, die der Schulmedizin bedenklich nahe kommt.

Als Desinfektionsmittel für Oberflächen (Möbel, Türklinken, Tastaturen, Lichtschalter etc.) können Sie MMS – wenn nötig – verwenden. In einer Studie von 2005 zeigte MMS hierbei Wirkung gegen SARS-Viren. Näheres dazu lesen Sie im vorigen Link ganz unten.

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