Schock-Diagnose Aphasie: Das ist die Krankheit, die Bruce Willis zum Karriere-Ende zwingt

Bruce Willis beendet seine Karriere und zieht sich aus der Weltöffentlichkeit zurück – weil er unter einer Aphasie leidet. Das Schicksal teilen jedes Jahr 60.000 Deutsche. FOCUS Online erklärt, was bei einer Aphasie im Körper passiert, wie sie sich äußert und was Betroffenen hilft.

Er gehört zu den größten Hollywood-Stars unserer Zeit. In Filmen gab Bruce Willis oft den unverwundbaren Actionhelden. Im echten Leben hat ihm das Schicksal jetzt offenbar übel mitgespielt, wie seine Familie am Montagabend deutscher Zeit mitteilte: Der Hollywood-Star beendet demnach seine Karriere im weltweiten Rampenlicht. Der Grund: Ärzte haben bei dem 67-Jährigen vor kurzem eine sogenannte Aphasie diagnostiziert.

Was ist eine Aphasie?

Unter dem Fachbegriff fassen Mediziner verschiedene Formen von Sprach- und Sprachverständnisstörungen zusammen. In 80 Prozent der Fälle ist ein vorangegangener Schlaganfall der Auslöser, wie die Deutsche Schlaganfallhilfe erklärt. Von den Schlaganfall-Patienten wiederum trifft die Diagnose Aphasie etwa 30 Prozent.

  • Lesen Sie auch:  Jede Minute zählt: So erkennen Sie einen Schlaganfall – und verhalten sich richtig

Bei jedem Dritten davon normalisiert sich die Sprachfunktion innerhalb der ersten vier Wochen wieder. „Nach diesem Zeitfenster nehmen die spontanen Rückbildungen der Symptome jedoch immer weiter ab“, erklären die Spezialisten für Schlaganfälle weiter. „Nach sechs Monaten sind 44 Prozent frei von aphasischen Symptomen.“ Bei Bruce Willis gehen die Ärzte offenbar nicht mehr davon aus, dass sich die Sprachstörung zurückbildet. Das zumindest legt der offizielle Rückzug nahe.

Was sind die Ursachen einer Aphasie?

Zur Ursache der Aphasie bei Bruce Willis gibt es bisher keine Informationen. Neben Schlaganfällen können generell auch Hirntumoren, Schädel-Hirn-Traumen, entzündliche Erkrankungen des Gehirns oder Hirnabbauprozesse die Störungen auslösen.

Aphasien entstehen dadurch, dass eine oder mehrere Komponenten des Sprachnetzwerks geschädigt werden. Dieses liegt bei mehr als 90 Prozent der Menschen in der linken Großhirnhälfte. Je nachdem welche Bereiche der Hirnhälfte geschädigt sind, teilen Fachleute die Erkrankung in vier verschiedenen Formen ein:

  • globale Aphasie
  • Wernicke-Aphasie
  • Broca-Aphasie und
  • amnestische Aphasie.

Symptome: So äußert sich eine Aphasie

Die Störungen der Aphasie betreffen alle sprachlichen Fähigkeiten, also Sprechen und Schreiben ebenso wie Hörverständnis und Lesen. Dabei kann es die einzelnen Bereiche unterschiedlich schwer treffen. Betroffene haben beispielsweise Schwierigkeiten, Worte zu finden oder ihren Aussagen Sinn zu verleihen. Dabei haben die Beschwerden nichts mit der Intelligenz nichts zu tun. Die Sprache wird im Gehirn nicht mehr richtig verarbeitet.  

Alle wichtigen Meldungen zum Coronavirus im FOCUS-Online-Newsletter. Jetzt abonnieren.

 
 

Diagnose: Sprache im Test

Sprachstörungen gilt es zunächst richtig zu diagnostizieren. Hierzu kommt zum Beispiel der für die deutsche Sprache standardisierte Aachener Aphasie Test (AAT) zu Einsatz. „Der Test lässt eine verlässliche Beurteilung der Spontansprache auf sechs neurolinguistisch definierten Ebenen zu“, heißt es in der Beschreibung. „Geprüft werden sprachliche Störungen beim Nachsprechen, beim Lesen und Schreiben, beim Benennen und im Sprachverständnis hinsichtlich verschiedener sprachlicher Einheiten.“

Der Schweregrad der Aphasie lässt sich dadurch ebenfalls bestimmen. Darüber hinaus können die Behandelnden mit Hilfe des AAT den Verlauf der Erkrankung beobachten.

Zusätzlich können bildgebende Verfahren wie die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) Aufschluss darüber geben, welche Hirnregionen wie stark getroffen sind.

Therapie: So wird die Aphasie behandelt

Wie gut die Prognose bei einer Aphasie ist, hängt entscheidend davon ab, wie schwer sie zu Beginn ausgeprägt war. Doch auch schwere Störungen können günstig verlaufen. Bildgebende Verfahren, die zeigen, wie sehr welche Hirnregionen geschädigt sind, können bei der Einschätzung helfen.

Schwerpunkt der Behandlung ist die Sprachtherapie. Aphasiker müssen üben, ihre Sprache zu kontrollieren und Sprachverständnis zu erlernen. Sie müssen beispielsweise einen Stuhl als Stuhl erkennen und so benennen. Logopäden arbeiten unter anderem mit Bildkarten, häufigen Wiederholungen und Aufforderungen.

Auch Medikamente kommen in der Therapie zum Einsatz. „Studien zur pharmakologischen Unterstützung von Sprachtherapie ergaben positive Effekte für Donepezil und Memantin in der chronischen Phase nach Schlaganfall“, schreibt die Deutsche Gesellschaft für Neurologie.

Das Wichtigste auf einen Blick

  • Systematische Sprachtherapie soll bereits in der frühen Phase der Spontanerholung beginnen.
  • Sprachtherapie soll bei Vorliegen behandlungsbedürftiger Kommunikationsstörungen möglichst täglich stattfinden. Nachweisbar wirksam ist die Sprachtherapie bei einer Intensität von mindestens fünf bis zehn Stunden pro Woche.
  • Je nach den individuellen Rehabilitationszielen und der Dynamik der erreichbaren Verbesserungen sind intensive Intervallbehandlungen auch mehr als zwölf Monate nach dem Schlaganfall zu empfehlen.
  • In den späteren Verlaufsphasen ist es sinnvoll, den Transfer der erworbenen sprachlichen Fähigkeiten und die Anpassung an spezifische Alltagsanforderungen sowie die Aufrechterhaltung der wiedergewonnenen Sprachfähigkeiten weiterhin therapeutisch zu unterstützen.

    Mehr zum Thema Glück


  • Hirnforscher entwickelt Glücksformel – dafür muss sich jeder zwei Fragen stellen


  • Star-Hirnforscher: Zwei Instinkte entscheiden über Glück im Leben


  • Kinder sind es nicht: Dieser Professor weiß, wie wir 2020 wirklich glücklich werden


  • In welchem Alter wir am unglücklichsten sind – und wann am glücklichsten

  • Ein Laie kann die Symptome beim Verdacht auf Schlaganfall oft erst nicht richtig einordnen. Darum hilft ein Schnelltest dabei, der sogenannte FAST-Test (engl. Face = Gesicht, Arms = Arme, Speech = Sprache, Time = Zeit). Dieser Schlaganfall-Test funktioniert so:

    • Face: Bitten Sie die betroffene Person zu lächeln. Hängt ein Mundwinkel herab? Dies ist ein Anzeichen für eine Halbseitenlähmung.
    • Arms: Der Betroffene soll versuchen, die Arme nach vorne auszustrecken und die Handflächen nach oben zu drehen. Bei einer Lähmung kann er nicht beide Arme heben – ein Arm sinkt ab oder dreht sich.
    • Speech: Lassen Sie den Betroffenen einen einfachen Satz nachsprechen. Gelingt ihm dies nicht oder klingt die Sprache verwaschen, ist dies ein Hinweis auf eine Sprachstörung.
    • Time: Rufen Sie sofort den Notarzt unter 112! Sagen Sie der Rettungsleitstelle, dass Sie den Verdacht auf einen Schlaganfall haben.

    Sie können die Person auch bitten, für den Test die Zunge herauszustrecken. Dies gelingt vielen Menschen mit einem Hirnschlag nicht mehr.

    Treten schon Wochen vorher auf: 5 Warnzeichen deuten einen Schlaganfall an

    FOCUS Online Treten schon Wochen vorher auf: 5 Warnzeichen deuten einen Schlaganfall an

    Quelle: Den ganzen Artikel lesen