Immer mehr Menschen sterben an Krebs

In Europa sterben immer mehr Menschen an Krebs. Zu diesem Ergebnis kommt eine internationale Forschergruppe um Matteo Malvezzi von der Universität Mailand. Trotzdem sinkt für jeden Einzelnen das Risiko, der Krankheit zu erliegen: Die steigenden Zahlen gehen vor allem auf die alternde und wachsende Bevölkerung zurück.

Für ihre Untersuchung verbanden die Forscher Statistiken der Weltgesundheitsorganisation (WHO) mit Schätzungen zur EU-Bevölkerung. Auf dieser Basis errechneten sie, wie viele Krebstote es dieses Jahr voraussichtlich geben wird – und verglichen die aktuelle Zahl mit Daten aus den vergangenen Jahren. Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

1. Rund 1,4 Millionen Todesfälle durch Krebs in einem Jahr

Rund 1,4 Millionen EU-Bürger werden den Schätzungen zufolge 2019 an Krebs sterben. Damit stieg die Zahl der Betroffenen seit 2014 um knapp fünf Prozent. Rechneten die Forscher jedoch Veränderungen bei Altersstruktur und Bevölkerungsgröße heraus, sank in den vergangenen fünf Jahren das Risiko für einen Krebstod:

  • Bei Frauen um vier Prozent auf 83 Fälle pro 100.000 Bewohnerinnen,
  • bei Männern um sechs Prozent auf 131 Fälle pro 100.000 Bewohner.

Dass die Werte bei den Frauen weniger stark zurückgehen, erklären die Forscher vor allem mit Entwicklungen beim Rauchverhalten. In den meisten EU-Ländern wurde es in den Siebzigerjahren populär, dass auch Frauen rauchten. Die davon Betroffenen erkrankten jetzt an Lungenkrebs, schreiben die Forscher in den „Annals of Oncolgy“.

Bei den Männern hingegen lassen sich schon seit Jahrzehnten Tausende Krebsfälle mit dem Rauchen erklären – im Gegensatz zu den Frauen sinkt die Zahl mittlerweile sogar.

2. Männer sterben trotzdem noch deutlich häufiger an Krebs

Den EU-Daten zufolge werden 2019 rund 788.000 Männer an Krebs sterben, bei den Frauen sind es demnach rund 622.000 und damit deutlich weniger.

Bei den Unterschieden spielen neben verschiedenen Gewohnheiten etwa beim Rauchen und Trinken wahrscheinlich auch Geschlechtshormone sowie Gene auf dem X-Chromosom eine Rolle. Bis ins Detail sind die Ursachen aber noch nicht geklärt.

3. Lungenkrebs ist mit Abstand am gefährlichsten

Lungenkrebs kostet bei beiden Geschlechtern die meisten Leben. Bei den Männern gehen in der EU 183.200 Todesfälle auf die Krebserkrankung zurück, bei den Frauen 96.800. Insgesamt hat rund jede fünfte tödliche Krebserkrankung mit einem Tumor in der Lunge begonnen.

Männer – die gefährlichsten Krebsformen

Dennoch ist das Risiko, an Lungenkrebs zu sterben, für Männer seit den Achtzigerjahren deutlich gesunken. Bei Frauen hingegen steigt es durch das Rauchen aktuell an, 2016 hat die Zahl der Todesfälle durch Lungenkrebs erstmals die Zahl der Todesfälle durch Brustkrebs überschritten.

Frauen – die gefährlichsten Krebsformen

4. Das Positive: Es wurden Millionen Leben gerettet

In den vergangenen Jahren konnten mehrere Millionen Todesfälle durch Krebs verhindert werden, berichten die Forscher. Hätten sich die Krankheitszahlen weiterentwickelt wie 1989, wären den Schätzungen zufolge bis heute 5,3 Millionen Menschen mehr an Krebs gestorben: rund 3,5 Millionen Männer und rund 1,8 Millionen Frauen.

Allein für das Jahr 2019 errechneten die Forscher – im Vergleich zu den Voraussetzungen aus dem Jahr 1989 – 359.000 vermiedene Todesfälle.

5. Die Gründe für den positiven Trend

Die Ursache für das heute geringere Risiko, an Krebs zu sterben, unterscheidet sich je nach Tumor. Bei verschiedenen Krebsformen wie Darm-, Prostata- oder Gebärmutterhalskrebs haben vor allem Fortschritte bei Diagnose und Therapien Leben gerettet. Auch bei der Leukämie heben die Wissenschaftler bessere therapeutische Verfahren hervor.

Beim Gebärmutterkrebs hingegen erklären sich die Forscher den seit den Achtzigerjahren anhaltenden positiven Trend in der Sterblichkeit vor allem mit den langfristigen Auswirkungen der Antibabypille, aber auch mit der Abkehr von der Hormonersatztherapie. Diese hat sich demnach auch positiv auf das Risiko ausgewirkt, an Brustkrebs zu sterben – neben früheren Diagnosen und besseren Therapien.

Die geringere Gefahr durch Magenkrebs erklären die Forscher vor allem durch den Rückgang an Infektionen mit Helicobacter pylori-Bakterien, ebenso wie die Abkehr der Männer vom Rauchen. Auch eine gesündere Ernährung habe zu messbaren Verbesserungen geführt, schreiben sie.

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