Schweizer Apotheker baut fehlendes Arzneimittel nach

Eigentlichkeine dumme Idee, vor allem angesichts der zunehmenden Lieferengpässe beiArzneimitteln: Wenn ein Arzneimittel nicht mehr zu bekommen ist, macht man eseinfach selbst. In dieses „Abenteuer“ hat sich ein Basler Apotheker gestürztund damit eine große Nachfrage ausgelöst.  

Wie die Basellandschaftliche Zeitung (bz) berichtet, hat ein Mitarbeiter der Neubad-Apotheke in Basel fürStammkunden ein vergriffenes Medikament „nachgebaut“. Ein großer Pharmaherstellerhatte dieses vor einigen Monaten aus dem Sortiment genommen, was zu großerSorge und Hamsterkäufen geführt haben soll. Statt seine Kunden zu vertrösten,habe sich Alexander Steenhof, Mitarbeiter in der Apotheke, kurzum entschlossen,das Medikament selbst herzustellen, was laut bz in diesem Fall erlaubt seinsoll. In monatelanger Arbeit habe er die Rezeptur analysiert und Hersteller vonpharmazeutischen Rohstoffen gesucht.

MutigesVersuchskaninchen

Die erste „Prototyp-Kapsel“,die er daraus „kreierte“, habe er zum Test gleich selbst geschluckt, lauteigener Aussage vor allem „aus psychologischen Gründen“, das heißt, zurBeruhigung der Patienten. Nachdem die Rezeptur Wirkung zeigte, habe er sich andie erste „Großproduktion“ gemacht, vor allem wegen der großen Nachfrage. „Schreiben Sieja nicht, um welches Medikament es sich handelt, sonst rennen mir die Patientendie Bude ein“, bat Michael Tscheulin, Inhaber der Neubad-Apotheke, die Mitarbeiterder bz. Alsdiese die Apotheke besuchten, sollen Steenhof und sein Kollege Florian Schwyterin fast drei Stunden allerdings gerade einmal 49 Pillen Stück für Stück vonHand hergestellt haben, ein mühseliges Unterfangen also.

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Arbeit imLabor ist eine Bereicherung

Dennochscheint Steenhof´s Enthusiasmus ungebremst zu sein: „Die Arbeit im Labor ist fürmich eine Bereicherung“, bekräftigt er. „Nebst dem Kontakt zum Kunden ist dasHerstellen von Medikamenten im Labor ein wichtiger Teil unserer Arbeit, der aufkeinen Fall verloren gehen darf.“ Die Neubad-Apotheke sei eine von wenigen, diediesen Aspekt des Apotheker-Berufs noch hochhalte. Dies liegt auch anTscheulin, der seine Überzeugung teilt: „Das ist klassischesApotheker-Handwerk, wie es jedem angehenden Apotheker im Rahmen seines Studiumsbeigebracht wird, aber leider lohnt sich der Aufwand kaum noch“, sagt derApothekeninhaber. Die Tarife, die Apotheker für solche Arbeiten verrechnenkönnen, seien seit 2005 nicht mehr angepasst worden: „Wir machen das aus reinemGoodwill dem Kunden gegenüber.“

„Wie einfähiger Maître Chocolatier“

Mit anderen„Eigenkreationen“ konnten die Neubad-Apotheker aber offenbar bereits erfolgreichin Produktion geben. Laut Tscheulin werden heute insgesamt fünfHausspezialitäten in größerem Maßstab produziert, ein Teil davon von einerexternen Firma, darunter ein Hustensirup mit Thymian- und Efeuextrakt. DieRezepturen seien ebenfalls im kleinen Labor der Neubad-Apotheke entwickeltworden. „Ein guter Apotheker ist wie ein fähiger Maître Chocolatier“, meint der„findige“ Apothekenchef. „Auch er stellt seine Pralinés nach eigenenSpezialrezepten selber her und verkauft nicht nur vorfabrizierte Ware.“ 

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