Super-Androgene: Stärker als Testosteron

Das Geschlechtshormon Testosteron steht für Männlichkeit und Potenz. Nun haben Wissenschaftler herausgefunden, dass es keinesfalls das stärkste Sexualhormon ist. Neuere Forschungsergebnisse zeigen, dass die Nebenniere noch viel stärkere männliche Sexualhormone bildet, sogenannte Super-Androgene. Das berichteten Experten beim Deutschen Kongress für Endokrinologie Anfang März in Gießen. Die Hormone könnten dafür sorgen, dass der Hormonstoffwechsel aus dem Ruder läuft – auch bei Frauen.

Schon länger ist bekannt, dass die Nebenniere auch männliche Geschlechtshormone produziert. "Bisher kannten wir nur sehr schwache Androgene, die in der Nebennierenrinde produziert werden", berichtet DGE-Kongresspräsident Professor Dr. med. Stefan A. Wudy von der Justus-Liebig-Universität Gießen. Allerdings zeigen neueste Untersuchungen, dass eine weitere Gruppe sogenannter 11-oxygenierter Androgene existiert. "Diese männlichen Hormone besitzen ein zusätzliches Sauerstoffatom, was ihre Wirkung deutlich verstärkt", erläutert der Experte: "Deshalb werden sie auch als Super-Androgene bezeichnet."

Mögliches Gesundheitsrisiko

Interessanterweise wurden diese Super-Androgene bereits vor 60 Jahren beim Menschen entdeckt, gerieten laut Wudy jedoch wieder in Vergessenheit. Ihre starke Wirkung wurde erst in jüngster Zeit von Meeresbiologen bei Knochenfischen entdeckt. Seither beschäftigen sich auch die medizinischen Hormonforscher wieder mit diesen Super-Androgenen. Wudy ist davon überzeugt, dass auf dem Gebiet der Wirkung männlicher Hormone die herkömmlichen Lehrbücher umgeschrieben werden müssen.

So könnten verschiedene Erkrankungen der Nebennieren dazu führen, dass die Produktion dieser hochpotenten Androgene sprichwörtlich aus dem Ruder läuft. Die möglichen Folgen diskutieren Endokrinologen derzeit intensiv. Neueste Forschungen zielen darauf ab, die Rolle der Super-Androgene bei Volkskrankheiten wie der Fettleibigkeit, Störungen der Fruchtbarkeit sowie bei der Entstehung verschiedener Krebsarten zu charakterisieren.

Einfacher Bluttest noch nicht möglich

"Leider steht uns derzeit noch kein geeigneter Test zur Verfügung, mit dem wir routinemäßig die Konzentration der 11-oxygenierten Androgene bei unseren Patientinnen im Blut bestimmen können", bedauert DGE-Mediensprecher Professor Dr. med. Matthias M. Weber, Leiter der Endokrinologie an der Universitätsmedizin in Mainz: "Wir hoffen jedoch, dass sich dies bald ändert. Dann wird sich zeigen, wie Super-Androgene in den Hormonstoffwechsel eingreifen und für welche Komplikationen sie verantwortlich sind."

DGE/KFL

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