Woran arbeitet die TK bei den pharmazeutischen Dienstleistungen?

Aus dem Apothekerlager hört man derzeit immer öfter, dass die Techniker Krankenkasse (TK) mit einzelnen Pharmazeuten Workshops zu pharmazeutischen Dienstleistungen veranstaltet. Offenbar entwirft die Kasse mit Apothekern und Patienten gemeinsam Versorgungsmodelle, die im Falle einer gesetzlichen Etablierung der Dienstleistungen umgesetzt werden sollen. Doch gegenüber DAZ.online wollte sich kein teilnehmender Apotheker zu diesen Gesprächen äußern. Tim Steimle, Chef der TK-Arzneimittelabteilung, bringt nun etwas Licht ins Dunkel und erklärt im Interview, worum es der Kasse geht.

Die pharmazeutischen Dienstleistungen sind derzeit noch ein Wunschtraum der Apotheker. Denn die bisherigen Versuche von Kammern und Verbänden, mit Kassen Verträge abzuschließen, in denen ausschließlich Apotheker besondere Kompetenzen in die Versorgung einbringen, scheiterten an den rechtlichen Rahmenbedingungen. Es gibt schlicht keine Rechtsgrundlage: Pharmazeuten sind in selektiven Versorgungsverträgen nur als Drittpartner – zumeist neben den Ärzten – zugelassen. Und pharmazeutische Dienstleistungen sind auch nicht als eine „Pflichtleistung“ der Kassen im Sozialgesetzbuch, 5. Buch aufgeführt.

Die Apotheker hoffen daher auf das Vor-Ort-Apotheken-Stärkungsgesetz, das derzeit allerdings in einer Abstimmung zwischen dem Bundesgesundheitsministerium und der EU-Kommission festhängt. Denn laut dem Entwurf sollen die Kassen verpflichtet werden, mit dem Deutschen Apothekerverband Kollektivverträge zu den Dienstleistungen aufzusetzen. Einzelverträge zwischen mehreren Apotheken und einer einzelnen Kasse sind dort allerdings auch nicht vorgesehen. Der TK-Arzneimittelabteilungsleiter Tim Steimle will das gerne ändern. Schon Ende Januar erklärte Steimle, der selbst Apotheker ist, auf dem NZW-Kongress in Hamburg, dass seine Kasse gerne Selektivverträge zu einzelnen Leistungen mit Apothekern abschließen würde.

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Pharmazeutische Dienstleistungen – nicht alle unter einem Hut?

Im DAZ.online-Interview erklärt Steimle, warum seine Kasse schon im vergangenen Jahr damit begonnen hat, solche Dienstleistungen zu entwerfen – obwohl eine echte Umsetzung derzeit noch nicht möglich scheint.

DAZ.online: Herr Steimle, mehrere Apotheker berichten uns derzeit von „vertraulichen und mysteriösen Workshops“, bei denen sie gemeinsam mit der TK pharmazeutische Dienstleistungen konzipieren, die dann später in selektivvertraglichen Versorgungsmodellen zur Anwendung kommen sollen. Was ist da dran?

Steimle: Es gibt diese Workshops, sie sind aber kein bisschen mysteriös. Richtig ist, dass wir mit ausgewählten Apothekern aus Verbänden, Kammern, aber auch mit angestellten Apothekern, solche Workshops im vergangenen Jahr gestartet haben. Natürlich kann ich Ihnen aus datenschutzrechtlichen Gründen nicht sagen, wer genau daran teilnimmt. Und auch die bislang diskutierten Ideen kann ich noch nicht preisgeben, weil sie erstens noch nicht fertig und zweitens noch nicht abgestimmt sind. Die Arbeitsweise und das Ziel dieser Treffen sind aber nicht geheim.

DAZ.online: Wie funktioniert denn die Arbeitsweise?

Steimle: Wir wenden das Prinzip des „design thinkings“ an, das ursprünglich aus der Entwicklung von IT-Produkten stammt und inzwischen in der Produktentwicklung vieler Branchen angewendet wird. Dabei geht es um ein übliches Verfahren, bei dem innovative Leistungen oder Produkte entworfen werden. Diese Ideen legen wir dann einem ausgewählten Kundenkreis vor, der unsere Vorschläge bewertet, sodass wir nachbessern können. Es geht darum, Ideen gemeinsam zu entwickeln und auch die mit einzubeziehen, die die Dienstleistungen später nutzen sollen – eben die Kunden. Diese Apothekenkunden wurden nach bestimmten Mustern ausgewählt, dabei sind beispielsweise Chroniker, aber auch Patienten, die die Apotheker nur selten aufsuchen.

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