Studien liefern laut Virologe Drosten neue Argumente für Masken – und wichtige Nebenerkenntnis

Während Österreich die Maskenpflicht ausweitet, gilt solch eine Vorschrift in Deutschland bisher nicht. Zwei Studien aus Asien liefern laut Virologe Christian Drosten neue Argumente für die Verwendung von Masken – und eine wichtige Nebenbeobachtung.

Österreich hat landesweit vorgelegt. Mit Jena hat auch eine deutsche Stadt Maßnahmen ergriffen. Dort ist das Tragen eines Mundschutzes in Geschäften, Bussen und Bahnen Pflicht. Seit Tagen wird diskutiert, ob eine derartige Vorschrift deutschlandweit eingeführt werden sollte und welchen Effekt dieser Schutz wirklich hat.

Zwei neue Studien aus Asien haben sich mit dieser Thematik beschäftigt. Und in beiden lassen sich Argumente finden, die für Atemschutzmasken sprechen, wie Virologe Christian Drosten im NDR-Podcast "Das Coronavirus-Update" erklärt.

Neue Studie aus Hongkong

Die erste Studie, auf die sich Drosten bezieht, stammt von Forschern aus Hongkong. Dort wurde kontrolliert, was eine infizierte Person eigentlich so alles von sich gibt.

Für die Studie wurden mit einfachen Erkältungs-Coronaviren infizierte Probanden in zwei Gruppen aufgeteilt. Elf Patienten erhielten für den Test einen einfachen Mund-Nasen-Schutz. Zehn weitere Patienten führten den Test ohne einen derartigen Schutz durch.  
 

Um die Köpfe der Probanden wurden dann Absaugevorrichtungen aufgebaut, die 30 Minuten lang alles einsammelten, was die Personen beim Atmen oder Husten von sich gaben. All das wurde konserviert und im Labor getestet.

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Geteilt wurde das gesammelte Material in zwei Kategorien: Zum einen Aerosole mit einer Größe von unter fünf Mikrometern, die sich bis zum Austrocknen in der Luft halten und auch dort noch infektiös sein können.

Zum anderen Tröpfchen mit einer Größe von mehr als fünf Mikrometern, von denen auch bei einer Tröpfcheninfektion beispielsweise durch Niesen, Husten oder feuchte Aussprache die Rede ist.

Täglich von Montag bis Freitag spricht der NDR eine gute halbe Stunde mit dem Virologen Christian Drosten über die aktuelle Corona-Lage. Mit seinen Ratschlägen, Meinungen und Tipps ist Drosten inzwischen zu einer der bedeutendsten Stimmen der Corona-Krise geworden. Hier finden Sie alle Folgen des NDR-Podcasts.

In der Auswertung wurde bei keinem der elf Patienten, die eine Maske trugen, Virus im gesammelten Material nachgewiesen, "weder über fünf Mikrometer, noch unter fünf Mikrometer Tröpfchengröße", sagt Drosten.

Bei den übrigen, "ungeschützten" zehn Patienten wurden in beiden Größendimensionen Virus-Tröpfchen gefunden, in einem Fall bei drei, in dem anderen bei vier Patienten.

Neue Studie aus Singapur

Die neue Studie aus Singapur bezieht sich laut Drosten eher auf die Verbreitung des Virus in der Luft. Hier wurden drei mit dem Coronavirus infizierte Patienten über mehrere Tage beobachtet und die Raumluft der Patienten analysiert.

Einer der Patienten befand sich bereits am neunten Tag mit Symptomen. Obwohl das Virus in seinen Atemwegen nachweisbar war, konnte es über die gesamten Versuchstage nicht in der Raumluft nachgewiesen werden.

Bei den zwei weiteren Probanden, die sich noch in einem früheren Stadium der Infizierung befanden, wurde nicht nur mehr Virus in den Atemwegen nachgewiesen. Hier wurden sowohl Tröpfchen mit einer Größe von unter, als auch von über fünf Mikrometern nachgewiesen – laut Drosten "ein beachtenswerter Fund."

dpa/Christophe Gateau/dpa Christian Drosten, Direktor des Instituts für Virologie an der Charité in Berlin.  

Die beiden Studien aus Asien zeigen, dass das Tragen einer Maske in einem möglichen Frühstadium der Infektion also durchaus vor der Freigabe und Weitergabe des Virus schützen könnte. Drosten stellt dennoch klar, dass eine einfache Maske den Träger nicht vor einer Infektion durch die Luft schützt.

Laut ihm würden lediglich hochtechnische Masken, die eine Porengröße von bis zu 500 Nanometern filtern können, auch im Raum befindliche Virus-Aerosole filtern.

Das Tragen dieser Masken sei aber häufig mit einer arbeitsmedizinischen Voruntersuchung, beispielsweise auf die Lungenfunktion, verbunden. „Das kann man nicht für die allgemeine Bevölkerung einfach so empfehlen und freigeben.“

Zweite Studie liefert wichtige Nebenbeobachtung

Empfehlen kann Drosten hingegen eine wichtige Nebenbeobachtung aus der in Singapur durchgeführten Studie. Hier wurden nämlich gleichzeitig zur Beobachtung der Raumluft der drei Patienten noch regelmäßige Wischproben von verschiedenen Oberflächen in Zimmern von 30 infizierten Patienten genommen.

"Bei diesen 30 Patienten waren diese Virus-Wischproben immer nur in der ersten Symptomwoche positiv. In der zweiten Woche, in der die Patienten durchaus noch krank waren, waren die Wischproben nicht mehr positiv. Da hat sich also kein Virus mehr auf den Oberflächen abgesetzt“, erklärt Drosten das Ergebnis des Tests.

Dies liege daran, dass Patienten im späteren Krankheitsverlauf weniger Virus von sich geben. „Das ist ganz wichtig für die Arbeit im Krankenhaus und für die Vorstellung: Wann ist so ein Patient eigentlich infektiös?“, sagt der Virologe, der daraus auch noch eine Erkenntnis für die eigenen vier Wände zieht: „Ich bin mir fast sicher, dass es sich nicht lohnt, im Haushalt jetzt ein sehr großes Augenmerk darauf zu richten, alle möglichen Oberflächen mit Desinfektionsmittel zu bearbeiten.“

Ausnahmen hierfür seien z.B. Krankenhäuser mit vielen Patienten oder Situationen, in denen eine Schmier- oder Kontaktinfektion möglich ist.

„Bilder aus dem Fernsehen, beispielsweise aus China, wo Tanklastwagen mit Desinfektionsmitteln durch die Straßen fahren, das hat eher einen psychologischen Effekt für die Bevölkerung, als einen wirklichen Effekt bei der Eindämmung der Infektionsübertragung“, findet Drostem.

Virologe Drosten spricht über Tracking-App

Ähnlich heiß diskutiert wie eine mögliche Maskenpflicht ist die Einführung einer Tracking-App. Was Virologe Drosten von dieser Methode hält und wie er eine Studie, die eine mögliche Lockerung des Lockdowns in Aussicht stellt, bewertet, lesen Sie hier.

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