Jeder Siebte bekam schon mal Depressionen diagnostiziert

Fast jeder siebte Bürger, der bei Deutschlands großer Gesundheitsstudie Nako mitmacht, war schon einmal wegen einer Depression beim Arzt. Das ist eines der ersten Ergebnisse der Langzeit-Bevölkerungsstudie, die am Mittwoch in Berlin vorgestellt wurden.

Nako steht für Nationale Kohorte. Die Gesundheitsstudie mit Erwachsenen im Alter zwischen 20 und 69 Jahren ist nach Angaben der Organisatoren die größte Untersuchung ihrer Art in Deutschland. Sie startete 2014 und soll insgesamt 200.000 zufällig ausgewählte Teilnehmer rund 20 bis 30 Jahre lang begleiten. Ergebnisse liegen bisher nur für die ersten 100.000 Teilnehmer vor.

„Die Krankheit ist vielen bewusster geworden“

„Die ersten Ergebnisse der Nako-Studie bestätigen, dass Depressionen eine häufige Erkrankung sind“, sagt Ulrich Hegerl, Vorstandschef der Stiftung Deutsche Depressionshilfe. Das hätten vorher schon andere deutsche Gesundheitsstudien in einer ähnlichen Größenordnung ergeben.

„Das heißt aber nicht, dass die Erkrankungszahlen steigen. Menschen holen sich heute mehr Hilfe, und Ärzte erkennen Depressionen besser. Die Krankheit ist vielen bewusster geworden“, ergänzte er. Sie sei nur lange versteckter gewesen als andere Beschwerden. „Und es bleibt noch viel an Aufklärung zu tun.“

Die Häufigkeit sei bei Depressionen zu erwarten gewesen, bestätigte die Nako-Vorstandsvorsitzende Annette Peters. „Anhand der Studie sieht man aber, wie groß das Problem ist.“ Von 100.000 Befragten gaben 10.282 Frauen und 4881 Männer an, in der Vergangenheit schon einmal die Diagnose Depression erhalten zu haben.

Verkehrslärm und Herzkrankheiten

Bemerkenswert ist laut Peters auch, wie viele Menschen sich den ersten Ergebnissen zufolge nachts durch Verkehrslärm gestört fühlten. Demnach nervt Lärm bei geöffnetem Fenster mehr als ein Viertel der Befragten ein bisschen, weitere zehn Prozent fühlten sich stark oder sehr stark gestört. Die Auswirkungen von Lärm auf die Gesundheit wollen die Nako-Forscher künftig unter anderem mit Blick auf Bluthochdruck analysieren.

Insgesamt zwei Prozent der untersuchten Teilnehmer berichteten, einen oder mehrere ärztlich diagnostizierte Herzinfarkte erlitten zu haben. Bei Männern kam die Erkrankung mit 3,5 Prozent häufiger vor als bei Frauen mit 0,8 Prozent. Herzrhythmusstörungen wurden dagegen bei Männern (10,1 Prozent) und Frauen (10,4 Prozent) ähnlich häufig von Ärzten festgestellt.

Die Studie zeige, dass Herzkrankheiten keine Männersache seien, sondern auch Frauen selbst in jungem und mittlerem Alter betreffen könnten, erklärte Peters.

Datenschatz für folgende Generationen

„Wir wollen Volkskrankheiten wie Krebs, Diabetes und Herz-Kreislauf-Erkrankungen besser verstehen, um sie wirkungsvoller bekämpfen zu können“, sagte Bundesforschungsministerin Anja Karliczek bei der Vorstellung der Studie. „Wir könnten beispielsweise erfahren, wie unsere Umwelt und unsere Lebensweise bestimmte Krankheiten beeinflusst. Von dem Datenschatz dieser Gesundheitsstudie werden viele Generationen profitieren.“

Nako-Teilnehmer werden umfassend nach einheitlichen Kriterien untersucht und zu ihren Lebensgewohnheiten befragt. Spezialisierte Zentren laden die Freiwilligen in festen Abständen immer wieder ein. Die Fördersumme für die Studie liegt nach Nako-Angaben in den ersten zehn Jahren bei rund 256 Millionen Euro.

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