Preis: „Das eigentliche Ziel sind die Selbsttests“

Warum setzt Bundesgesundheitsminister Spahn auf ein niedrigschwelliges Angebot an kostenlosen Corona-Antigentests für alle? AVNR-Chef Thomas Preis sieht den Vorstoß im Zusammenhang mit einer übergeordneten Strategie der Bundesregierung: Weil der Start der Impfkampagne sehr holprig verläuft und ansteckendere Virusvarianten verstärkt das Infektionsgeschehen bestimmen, müsse sich die Politik nun auf eine Methode fokussieren, die sich bisher bewährt hat – nämlich das Testen auf eine bestehende Corona-Infektion. Für die Apotheken sei dies alles zu bewerkstelligen und mit langen Schlangen vor den Apotheken rechnet er nicht, sagt Preis im Gespräch mit DAZ.online.

Nach dem Willen von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) sollen sich ab März alle Bundesbürger:innen auf das Coronavirus testen lassen dürfen – und zwar kostenlos. Mit diesem Vorstoß zur Erweiterung der nationalen Teststrategie hatte Spahn am gestrigen Dienstag für Aufsehen gesorgt. Um ein flächendeckendes Testangebot in kurzer Zeit aufstellen zu können, soll dabei auf bestehende Strukturen der lokalen Gesundheitsdienste und ihrer selbst betriebenen Testeinrichtungen zurückgegriffen werden. In dem Entwurf, der DAZ.online vorliegt, ist von Arzt- bzw. Zahnarztpraxen, ärztlich oder zahnärztlich geführten Einrichtungen sowie medizinischen Laboren und Apotheken die Rede. In dem Papier heißt es weiter, dass die Heilberufekammern – soweit noch nicht geschehen – gehalten sind, entsprechende fachliche Empfehlungen für den Betrieb solcher Testzentren für ihre Mitglieder zu erarbeiten.

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Für Thomas Preis, Vorstandsvorsitzender des Apothekerverbandes Nordrhein, kommt dieser Sinneswandel alles andere als überraschend: „Die Bundesregierung steht unter einem gewissen Zugzwang – sie muss Strategien entwickeln, um aus dem aktuellen Lockdown zu kommen.“ Der Winter-Lockdown müsse und solle so schnell wie möglich beendet werden. „Deshalb konzentriert man sich in Berlin auf das, was sich bisher als sehr effektiv gezeigt hat: das Testen“, so Preis im Gespräch mit DAZ.online. Durch verstärktes Testen werde man mehr symptomlose Virusträger entdecken und so Infektionen verhindern können. Der Verbandschef hatte sich bereits im vergangenen Herbst für das Testen in den Apotheken starkgemacht. Bei mehreren virtuellen Informationsveranstaltungen von DAZ.online wurden dazu die verschiedensten Aspekte beleuchtet und Beispiele aus dem europäischen Ausland vorgestellt.

Preis sieht in Spahns Idee auch die Absicht, die Zeit zu überbrücken bis Antigentests für Laien verfügbar sind. Dann würden die professionell durchgeführten Tests an Bedeutung verlieren. Bereits seit letztem Jahr sei es für Ärztinnen und Ärzte ohnehin nicht mehr vorgesehen, symptomlose Patient:innen nur auf Verdacht zu testen. Diese Personen müssten somit zunächst in eine andere Einrichtung, und erst bei einem positiven Antigen-Schnelltest das Ergebnis dann durch einen ärztlich durchzuführenden PCR-Test absichern lassen.

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