L-Thyroxin: Wirkung, Nebenwirkungen, Anwendungstipps

Kurz zusammengefasst: Das Wichtigste zu L-Thyroxin

  • L-Thyroxin ist ein Schilddrüsenhormon und dient unter anderem der Behandlung einer Schilddrüsenunterfunktion
  • Es kann Wochen (bis Monate) dauern, bis die für den Patienten passende Wirkstärke gefunden ist
  • L-Thyroxin ist bei richtiger Dosierung gut verträglich. Es kann jedoch leicht unter- oder überdosiert werden. Letzteres äußert sich in den typischen Beschwerden einer Schilddrüsenüberfunktion
  • Menschen mit Herz-Kreislauf-Krankheiten sollten den Wirkstoff vor allem zu Beginn sehr vorsichtig einnehmen – in enger Absprache mit dem Arzt
  • L-Thyroxin kann mit anderen Arzneimitteln wechselwirken und wird auch seinerseits durch Medikamente und Lebensmittel beeinflusst

Einsatzgebiete: Wofür wird L-Thyroxin typischerweise angewendet?

Ärzte verschreiben das Schilddrüsenhormon häufig, um eine Schilddrüsenunterfunktion zu behandeln. Diese kann beispielsweise durch eine Hashimoto-Thyreoiditis oder eine Operation ausgelöst werden. Des Weiteren dient L-Thyroxin der Behandlung eines Kropfes (Struma), aber auch um diesem nach einer OP an der Schilddrüse vorzubeugen. Auch bei einer Überfunktion der Schilddrüse kann L-Thyroxin zum Einsatz kommen – parallel zur Gabe von Thyreostatika, also Mitteln, welche die Schilddrüsenfunktion drosseln.

Wirkung: Welche Effekte hat L-Thyroxin?

Die Schilddrüse bildet zwei Hormone: L-Thyroxin (Levothyroxin, T4) und Triiodthyronin (Liothyronin, T3). Das eigentlich wirksame Hormon ist Triiodthyronin. Es beeinflusst zahlreiche Stoffwechselvorgänge und Körperfunktionen. Zum Beispiel steigert es den Energieumsatz, regt die Wärmebildung an und hat Einfluss auf Muskeln, Fettabbau, Leber und Herz sowie auf das Wachstum von Kindern. Das als Medikament zugeführte L-Thyroxin wird im Organismus ebenfalls in T3 umgewandelt und zeigt dieselben Wirkungen. Der Körper kann nicht zwischen exogenem und endogenem Schilddrüsenhormon unterscheiden.

Zum Teil wird L-Thyroxin zusammen mit Jod verabreicht. Das Spurenelement benötigt der Körper, um die Schilddrüsenhormone herzustellen.

Was ist bei der Anwendung zu beachten?

Menschen mit bestimmten Krankheiten sollten L-Thyroxin zu Beginn sehr vorsichtig dosieren – in enger Abstimmung mit dem Arzt. Bei ihnen sollten die Schilddrüsenwerte häufig kontrolliert werden. Der Arzt oder die Ärztin wird die Wirkstärke langsam an die ideale Dosis anpassen. Dieses Vorgehen gilt unter anderem für Menschen, die eine koronare Herzkrankheit, Bluthochdruck, Herzrhythmusstörungen, Herzschwäche oder eine Epilepsie haben. Ebenfalls, wenn eine Schilddrüsenunterfunktion schon lange besteht oder andere Stoffwechselstörungen vorliegen.

Es kann einige Wochen (bis Monate) dauern, bis Arzt und Patient die richtige Wirkstärke von L-Thyroxin gefunden haben, mit der sich die Schilddrüsenfunktion wieder normalisieren lässt. Welche die passende Dosis ist, hängt von verschiedenen Faktoren ab: unter anderem Körpergewicht, Alter und Vorerkrankungen. Je nachdem, wie hoch oder niedrig der TSH-Wert ist, muss die Wirkmenge weiter individuell eingestellt werden.

Wie intensiv L-Thyroxin wirkt, hängt auch von der Zusammensetzung des jeweiligen Präparats ab. Experten raten deshalb vielfach davon ab, zwischen verschiedenen Arzneien zu wechseln. Sollte das dennoch nötig werden: Lassen Sie den TSH-Wert erneut bestimmen!

Normalerweise nehmen Patienten das Schilddrüsenhormon morgens ein – mindestens eine halbe Stunde vor dem Frühstück. Am besten mit einem Glas Wasser und nicht mit anderen Getränken, wie Kaffee oder Milch. Denn Lebensmittel können die Aufnahme von L-Thyroxin im Darm herabsetzen. Ob Sie die Tabletten teilen dürfen – oder sogar müssen – sollten Sie mit dem Arzt klären oder in der Apotheke nachfragen. Dort erhalten Sie auch Tipps, wie das Teilen am besten gelingt. L-Thyroxin ist auch in Tropfenform verfügbar.

Für Kinder gelten spezielle Hinweise zu Dosierung und Einnahme. Bitte die Packungsbeilage beachten!

Welche Nebenwirkungen kann L-Thyroxin hervorrufen?

Pharmazeutische Hersteller müssen im Beipackzettel eines Medikaments alle bekannt gewordenen Nebenwirkungen auflisten. Deshalb ist dieser Abschnitt oft sehr lang und wenig vertrauenerweckend.

Wird L-Thyroxin richtig dosiert, treten normalerweise sehr wenige Nebenwirkungen auf. Bisweilen ist es aber schwierig und manchmal auch langwierig, die geeignete Wirkstärke zu finden. Vor allem in dieser Zeit können unerwünschte Effekte auftreten. Diese entsprechen häufig den Symptomen einer Schilddrüsenüberfunktion.

Sehr häufig, also bei zehn oder mehr als zehn Prozent der Anwender, kommt es zu Herzklopfen, Schlaflosigkeit und Kopfschmerzen. Häufig, das bedeutet bei einem oder mehr als einem Prozent der Menschen, aber bei weniger als zehn Prozent von ihnen, treten Herzrasen und Nervosität auf. Selten kann sich der Hirndruck erhöhen, vor allem bei Kindern.

Darüber hinaus können sich verschiedenste Beschwerden durch Einnahme von L-Thyroxin ergeben, die denen einer Überfunktion der Schilddrüse entsprechen. Zum Beispiel: Herzrhythmusstörungen, übermäßiges Schwitzen, Hautausschlag, innere Unruhe, Muskelschwäche, Magen-Darm-Beschwerden, Zittern, Störungen der Regelblutung. Bei älteren Frauen kann der Wirkstoff das Osteoporose-Risiko erhöhen. L-Thyroxin kann eine Gewichtsabnahme bewirken. Wichtig: Der Wirkstoff ist nicht zum Abnehmen geeignet!

Wechselwirkungen: Verträgt sich L-Thyroxin mit anderen Medikamenten und Lebensmitteln?

L-Thyroxin kann mit zahlreichen Wirkstoffen, aber auch mit Lebensmitteln, wechselwirken. So behindert zum Beispiel Milch die Aufnahme von L-Thyroxin im Darm, ebenso wie bestimmte Kalziumtabletten, Eisenpräparate und Antazida. Letztere binden Magensäure und werden unter anderem bei Sodbrennen eingesetzt. Auch sojahaltige Produkte und fettige Mahlzeiten können die Resorption des Schilddrüsenhormons im Darm vermindern.

Arzneimittel wie Glukokortikoide ("Kortison"), Betablocker (Blutdrucksenker), Mittel zur Empfängnisverhütung ("Pille") oder Hormone zur Behandlung von Wechseljahresbeschwerden können die Wirkung von L-Thyroxin vermindern.

Levothyroxin verändert seinerseits die Wirkung von Arzneien: Es kann zum Beispiel den blutzuckersenkenden Effekt von Metformin, Insulin oder Glibenclamid abschwächen. Vor allem zu Beginn einer Therapie mit dem Schilddrüsenhormon sollten Menschen mit Diabetes daher regelmäßig den Blutzucker überprüfen. L-Thyroxin kann außerdem die blutgerinnungshemmende Wirkung von Arzneien wie Phenprocoumon erhöhen. Daher empfehlen sich auch hier regelmäßige Kontrollen.

Gegenanzeigen: Wer darf L-Thyroxin nicht anwenden?

Wer allergisch auf den Wirkstoff reagiert, darf ihn nicht einnehmen. Dies gilt ebenso, wenn eine unbehandelte Schilddrüsenüberfunktion besteht, eine nicht behandelte Nebennierenrindenschwäche oder Schwäche der Hirnanhangsdrüse. Auch Menschen mit akutem Herzinfarkt, akuter Herzmuskelentzündung oder Herzwandentzündung (Pankarditis) dürfen L-Thyroxin nicht anwenden.

Schwangere dürfen nicht gleichzeitig L-Thyroxin und einen Schilddrüsenblocker einnehmen.

Befindet sich im Medikament neben dem Schilddrüsenhormon noch Jod, gelten weitere Gegenanzeigen, unter anderem eine latente Schilddrüsenüberfunktion.

Hinweis: Dieser Text enthält nur allgemeine Informationen und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Lesen Sie sich unbedingt die Packungsbeilage Ihres Medikaments genau durch und lassen sich von Ihrem Arzt und Apotheker beraten.

Quellen:

Fachinformationen zu L-Thyroxin
Mutschler, Arzneimittelwirkungen, WVG Stuttgart, 10. Auflage, 2013
Krauß/Müller/Unterreitmeier, Arzneimitteleinnahme, WVG Stuttgart, 3. Auflage, 2014
Gerdemann/Griese-Mammen, Interaktions-Check in der Apotheke, Govi-Verlag, 2. Auflage, 2015
S2k-Leitlinie der DEGAM: Erhöhter TSH-Wert in der Hausarztpraxis (Abruf Januar 2018)

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