Zahl der HIV-Diagnosen erreicht Höchststand

„Sie haben HIV.“ Diese Nachricht haben im vergangenen Jahr mehr als 130.000 Menschen in Osteuropa erhalten. Damit handelt es sich um die größte Zahl an HIV-Diagnosen, die jemals in der Region ausgesprochen wurde. In Westeuropa hingegen sinkt die Zahl der Ansteckungen, wie aus einem aktuellen Bericht der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und des European Centre for Disease Prevention and Control (ECDC) hervorgeht.

Die von dem Report erfasste Region besteht aus 53 Ländern, in denen insgesamt fast 900 Millionen Menschen leben. In West- und Osteuropa zusammen erhielten 2017 fast 160.000 Menschen eine neue HIV-Diagnose.

Die HIV-Epidemie breitet sich schon seit Jahren in Osteuropa aus. Positiv sei nur, dass der Anstieg der Fallzahlen 2017 nicht mehr so stark war wie im Jahr zuvor, heißt es in dem Report. Zwischen 2007 und 2016 hatte die Zahl der Diagnosen in Osteuropa noch um 95 Prozent zugenommen; zwischen 2008 und 2017 betrug die Zunahme nur noch 68 Prozent.

„Es ist schwer, von guten Nachrichten zu sprechen, wenn man auf ein weiteres Jahr mit inakzeptabel hohen Ansteckungszahlen zurückblickt“, sagt Zsuzsanna Jakap, Direktor des WHO Regional Office Europe.

Ein Hauptproblem ist, dass viele Betroffene erst spät von ihrer Infektion erfahren. Bei jedem zweiten befand sich die Krankheit in einem fortgeschrittenen Stadium, als sie diagnostiziert wurde. Dadurch steigt das Risiko, dass die Betroffenen das Virus weitergegeben haben. Außerdem erschwert eine späte Diagnose die Therapie.

Neue HIV-Diagnose: Über Jahre kaum Beschwerden

Hat sich jemand mit HIV infiziert, vermehren sich die Viren in seinem Körper in den ersten Tagen explosionsartig. In dieser Zeit kommt es – allerdings nur bei einem Viertel der Betroffenen – zu Beschwerden wie Fieber, Gelenkschmerzen, geschwollenen Lymphknoten und einer entzündeten Mundschleimhaut, die sich leicht mit einer Grippe verwechseln lassen.

Anschließend folgt häufig eine jahrelange Phase, in der sich die Infektion nicht bemerkbar macht. Erst nach dieser Latenzzeit führt die Schwächung des Immunsystems zu deutlichen Beschwerden, im weiteren Verlauf bricht Aids aus. Aus diesem Grund sollten sich alle Menschen mit einem möglichen Infektionsrisiko regelmäßig auf HIV testen lassen, auch wenn sie sich gesund fühlen.

Wird die Krankheit früh erkannt und konsequent behandelt, kann die Menge der Viren im Körper so weit abgesenkt werden, dass sie bei Tests nicht mehr nachweisbar ist und die Betroffenen nicht mehr ansteckend sind. Heilen aber lässt sich HIV bis heute nicht. Setzen Erkrankte ihre Medikamente ab, steigt die Zahl der Viren in ihrem Körper ähnlich rasant an wie nach einer neuen Infektion.

Gefahr für eine „Krise historischen Ausmaßes“

Bereits im Sommer hatte die Aidsorganisation der Vereinten Organisationen, Unaids, erklärt, dass sinkende finanzielle Mittel den weltweiten Kampf gegen die HIV-Epidemie gefährdeten. Die alarmierende Zunahme von Neuinfektionen in manchen Regionen könnte gekoppelt mit dem Wachstum junger Bevölkerungsschichten zu einer „Krise historischen Ausmaßes“ führen, warnte der US-Aids-Experte Mark Dybul im Vorfeld der Welt-Aids-Konferenz in Amsterdam im Juli. Dabei bezog er sich neben Osteuropa auch auf Länder in Asien.

Seit Beginn der Aids-Epidemie in den Achtzigern haben sich weltweit mehr als 77 Millionen Menschen mit HIV infiziert. Fast die Hälfte der Betroffenen – 35,4 Millionen – ist an den Folgen von Aids gestorben.

Auch in Deutschland leben schätzungsweise 13.000 Menschen mit HIV, die nichts von ihrer Infektion wissen. Seit diesem Jahr sind deshalb Selbsttests für zu Hause zugelassen, die in Apotheken, Drogerien und im Internet verkauft werden können. Allerdings liefern diese erst drei Monate nach der Ansteckung zuverlässige Ergebnisse.

Im Video: HIV positiv – Mein Leben mit dem Virus


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