„Apotheker und Großhändler haben keine Freikarte beim Klimaschutz“

Am vergangenen Freitag haben Millionen von Menschen auf der ganzen Welt für einen besseren Klimaschutz protestiert. Zeitgleich tagte in Berlin das sogenannte Klimakabinett, in den vergangenen Tagen wurde viel über die Klima-Maßnahmen der Großen Koalition geschrieben. Im Gespräch mit DAZ.online erklärt Michael Hennrich, Berichterstatter für Arzneimittelthemen in der Unionsfraktion, warum auch Versandhändler, Apotheker und Großhändler ihre Arbeitsweisen ändern sollten, dass er sich über eine Reduzierung der Großhandelstouren freuen würde und warum gesetzliche Maßnahmen aus seiner Sicht nicht angebracht wären.

DAZ.online: Herr Hennrich, knapp 20 Prozent aller Treibhausgasemissionen gehen auf das Konto des Verkehrs. Apotheken und der pharmazeutische Großhandel, für die sie in der Unionsfraktion politisch zuständig sind, sind auf den Straßenverkehr angewiesen, um ihre Patienten zu versorgen. Gleichzeitig ist allen klar, dass sich beim CO2-Ausstoß etwas tun muss. Gilt für die Arzneimittelversorgung grundsätzlich eine Ausnahme von Klima-Maßnahmen? Oder muss sich auch hier vieles ändern?

Hennrich: Sie haben Recht, eine der größten Herausforderungen bei der Klimawende ist der Straßenverkehr. Grundsätzlich gilt aber: Wir müssen dafür sorgen, dass die Versorgung der Menschen zu jeder Zeit gewährleistet ist. Deswegen muss es für den Gesundheitsbereich natürlich gewisse Ausnahmen geben, was ja beispielsweise die Ausnahmen von Fahrverboten in den Großstädten zeigen. Trotzdem haben auch Apotheken und Großhändler keine grundsätzliche Freikarte beim Klimaschutz. Jeder Gesellschaftsbereich muss bei der Klimawende mitanpacken. Zu glauben, man werde verschont, wäre ein fataler Irrglaube.

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DAZ.online: Das heißt, auch Apotheker und Großhändler müssen Änderungen in ihrer Arbeitsweise vornehmen?

Hennrich: Grundsätzlich gilt für den Verkehr, dass es mehr andere Formen der Mobilität geben soll. Gleichzeitig müssen wir den Verkehr aber auch reduzieren. Hier denke ich aber nicht nur an den Großhandel, sondern auch an den Versandhandel.

DAZ.online: Sie meinen die zahlreichen DHL- und Hermes-Lieferwagen, die mehrmals täglich durch unsere Dörfer und Städte fahren?

Hennrich: Ja, ich finde, dass wir die Fahrten der Lieferdienste reduzieren müssen. Dazu gehören auch die Arzneimittel-Versandhändler. Es kann ja nicht sein, dass durch meine Kleinstadt in Baden-Württemberg teils drei oder vier Mal Lieferdienste fahren, um Pakete abzuliefern – teils im selben Haushalt. Ich weiß aber, dass das Verkehrsministerium hier an Konzepten arbeitet.

DAZ.online: Konzepte zur Einschränkung des Versandhandels? Ist das schon was für kurzfristige Gesetzesmaßnahmen?

Hennrich: Nein, sicher nicht. Ich bin auch in die genauen Pläne nicht eingeweiht. Ich weiß nur, dass man an Konzepten arbeitet, um die Touren von Lieferdiensten zu reduzieren.

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