Arzt wendet sich an seine Kollegen: „Plötzlich spielen sich alle als Virologen auf“

In vielen Medienberichten melden sich in der Corona-Krise Ärzte zu Wort. Aber nicht jeder von ihnen ist ein Experte für Pandemien. Der bayerische Arzt Daniel Schölz fordert jetzt in einem viralen Facebook-Post seine Kollegen auf: Allgemeinmediziner sollten sich nicht als Virologen aufspielen.

Sie sind überall. Geben Einschätzungen ab, wagen Prognosen, kritisieren die Entscheidungen der Politik. Mediziner erhalten in der aktuellen Corona-Krise vermutlich mehr Gehör als jemals zuvor, vor allem in den Medien. Bei einer komplexen Herausforderung wie dieser sind Experten besonders gefragt.

Radiologe spricht über Corona – macht das Sinn?

Aber: Nicht jeder Mediziner ist auch wirklich ein Experte für Viren und Pandemien. Der deutsche Chef des Ärztebundes Frank Ulrich Montgomery, der sich in der Krise gerne in Interviews zu Wort meldet, ist zum Beispiel Radiologe. Versteht so jemand wirklich etwas von der Corona-Pandemie?

Nein, sagt Daniel Schölz. Der Arzt aus dem bayerischen Rotenburg ob der Tauber hat in einem hundertfach geteilten Facebook-Post umfangreiche Kritik an Kollegen geübt, die sich in der aktuellen Krise als Experten inszenieren.

„In den letzten Monaten haben sich Pulmologen, Mikrobiologen (hat eigentlich nichts mit Virologie zu tun), HNO-Ärzte und Allgemeinmediziner als Virologen aufgespielt“, schreibt Schölz. „Alle diese Kollegen, die außerhalb ihres Fachgebietes ihre Meinung zu Sars-Cov-2 von sich geben, haben so viel Ahnung von Virologie wie ich. Und ich bin Chirurg.“

Schölz: „Wäre ja auch absurd“

Denn, erklärt Scholz: „In den letzten 30 Jahren gab es eine davor kaum vorstellbare Spezialisierung in den einzelnen Gebieten. Jeder Arzt in seinem Fachgebiet ist genau darin gut ausgebildet. In seinem Fachgebiet.“

Außerhalb des Fachgebietes ist es unter Ärzten eigentlich üblich, sich dann Rat von den Kollegen zu holen, die sich besser auskennen. „Habe ich als Chirurg mit einem Patienten ein HNO-Problem, bastle ich nicht selber daran rum, sondern schicke den Patienten zum HNO-Arzt.“ Ein HNO-Arzt behandle wiederum keine Knochenbrüche. „Wäre ja auch absurd“, merkt Schölz an.

„Mit Blinddarmentzündung zum Augenarzt“

Der Rat des Chirurgen: „Wenn ich etwas wissen will, wenn mich jemand fragt, schaue ich auf die Seite des RKI. Oder schaue mir die Seite eines Virologen an, der sich mit Sars-Cov-2 auskennt.“ Es sei wichtig, den tatsächlichen Experten Gehör zu schenken, „nicht denen, die das Maul aufmachen, nur weil sie 'Arzt' sind.“ Denn, fügt Schölz noch hinzu: „Ihr würdet doch mit einer Blinddarmentzündung auch nicht zum Augenarzt gehen.“

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