Zahl der Covid-19-Intensivpatienten wächst langsamer – das sagen Top-Mediziner dazu

Die deutschen Intensivstationen füllen sich infolge der vermehrten Neuinfektionen mit Sars-CoV-2 weiter – aber langsamer als noch vor zwei Wochen befürchtet. Experten sehen dafür mehrere Gründe – Entwarnung geben sie allerdings nicht.

Deutschlands Intensivstationen sind derzeit zu etwa drei Viertel belegt (76 Prozent). Etwa zehn Prozent davon entfallen auf Patienten mit Covid-19. 3068 Menschen mit einer Corona-Infektion werden aktuell intensivmedizinisch in Deutschland betreut. Das sind sieben weniger als noch am Dienstag (3075). 1739 sind an Beatmungsgeräte angeschlossen – 15 weniger als am Vortag (1724).

Damit ist die Zahl der Covid-19-Patienten auf Intensivstationen seit längerem erstmals wieder gesunken. Eine gute Nachricht!

Ebenfalls zweifelsohne eine gute Nachricht ist, dass die deutschen Intensivstationen sich generell langsamer mit Covid-19-Patienten füllen als befürchtet. Seit der Woche ab dem 26. Oktober nimmt der Anstieg der täglichen Neuaufnahmen von Covid-19-Patienten im Vergleich zur Vorwoche in der Tendenz ab. Das Gleiche gilt ab dem 2. November auch für das Wachstum der Gesamtzahl von Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen, wie das Science Media Center (SMC) berichtet.

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So betrug der wöchentliche Anstieg bei der Zahl der belegten Intensivbetten durch Covid-19-Patienten am 26. Oktober noch rund 65 Prozent. Gestern – am 10. November – waren es noch rund 30 Prozent – Tendenz derzeit stark fallend.

Die positive Entwicklung könnte bereits auf das inzwischen ebenfalls gebremste Wachstum der täglichen Neuinfektionen zurückgehen. Allerdings gibt es noch weitere Gründe, die unter anderem auch einen erneuten Anstieg der Intensivpatienten-Zahlen möglich machen könnten, wie Experten erklären.

Noch zu früh, um Effekt zu sehen

"Im Augenblick gehen wir davon aus, dass rund 1,5 bis 2 Prozent aller gemeldeten infizierten Personen im weiteren Verlauf intensivpflichtig werden. Umgerechnet würde das für die 100.000 gemeldeten infizierten Personen in der Kalenderwoche 44 mit einer Verzögerung von zwei Wochen eine Anzahl von 1500 bis 2000 intensivpflichtigen Patienten bedeuten", erklärt Uwe Janssens,
Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (Divi).

Natürlich würden diese nicht alle an einem Tag intensivpflichtig, sondern mit Verzögerungen. "Tatsächlich beobachten wir im Moment aber nicht diesen Verlauf. Doch wir müssen in den nächsten Tagen sehr genau beobachten, wie sich die Situation weiterentwickelt. Wir dürfen keinesfalls vergessen, dass die Behandlung eines Covid-19-Patienten auf der Intensivstation sehr langwierig sein kann – in einigen Studien im Median bis zu 24 Tage", sagt Janssen.

Auch Clemens Wendtner warnt vor vorschnellen Interpretationen: "Insgesamt halte ich es noch für verfrüht, finale Schlüsse aus den kurzfristig sichtbaren rückläufigen Intensivbelegungszahlen für Covid-19-Patienten zu ziehen", sagt der Chefarzt der Infektiologie und Tropenmedizin an der München Klinik Schwabing und behandelnder Arzt der ersten deutschen Covid-19-Patienten.

"Einen Effekt der neuen Kontaktbeschränkungen in den leicht rückläufigen Wachstumszahlen der Intensivbelegungen zu sehen, halte ich noch für zu früh, da wir bei Covid-19 mit Erkrankungsbeginn circa drei bis vier Wochen Latenzzeit bis zur intensivmedizinischen Betreuung einrechnen müssen."

Es bleibe zudem festzuhalten, dass lediglich die Zuwachsrate an intensivpflichtigen Covid-19-Patienten im Tagesverlauf ein wenig abnehme, erklärt Wendtner. Absolut betrachtet registriere man aber weiterhin einen Anstieg der Patienten auf den Intensivstationen.

Zwei Zahlen müssen betrachtet werden

Das erklärt auch Reinhard Busse. "Bei den Angaben im Divi-Tagesreport muss zwischen zwei Zahlen unterschieden werden: Es gibt Angaben dazu, wie viele Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen (ITS) täglich neu aufgenommen werden. Ein zweiter Wert zeigt, wie sich die Gesamtzahl der Covid-19-Patienten auf den Intensivstationen entwickelt. Er wird berechnet, indem von der Zahl der Neuaufgenommenen die Zahl der Entlassenen abgezogen wird", erläutert der Leiter des Fachgebiets Management im Gesundheitswesen an der Technischen Universität Berlin.

Sehe man sich die erste Zahl an – die tägliche Neuaufnahme von Covid-19-Patienten – nehme der absolute Wert momentan immer noch leicht zu. Die Gesamtzahl der Intensivpatienten wachse hingegen langsamer, weil es "inzwischen auch schon wieder Entlassungen gibt. Das war beim initialen Anstieg der Patientenzahlen auf Intensivstationen anders, da es noch kaum zu entlassende Patienten gab", gibt Busse zu Bedenken.

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