Loperamid: Blick in die Fachinformation lohnt

Seit dem 2. Aprilmüssen die Fachinformationen von Arzneimitteln mit dem Wirkstoff Loperamid darauf verweisen, dass es inVerbindung mit einer Überdosierung zu einer Verlängerung des QRS-Komplexes kommenkann. Geschieht dies nicht, könne nicht mehr von einem positivenNutzen-Risiko-Verhältnis ausgegangen werden, heißt es in einem Bescheid desBfArM. Was das für die Praxis bedeutet, zeigen vor allem ältere Berichte aus den USA über den Missbrauch von Loperamid. Gibt es bessere Alternativen?

Zu Arzneimitteln mit dem Wirkstoff „Loperamid“ und derWirkstoffkombination „Loperamid/Simeticon“ ist ein europäisches, dieperiodischen Sicherheitsberichte bewertendes Verfahren durchgeführt worden. DerPharmakovigilanzausschuss PRAC der EMA (European Medicines Agency) ist dabeiauf Grundlage einer Überprüfung der Literatur und spontaner Meldungen zu demSchluss gelangt, dass ein Kausalzusammenhang zwischen der Verlängerung desQRS-Komplexes und Loperamid nicht ausgeschlossen werden kann. Diese Erkenntnissoll nun in die Abschnitte 4.4 und 4.9 der Fachinformationen aufgenommenwerden. Die Koordinierungs­gruppe der Behörden der Mitgliedstaaten (CMDh, Coordination group for Mutual recognition and Decentralised procedures – human) hatden wissenschaftlichen Schlussfolgerungen des PRAC zugestimmt,sodass das Bundesinstitut fürArzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) mit Bescheid vom 2. April 2019 den einstimmigen Beschluss derKoordinierungsgruppe umsetzt. Wird die „Verlängerung des QRS-Komplexes“ nun wie folgt in dieProduktinformationen eingefügt, gilt das Nutzen-Risiko-Verhältnis derLoperamid-Präparate als unverändert: 

  • „In Verbindung mit Überdosierung wurde überkardiale Ereignisse, einschließlich QT-Verlängerung und Verlängerung des QRS-Komplexes und Torsade de pointes, berichtet.Einige Fälle verliefen tödlich (siehe Abschnitt 4.9). Patienten dürfen die empfohleneDosis und/oder die empfohlene Behandlungsdauer nicht überschreiten.“
  • „Bei Personen mit Überdosierungen von Loperamidwurden kardiale Ereignisse, wie QT-Intervallverlängerungund Verlängerung des QRS-Komplexes,Torsades de pointes, sonstige schwereventrikuläre Arrhythmien, Herzstillstand und Synkopen, beobachtet (sieheAbschnitt 4.4). Auch über Todesfälle wurde berichtet.“

QRS-Komplex

Die Zacken und Welleneines EKG (Elektrokardiogramm) lassen sich in Verbindung zum Erregungsablauf imHerzen setzen: Die Spitze der größtenZacke (nach oben) heißt „R“ und wird durch die zwei kleinen Zacken „Q“ und „S“ (nach unten) begrenzt. Diese QRS-Gruppe entsteht durch die Erregungsausbreitungim Ventrikelmyokard.
Die Q-Zacke entsteht, wenn das Kammerseptum von linksunten nach rechts oben depolarisiert wird. Die R-Zacke tritt auf, wenn dieErregung auf die Herzspitze zuläuft. An die R-Zacke schließt sich die kleineS-Zacke an. Sie entsteht, weil ein kleiner Bezirk im linken Ventrikel nochnicht erregt ist. (Quelle: Anatomie, Physiologie, Pathophysiologie desMenschen, 7. Auflage, Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft Stuttgart)

Die Änderung soll durch die Zulassungsinhaber bis 15. Mai 2019 eingereicht werden. In manchen Fachinformationen findet sich aber die Verlängerung der QRS-Komplexes bereits (zum Beispiel Loperamid 2 Heumann). 

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