In der aktuellen Folge seines Corona-Podcasts wirft Christian Drosten einigen Medien ein mangelndes Verständnis von wissenschaftlichen Prozessen vor. Die Begutachtung von Studien, deren Prüfung und spätere Publikation in einem Fachjournal seien „ein normaler wissenschaftlicher Prozess, den vielleicht bestimmte Medien so nicht verstehen oder nicht übertragen können in eine verkürzte Berichterstattung“. Anlass seiner Aussage ist ein Bericht der „Bild“-Zeitung, in dem vier Wissenschaftler Kritik an einer Drosten-Studie äußern. Die Untersuchung beschäftigt sich mit Viruslasten in unterschiedlichen Altersgruppen.
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Drosten selbst sprach im Vorfeld der „Bild“-Veröffentlichung auf Twitter von „Zitatfetzen“ und erneuerte seine Kritik in der aktuellen Podcast-Folge. Offenbar hatten Redakteure der Zeitung nicht selbst mit allen Wissenschaftlern gesprochen, die Zitate stammen teilweise aus Twitter-Posts und wissenschaftlichen Aufsätzen. Alle vier Wissenschaftler hätten sich in der Zwischenzeit „sehr deutlich“ von der Berichterstattung distanziert, so Drosten. Die aktuelle öffentliche Diskussion erlebe er als „vollkommen irreführend“.
In der Studie haben Drosten und sein Team unterschiedliche Viruslasten in verschiedenen Altersgruppen analysiert. Bei der Untersuchung handelt es sich um eine Vor-Veröffentlichung auf einem Preprint-Server, die noch nicht von unabhängigen Wissenschaftlern begutachtet wurde. Die von der „Bild“-Zeitung aufgegriffene Kritik richtet sich in erster Linie gegen die statistische Analyse der Daten. Dabei handle es sich jedoch nur um einen „Nebenschauplatz“, so Drosten. Die Aussage der Studie sei klar: „Es gibt auch bei Kindern sehr hohe Viruslasten“. Für die medizinische Interpretation und die Bedeutung dieser Daten habe die Kritik von Seiten der Statistiker „überhaupt keine Konsequenz“.
Drosten hält an Aussagekraft der Studie fest
Eine weitergehende Analyse der Daten haben sogar noch einen „viel stärkeren“ Befund geliefert. Die Erkenntnis, dass Kinder die gleiche Viruskonzentration haben wie andere Altersgruppen auch sei demnach „überdeutlich“, so der renommierte Virologe. „Da gibt es nichts dran zu kritisieren“.
Gleichzeitig betonte Drosten, dass er und sein Team für Verbesserungsvorschläge und Kritik von anderen Wissenschaftlern offen seien. „Das ist ja gerade Teil einer wissenschaftlichen Veröffentlichung“, so der Virologe. Die Rückmeldung eines Statistikers zu der Studie sei sogar so fundiert gewesen, dass er nun als Co-Autor aufgeführt werde. Derzeit sei ein Update der Studie in Arbeit, das im Anschluss zur Publikation in einem Journal eingereicht werde.
Christian Drosten weist in seinem Podcast regelmäßig auf die Chancen und Risiken von sogenannten Vor-Veröffentlichungen hin. Mit Blick auf seine eigene Studie sagte er in einer zurückliegenden Folge des Podcasts, man müsse mit den Daten „sehr vorsichtig und sehr kritisch umgehen“.
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