Die Bestenlisten der Krebstherapie

Ein Zertifikat der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) garantiert, dass die Chirurgen genau mit der jeweiligen Krebsart erfahren sind und oft erfolgreich operieren. Es gibt alle nötigen Fachabteilungen. Wöchentlich finden Tumorkonferenzen statt, in denen Krebsspezialisten für das jeweilige Organ, Chirurgen, Strahlentherapeuten, Radiologen und Pathologen zusammen den optimalen individuellen Therapieplan erstellen. Der stern hat in Zusammenarbeit mit der DKG einen Überblick über die zertifizierten Zentren und die wichtige Herausforderungen bei einzelnen Tumorarten erstellt. Die Zahlen geben den Stand Mitte Januar 2019 wieder und können sich wöchentlich ändern, weil ständig neue Zentren hinzukommen, während andere Kliniken ihre Zertifizierung verlieren.

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Nicht für jede Krebsart wird man fündig. Manchmal hilft dann das Gütesiegel der Deutschen Gesellschaft für Allgemein- und Viszeralchirurgie (DGAV), für das ähnlich strenge Kriterien gelten.

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Wer ein Zentrum sucht, an dem neben qualitativ hochwertiger Therapie auch viel geforscht wird – zum Beispiel weil er an klinischen Studien teilnehmen möchte – geht am besten an eines der 13 von der Deutschen Krebshilfe ausgezeichneten Onkologischen Spitzenzentren (Comprehensive Cancer Center, von denen es 14 in Deutschland gibt.

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Erwähnenswert ist auch das Zertifikat der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie DGHO, das derzeit 42 Kliniken innehaben. Es verweist auf eine Expertise der damit ausgezeichneten Kliniken in der medikamentösen Systemtherapie (also beispielsweise Chemo-, Immun- oder Hormontherapie). Ein hilfreicher Hinweis kann das Gütesiegel vor allem für Patienten mit Leukämien oder Lymphdrüsenkrebs sein, aber auch für Patienten in Spätstadien einer Tumorerkrankung, die eine palliative Therapie brauchen. Die Vergabekriterien sind jedoch wenig transparent. So ist zum Beispiel unklar, warum viele Einrichtungen gelistet sind, die keine Knochenmarktransplantationen anbieten (also die Ultima-ratio-Therapie bei Leukämie). Hingegen fehlen in der Liste Kliniken, die diese Therapieoption routinemäßig durchführen – so wie etwa die Berliner Charité.

Vorsicht Patientenfalle! Nicht jede Klinik, die sich „Zentrum für …“ nennt (also beispielsweise „Zentrum für Darmkrebs“), kann eines der oben genannte Zertifikate vorweisen. Am Markt tummeln sich auch unseriöse Anbieter, die möglicherweise nur wenig Expertise in dem vorgegebenen Spezialgebiet haben.

Brustkrebs

280 zertifizierte Zentren. Chemo- oder Strahlentherapie? Vor, nach oder während der OP? Jeder Fall erfordert heute ein individuelles Therapiekonzept. Nur große Expertenteams blicken hier noch durch. An den Zentren wird öfter brusterhaltend operiert, die Patientinnen leben länger.

Darmkrebs

291 zertifizierte Zentren. Nur dort ist garantiert, dass die neuesten OP-Verfahren Anwendung finden. Sie steigern die Überlebensraten von Patienten auf das bis zu Doppelte.

Eierstockkrebs

145 zertifizierte Zentren. Eierstockkrebs wird meist spät entdeckt. Die Überlebenschancen der Patientinnen hängen entscheidend davon ab, wie erfahren und gut der Operateur ist. Diese „gynäkologischen Krebszentren“ sind gleichzeitig zertifiziert für Tumoren an Gebärmutter, Vulva und Vagina.

Hautkrebs

63 zertifizierte Zentren. Immuntherapien können die Überlebenschancen bei schwarzem Hautkrebs deutlich verbessern. Sie kommen laut Deutscher Krebsgesellschaft zu selten zum Einsatz. Stattdessen wird ohne genaue Indikationsprüfung immer noch eine nebenwirkungsreiche Chemotherapie gegeben, die nur bei weit fortgeschrittener Erkrankung manchmal sinnvoll wäre.

Kopf-Hals-Tumoren

58 zertifizierte Zentren. Krebs im Hals-  und Gesichtsbereich kann Menschen entstellen. Deshalb arbeiten an den Zentren Strahlentherapeuten, Mund-Kiefer-Gesichtschirurgen, Hals-Nasen-Ohrenärzte und plastische Chirurgen eng zusammen.

Leberkrebs

21 zertifizierte Zentren. Komplizierte Leberoperationen – zum Beispiel beim Vorliegen von multiplen Lebermetastasen – wurden früher wegen Komplikationen selten gemacht. Heute können bestimmte Krebserkrankungen sogar in fortgeschrittenen Stadien geheilt werden. Entscheidend: Versierte Leberchirurgen – und die sind rar.

Magenkrebs

38 zertifizierte Zentren. Die Gefahr von Tochtergeschwülsten eines Magenkrebses sinkt mit der Anzahl der entnommenen Lymphknoten. Vorgeschrieben in den Leitlinien sind als Minimum 15. An zertifizierten Zentren wird die Sicherheitslatte höher gelegt, dort entfernen Operateure bis zu 30 Lymphknoten, um das Streuungsrisiko noch weiter zu minimieren. An Kliniken, die niemand kontrolliert, können es durchaus mal deutlich weniger als 15 Lymphknoten sein – also viel zu wenig. Folge: Die Metastasengefahr steigt.

Lungenkrebs

66 zertifizierte Zentren. Lungenkrebs galt lange als Todesurteil. Doch manche Tumoren sprechen sehr gut auf neue Systemtherapien an. In Kombination mit guter Chirurgie ist dann sogar Heilung möglich.

Hirn- und Rückenmarktumoren

39 zertifizierte Zentren. Gehirn- und Rückenmarksoperationen können zu Funktionsverlusten wie Sprachstörungen oder Lähmungen führen. Hirnchirurgen brauchen sehr viel Erfahrung in genau der Region, wo sie operieren. Wichtig sind bildgebende Verfahren im OP-Saal. Einige, nicht alle zertifizierten Zentren verfügen sogar über die Möglichkeit, während der OP ein MRT (Kernspintomographie) durchzuführen. Oft sind Strahlen- oder Chemotherapie gute Alternativen.

Bauchspeicheldrüsenkrebs

115 zertifizierte Zentren. Die Heilungschancen sind oft schlecht, weil die häufigsten Formen von Bauchspeicheldrüsenkrebs spät entdeckt werden und früh in den Körper streuen. Therapieziel ist dann, die Lebensqualität möglichst lange zu erhalten. Erfahrene Operateure spielen hier eine Schlüsselrolle, denn die Eingriffe zählen zu den kompliziertesten der Chirurgie überhaupt.

Prostatakrebs

123 zertifizierte Zentren. Prostatakrebs ist „das Haustier“ unter den Krebsarten, denn im Gegensatz zu „Raubtier-Krebsarten“ wächst er langsam. Operationen haben häufig Impotenz und Erektionsstörungen zur Folge, deshalb gibt es viele Therapiealternativen: Abwarten und Überwachen, Strahlentherapie, Hormontherapie. Männer, die erst in höherem Lebensalter erkranken, können mit ihrem Krebs trotz Minimaltherapie nicht selten alt werden und sterben schließlich irgendwann an anderen Krankheiten. Bei Krebs-Frühformen zeigt sich sogar nach knapp 20 Jahren kein Überlebensvorteil durch die OP.

Bauchfellkrebs

10 zertifizierte Zentren (nur DGAV). Bauchfellkrebs galt bis vor kurzem als unheilbar. An hochspezialisierten Zentren aber können Patienten mit experimentellen Operationen und lokaler Chemotherapie behandelt werden. Sie überleben nach ersten Studien deutlich häufiger, sogar Heilung ist möglich.

Speiseröhre

5 zertifizierte Zentren (nur DGAV). Speiseröhren-Operationen erfordern viel Erfahrung, die Komplikationsrate ist vor allem dann hoch, wenn sie im oberen Drittel liegen. Oft entscheiden sich Ärzte auf den Tumorkonferenzen sich für Alternativen: Strahlen- oder Chemotherapie.

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