Kinderärzte machen Druck auf Stiko für zeitnahe Neubewertung der Kinder-Impfung

News zur Coronavirus-Impfung vom 3. August 2021

Auf dem schnellsten Weg zum Pieks:

  • Hausarzt, Impfzentrum, Drive-In, Newsletter – so kommen Sie jetzt an Ihren Impf-Termin
  • Biontech, Moderna, Astrazeneca (Vaxzevria), Curevac – Die wichtigsten Coronavirus-Impfstoffe im Check

Wegen Delta-Variante: Biontech und Moderna erhöhen Impf-Preise für die EU deutlich

07.23 Uhr: Die französische Regierung hat einen Bericht über eine Erhöhung der Preise für die Corona-Impfstoffe von Biontech/Pfizer und Moderna bestätigt. Wie Europa-Staatssekretär Clément Beaune am Montag im Radiosender RFI sagte, hängen die höheren Preise, die die Hersteller in noch laufenden Verhandlungen über neue Lieferverträge von der EU verlangen, mit einer Anpassung der Impfstoffe an die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus zusammen.

In den neuen Verträgen mit der EU werde eine Anpassung der Impfstoffe an neue Virus-Varianten verlangt, sagte Beaune. Nicht nur für die EU, sondern für alle Abnehmer werde es dadurch "ein bisschen teurer". Eine konkrete Summe nannte Beaune nicht.

Laut der "Financial Times" soll die EU für eine Dosis des Impfstoffs des Mainzer Unternehmens Biontech und seines US-Partners Pfizer statt 15,50 Euro künftig 19,50 Euro bezahlen. Der Preis für den Impfstoff von Moderna erhöht sich demnach von 19 Euro auf 21,50 Euro.

Kinderärzte machen Druck auf Stiko für "zeitnahe" Neubewertung der Kinder-Impfung

Dienstag, 3. August, 06.50 Uhr:  In der Debatte um breitere Corona-Impfangebote für Kinder und Jugendliche hat der Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugendärzte, Thomas Fischbach, die Ständige Impfkommission (Stiko) zu einer Neubewertung ihrer Position aufgerufen. "Bereits heute dürfen Ärztinnen und Ärzte entsprechend der aktuell gültigen Stiko-Empfehlung nach intensiver Aufklärung Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren impfen", sagte Fischbach der "Rheinischen Post" (Dienstag). "Ich persönlich bin ein Befürworter dieser Impfungen. Das Risiko von Nebenwirkungen durch die Impfung ist extrem gering, das zeigen alle Daten aus anderen Ländern." Daher wünsche er sich "eine zeitnahe Neubewertung durch die Stiko".

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren zugelassen, zuletzt folgte auch die Freigabe für Moderna. Für Deutschland empfiehlt die Stiko die Impfung trotz heftigen politischen Drucks bisher jedoch nur vor allem Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben.

Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern hatten am Montag eine Ausweitung der Impfmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche beschlossen. Alle Länder wollen Impfungen für 12- bis 17-Jährige nun auch in regionalen Impfzentren anbieten, so wie es auch schon in Arztpraxen möglich ist. Betont wurde, bei Impfungen von Kindern und Jugendlichen sei ärztliche Aufklärung und gegebenenfalls das Ja der Sorgeberechtigten nötig. Die Angebote seien so auszugestalten, dass die "Freiwilligkeit der Annahme" nicht in Frage gestellt werde. Die konkrete Umsetzung vor Ort liegt nun jeweils bei den Ländern.

Der Deutsche Hausärzteverband kritisierte das Vorgehen ohne vorherige Empfehlung der Stiko. "Diese Diskussion unter Missachtung der Kompetenz der Ständigen Impfkommission kann eher zur Verunsicherung führen, als dass sie der Impfkampagne hilft", sagte dessen Bundesvorsitzender Ulrich Weigeldt dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Dienstag). "Das Risiko liegt mehr bei den nicht impfwilligen Erwachsenen als bei den Kindern und Jugendlichen zwischen zwölf und 17 Jahren." Für Kinder und Jugendliche mit hohem Risikopotenzial gebe es ja bereits eine Impfempfehlung. "Warum eine Empfehlung der Stiko dazu zunächst nicht abgewartet werden kann, die sich auf Basis von fundierten Studien zeitnah äußern will, ist mir schleierhaft. Das Ganze klingt ein wenig nach Wahlkampfgetöse."

Schulen in Georgia wollen Angestellten 1000 Euro für Impfung zahlen

22.37 Uhr:  Schulen im Verwaltungsbezirk Henry im US-Bundesstaat Georgia wollen ihren Angestellten einen Bonus von 1000 Dollar (gut 840 Euro) zahlen, wenn sie sich impfen lassen. Sie hoffe, so die "zahlreichen Unterbrechungen zu vermeiden, die in den letzten beiden Schuljahren aufgrund einer globalen Pandemie im öffentlichen Bildungswesen aufgetreten sind", erklärte Schulrätin Mary Elizabeth Davis am Montag.

"Das vergangene Jahr war für unsere Schüler und unser Personal eine nie dagewesene Herausforderung", erklärte Davis. Schüler und ihre Familien verdienten "Vorhersehbarkeit und Stabilität beim Lernen". Für diese Bemühungen seien "die Offenhaltung unserer Gebäude und die Unterstützung der Gesundheit unserer Mitarbeiter" von größter Bedeutung. Oliver Berg/dpa/Symbolbild Ein Hausarzt impft einen Jugendlichen in seiner Praxis.

Der Schulbezirk südöstlich der Stadt Atlanta wird denjenigen seiner fast 6000 Mitarbeiter, die vollständig geimpft sind oder sich bis zum 30. September mit einer Dosis des Vakzins von Johnson & Johnson oder mit beiden Dosen von Biontech/Pfizer oder Moderna impfen lassen, die Zahlung zukommen lassen. Im Verwaltungsbezirk Henry stieg die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus laut der US-Gesundheitsbehörde CDC in den vergangenen sieben Tagen um 40 Prozent.

Kinderarzt mit harten Worten: "Impfen gern, aber erst will ich vernünftige Daten sehen"

19.57 Uhr: Johannes Hübner, Professor für Kinderheilkunde, hat sich im Gespräch mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) kritisch zum neuen Kinder-Impfturbo geäußert. Zwar sagte er dem Blatt: "Wir Kinderärzte sind generell sehr fürs Impfen". Überwiege die Schutzwirkung die potenziellen Nebenwirkungen, seien Impfungen auch "gegen Corona der richtige Weg". Aber: Bei Personen unter 16 Jahren wisse man das noch nicht. "Also: Impfen gern, aber erst will ich vernünftige Daten sehen."

Zwar gebe es Studien der Impfstoff-Hersteller, diese seien jedoch mit einer geringen Anzahl an Testpersonen durchgeführt worden. Für Hübner steht fest: "Für verlässliche wissenschaftliche Aussagen reicht das nicht aus. Und die braucht man, wenn man ruhigen Gewissens gesunde Kinder impfen will." Der Professor geht davon aus, dass erst in einigen Wochen valide Daten vorliegen. In den USA seien seit Mai schon mehr als 15 Millionen Kinder geimpft worden, die Verläufe würden in Echtzeit verfolgt. "Ich rechne damit, dass sich mit den Zahlen nachweisen lässt, dass bei Kindern – wie bei Erwachsenen – die Nebenwirkungen äußerst gering sind. Aber dem sollte man nicht vorgreifen", sagte er der "FAZ".

"Aiwanger muss sich überlegen, ob er stellvertretender Ministerpräsident bleiben kann"

19.15 Uhr: Der Streit in der bayerischen Regierungskoalition zwischen Freie-Wähler-Chef Hubert Aiwanger und Spitzenpolitikern des Koalitionspartners CSU nimmt an Schärfe zu. Der CSU-Fraktionschef im bayerischen Landtag, Thomas Kreuzer, hat Wirtschaftsminister Aiwanger am Montag nahegelegt, seine Rolle als stellvertretender Ministerpräsident zu überdenken. Aiwanger verfolge mit seinen kritischen Äußerungen über Corona-Impfungen ein "billiges Kalkül" im Bundestagswahlkampf, sagte Kreuzer dem "Münchner Merkur" (Dienstag). "Er muss sich überlegen, ob er stellvertretender Ministerpräsident bleiben kann." Peter Kneffel/dpa/Archivbild Hubert Aiwanger (l, Freie Wähler) mit Ministerpräsident Markus Söder (CSU).

Kreuzer schloss es nicht einmal aus, die Regierungskoalition mit den Freien Wähler zu beenden. "Selbstverständlich sind auch andere Koalitionen denkbar", sagte er der Zeitung. Aiwanger konterkariere den Rat aller Experten, nur um im Bundestagswahlkampf Punkte bei der Gruppe der Impfverweigerer zu machen, warf Kreuzer dem Politiker der Freien Wähler vor. "Wenn er sich selber nicht impfen lassen will, ist das seine Privatsache", sagte Kreuzer. "Politisch sollte allen in dieser Regierung aber unbedingt klar sein, dass wir aus der Pandemie nur mit einer guten Impfquote rauskommen", sagte der CSU-Fraktionschef.

Der Fraktionssprecher der Freien Wähler im Bayerischen Landtag, Florian Streibl, bezeichnete Kreuzers Kritik am Montag als "überraschend": "Die Koalition sehen wir nicht in Gefahr, die Zusammenarbeit auf Parlaments- und Regierungsebene läuft hervorragend." Kreuzers Ansinnen könne er "nicht nachvollziehen". Zuvor hatte bereits Bayerns Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) im ZDF-Morgenmagazin erklärt, Aiwangers Verhalten sei "fatal". Seine private Haltung und das, was er als stellvertretender Ministerpräsident öffentlich sage, müsse unterschieden werden.

Aiwanger hatte gesagt, er warte mit einer Impfung, bis er selbst überzeugt sei, dass eine Impfung für ihn ganz persönlich sinnvoller sei, als ungeimpft zu bleiben. Aus seinem privaten Umfeld habe er von Impfnebenwirkungen gehört, bei denen einem "die Spucke wegbleibe". Überdies warnte er jüngst im Deutschlandfunk vor einer "Jagd" auf Ungeimpfte. Die Bürger müssten "ohne Druck" und mit Fakten überzeugt werden. Bisher seien sie "teilweise nicht zu Unrecht verunsichert", sagte er – und nannte in dem Zusammenhang den Impfstoff von Astrazeneca.

Holetschek präsentiert die Beschlüsse der Gesundheitsminister

18.24 Uhr: Damit ist die Pressekonferenz beendet.

18.23 Uhr: Ist eine Risikoabwägung bei Kindern und Jugendlichen nun nicht mehr nötig? Nach wie vor halte man sich an das, "was die Stiko ausdrücklich zugelassen hat". Dazu gehöre auch eine entsprechende Risikoeinschätzung, so Holetschek. Wer sich nicht sicher sei, ob er sich impfen lassen möchte, könne sich im Vorhinein noch einmal beraten lassen.

18.20 Uhr: Wie einig war sich die Länderrunde?, will ein Journalist wissen. "Es war ein einstimmiger Beschluss", sagt Holetschek. Man sei sich einig darin gewesen, den Jüngeren ein Impfangebot zu machen. Schon ab Mitte August sollen Kinder und Jugendliche in Bayern ein solches Angebot in den Impfzentren bekommen, später dann auch in Schulen.

18.18 Uhr: "Wir werden weiterhin Angebote machen an die, die bisher mit einem Vektorimpfstoff geimpft wurden, zweimal mit Astrazeneca oder Johnson & Johnson, auch da eine Auffrischungsimpfung mit einem mrna-Impfstoff anzubieten", sagt Holetschek. Er weist darauf hin, dass es sich dabei um die Kernbeschlüsse der Gesundheitsministerkonferenz handele. Damit meint er das Impfangebot für Kinder und Jugendliche ab 12 Jahren sowie die Auffrischungsimpfungen.

18.16 Uhr: Die Pressekonferenz startet. Einstimmig festgehalten worden sei, Auffrischungsimpfungen anzubieten, erklärt Holetschek. "Wir glauben, das ist im Sinne der gesundheitlichen Vorsorge sinnvoll und richtig", sagt er. Gerade in Alten- und Pflegeheimen hätten Corona-Ausbrüche verheerende Folgen gehabt. Man wolle alles tun, um vulnerable Gruppen zu schützen.

Vorab durchgesickert: Alle Kinder und Jugendlichen ab 12 Jahre sollen Impfangebot bekommen

18.10 Uhr: Schon vorab sickert durch: Die Gesundheitsminister setzen sich offenbar über die Empfehlung der Stiko hinweg. Das berichtet die "Bild"-Zeitung unter Berufung auf Teilnehmerkreise. Die Entscheidung über die schon vorab gefasste Beschlussvorlage sei einstimmig gefallen. Demnach soll allen Kindern und Jugendlichen ab 12 Jahren künftig eine Corona-Impfung angeboten werden.

18.03 Uhr: Sollen Kinder ab zwölf Jahren gegen Corona geimpft werden? Über diese Frage berieten die Gesundheitsminister der Bundesländer am Montag. Klaus Holetschek (CSU), der das Amt in Bayern innehat, spricht auf einer Pressekonferenz um 18.10 Uhr über die Ergebnisse des Austauschs. FOCUS Online begleitet das Event hier im Live-Ticker.

Hongkong führt Impfpflicht für Lehrer, Beamte und Pflegekräfte ein

15.51 Uhr: Die Hongkonger Regierung hat eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen erlassen. Beamte, Lehrer und Beschäftigte des Gesundheitswesens müssen sich gegen das Coronavirus impfen lassen – oder selbst für regelmäßige Tests bezahlen, wie Regierungschefin Carrie Lam am Montag ankündigte. Trotz ausreichend verfügbaren Impfstoffes ist die Impfbereitschaft in der chinesischen Sonderverwaltungszone vergleichsweise gering. Rolf Vennenbernd/dpa/Symbolbild Ein Arzt impft einen Mann.

Sechs Monate nach Beginn der Impfungen sind bislang nur 36 Prozent der 7,5 Millionen Einwohner der Stadt mit zwei Dosen vollständig geimpft. 48 Prozent haben eine Dosis erhalten. Hongkong ist von der Pandemie bislang relativ verschont geblieben, da Einreisen fast völlig verboten wurden und Neuankömmlinge eine lange Quarantäne in staatlich überwachten Hotels durchlaufen müssen. Seit Beginn der Pandemie verzeichnete die Stadt rund 12.000 Infektionen und 200 Todesfälle. Seit mehr als 50 Tagen wurden keine lokalen Infektionen mehr verzeichnet.

Die wirtschaftlichen Kosten sind für die Finanzmetropole, die vor der Pandemie auch ein wichtiger internationaler Verkehrsknotenpunkt war, allerdings enorm. Regierungschefin Lam will die Impfquote nun erhöhen, indem sie Impfungen von Beamten, Mitarbeitern im Gesundheits- und Pflegebereich sowie Lehrern zur Pflicht macht. Die Impfbereitschaft in diesen Gruppen ist sehr unterschiedlich: Während die Quote im öffentlichen Dienst bei 70 Prozent liegt, sind es unter den Lehrern nur 47 Prozent. 

Wer sich nun weiterhin einer Impfung verweigert, muss sich zwei Mal wöchentlich testen lassen und die Tests aus eigener Tasche bezahlen. "Wenn sich Menschen aus Gründen, die nichts mit ihrer Gesundheit zu tun haben, weigern sich impfen zu lassen, sollte eine verantwortungsvolle Regierung dies nicht tolerieren", sagte Lam.

Streit mit der CSU spitzt sich zu: Bayerns Gesundheitsminister nennt Aiwangers Impf-Aussagen "fatal"

14.59 Uhr: Bayerns stellvertretender Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) steht im Streit um seine impfkritischen Äußerungen weiter unter dem Druck seines Koalitionspartners CSU. Der bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek (CSU) nannte Aiwangers Äußerungen am Montag im ARD-"Morgenmagazin" "fatal". Aiwanger fürchtet trotz des Streits nach eigenen Worten aber keinen Bruch der Koalition mit der CSU. Sven Hoppe / POOL / AFP Der bayerische Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) im April bei einer Pressekonferenz in München

Holetschek verwies im "Morgenmagazin" auf die herausgehobene Position Aiwangers durch sein politisches Amt und die dadurch starke öffentliche Wahrnehmung. "Da wünsche ich mir schon, dass man sich manchmal gut überlegt, was man sagt und was man nicht sagt". Aiwanger, der auch bayerischer Wirtschaftsminister ist, konterkariere alle Bemühungen der Landesregierung in der Impfkampagne, sagte Holetschek. Das von der Bevölkerungszahl zweitgrößte Bundesland Bayern liegt hier im Vergleich der Bundesländer zurück.

So waren Stand Montag bei den Erstimpfungen in Bayern 59,5 Prozent der Bevölkerung geimpft, im bevölkerungsreichsten Bundesland Nordrhein-Westfalen aber 65,1 Prozent und im Bundesdurchschnitt 61,7 Prozent. Vollständig geimpft sind in Bayern 50,3 Prozent der Bevölkerung, in Nordrhein-Westfalen 53,9 Prozent und im Bundesschnitt 52,3 Prozent.

Der Vorsitzende der Freien Wähler weigert sich trotz öffentlichen Drucks der CSU, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen. Zuletzt begründete er dies mit Berichten über massive Nebenwirkungen auch in seinem Bekanntenkreis, ohne dies aber näher auszuführen. Der "Passauer Neuen Presse" und dem "Donaukurier" vom Montag sagte Aiwanger, er befürchte trotz des Streits nicht, dass die CSU die Koalition beende. "Da würde sich die CSU bis ins Mark selbst beschädigen – die dürfen froh sein, dass sie mit den Freien Wählern einen so anständigen und ehrlichen Koalitionspartner haben."

Lauterbach für Impfung von Kindern -"Außenseiterposition" der Stiko

8.43 Uhr: Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach hält Corona-Impfungen von Kindern ab zwölf Jahren für angemessen. Dass die Politik hier jetzt Fakten schaffe, sei richtig, sagte Lauterbach am Montag im Deutschlandfunk vor Beratungen der Gesundheitsministerkonferenz zu dem Thema. Die wesentlichen Studien zur Impfung von Kindern zeigten, dass eine Durchseuchung mit der Delta-Variante des Coronavirus gefährlicher sei als eine Impfung. Wissenschaftlich komme er klar zu dem Ergebnis, dass Impfungen Kindern helfen.

Auch die US-Gesundheitsbehörde CDC, die weltweit wohl die besten Experten habe, empfehle die Impfung von Kindern. In den USA seien mehr als sechs Millionen Kinder geimpft, die Immunisierung sei hier gut untersucht.  Wochit/Getty Images „Außenseiterposition“: Karl Lauterbach kritisiert Stiko

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen, vor wenigen Tagen folgte auch die Freigabe für Moderna. Für Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung trotz heftigen politischen Drucks bisher jedoch nur vor allem Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben. Lauterbach sagte, die Stiko vertrete hier eine"Außenseiterposition".

An diesem Montag beraten die Gesundheitsminister von Bund und Ländern über Corona-Impfangebote für Jugendliche."Es werden nunmehr alle Länder Impfungen für 12- bis 17-Jährige in den Impfzentren anbieten", schreibt das Bundesgesundheitsministerium in einem an die Länder versendeten Beschlussvorschlag.

Patientenschützer kritisieren mangelnde Planung vor dritter Impfung  

5.00 Uhr: Trotz des baden-württembergischen Drucks in der Debatte um Auffrischungsimpfungen kritisieren Patientenschützer den nach ihrer Einschätzung späten Start in die Planungen für die neue Kampagne."Es steht zu befürchten, dass Bund und Länder die Planung für die wichtige Auffrischungskampagne verschlafen", sagte der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, der Deutsche Presse-Agentur dpa. Die Politik müsse vorbereitet sein, wenn die Ständige Impfkommission (Stiko) grünes Licht gebe. Viele politische Entscheidungen könnten vorbereitet werden,"ohne dass die Stiko sagt, wo es langgeht", betonte Brysch. Bislang liegen der Stiko nach ihrer Einschätzung nicht die nötigen Daten vor, um Auffrischimpfungen gegen Corona für ältere Menschen in Deutschland zu empfehlen.

Die Impfkommission müsse unbedingt hauptamtlich personell gestärkt werden, um schneller zu entscheiden, forderte Brysch. Außerdem müsse die Politik die Organisation der Impfteams angehen."Gebraucht werden aufsuchende Impfangebote in den 12 000 Pflegeheimen in Deutschland."Solche Auffrischungen müssten von mobilen Impfteams übernommen werden. Die Logistik könne schwer werden, weil die Impfzentren auch in Baden-Württemberg Ende September geschlossen werden sollen."Bislang waren sie aber verantwortlich für die Ausbildung und Aufstellung dieser Teams. Das hinterlässt eine Lücke, die die Politik bereits jetzt konzeptionell füllen muss", sagte der Patientenschützer.

Nach Angaben des baden-württembergischen Gesundheitsministeriums ist noch unklar, wer in der anstehenden neuen Kampagne die Impfungen in den Heimen übernehmen könnte. Unter anderem werde der Einsatz mobiler Impfteams geprüft. Anders als in Bayern, wo die Impfzentren mit angepasster Kapazität und Fokus auf mobile Teams bis mindestens April 2022 erhalten bleiben sollen, spielen sie im Südwesten nur bis Ende September eine Rolle. Einen Betrieb darüber hinaus mit angepasster Kapazität strebe Baden-Württemberg aktuell eher nicht an, sagte eine Sprecherin des Ministeriums. 

Die Zahl der in den ersten vier Monaten gesetzten Spritzen in den vulnerablen Gruppen sei geprüft und ein Bedarf an Auffrischimpfungen ermittelt worden, hieß es weiter."Wir bereiten uns darauf vor, dass entsprechende Zielgruppen möglichst eine zeitnahe Auffrischimpfung nach dem Start erhalten werden", sagte die Ministeriumssprecherin. Mittelfristig rechnet Gesundheitsminister Manne Lucha (Grüne) damit, dass Schutzimpfungen gegen das Coronavirus ähnlich einer Grippeimpfung regelmäßig erneuert werden müssen.

Der Grünen-Politiker hatte zuletzt den Druck auch auf die Stiko erhöht."Ich werde am Montag auf der Gesundheitsministerkonferenz fordern, dass wir mit den Auffrischimpfungen ab dem 1. September beginnen", hatte Lucha am vergangenen Freitag gesagt. Die vierte Welle rolle an und gleichzeitig gebe es freie Kapazitäten in den Impfzentren, die man nutzen müsse. Die Kommission müsse dringend eine Empfehlung abgeben, mit welchen Gruppen man starten könne. 

Die Deutsche Stiftung Patientenschutz kritisierte den Druck daraufhin scharf."Das ist ein Spiel mit dem Feuer", sagte Brysch."Wir torpedieren damit die Unabhängigkeit des Gremiums."Er forderte die Stiko auf, robust zu sein gegen das politische Drängen.

Plan des Gesundheitsministeriums: Mehr Impfungen für Jugendliche

Montag, 2. August, 4.45 Uhr: Die Gesundheitsminister der Länder wollen an diesem Montag über Corona-Impfangebote für Jugendliche beraten. Nach einem Vorschlag des Bundesgesundheitsministeriums sollen 12- bis 17-Jährige in allen Bundesländern ein solches Angebot bekommen. Das geht aus einem Beschlussentwurf hervor.

Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA hatte im Mai den Covid-19-Impfstoff von Biontech/Pfizer für Kinder und Jugendliche ab zwölf Jahren zugelassen, vor wenigen Tagen folgte auch die Freigabe für Moderna. Für Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (Stiko) die Impfung trotz heftigen politischen Drucks bisher jedoch nur vor allem Kindern und Jugendlichen mit bestimmten Vorerkrankungen wie Diabetes oder Adipositas, die ein erhöhtes Risiko für einen schweren Verlauf haben.

"Es werden nunmehr alle Länder Impfungen für 12- bis 17-Jährige in den Impfzentren anbieten", schreibt das Ministerium in dem an die Länder versendeten Beschlussvorschlag. Auch niedergelassene Ärzte und Betriebsärzte, die Angehörige impften, könnten eingebunden werden. In einigen Ländern sind bereits Impfaktionen etwa an Schulen geplant. In Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern beginnt der Unterricht nach den Sommerferien an diesem Montag wieder, in Hamburg am Donnerstag.

Für junge Erwachsene sollen die Länder"niedrigschwellige Angebote"in Universitäten, Berufsschulen und Schulen machen, so der Beschlussentwurf für Montag."Dies kann maßgeblich zu einem sichereren Start in den Lehr- und Lernbetrieb nach den Sommerferien beitragen."

Ein weiteres Thema der Gesundheitsminister sollen Auffrischimpfungen sein. Für bestimmte Gruppen schlägt das Bundesgesundheitsministerium entsprechende Impfungen ab September vor. Insbesondere bei immungeschwächten, sehr alten und pflegebedürftigen Menschen wiesen Studienergebnisse auf einen verminderten oder schnell nachlassenden Schutz nach einer Impfung hin. Die Länder sollen deshalb laut Entwurf mobile Impfteams unter anderem in Pflegeeinrichtungen schicken. Menschen mit einer Immunschwäche oder in häuslicher Pflege sollen demnach von ihren Ärzten eine Auffrischimpfung angeboten bekommen. Diese Impfungen sollen mit einem der beiden mRNA-Impfstoffe erfolgen, also mit den Mitteln von Biontech/Pfizer und Moderna.

Der Grünen-Gesundheitspolitiker Janosch Dahmen forderte unterdessen verstärkte Aufklärungskampagnen für die Impfungen und"alltagstaugliche Lösungen"."Offensichtlich fehlt es an überzeugenden, zielgruppenspezifischen Aufklärungskampagnen, an mehr Mobilität des Impfstoffs, also Impfbussen, und an einer Corona-Warn-App, die die Menschen auf Spontan-Impfangebote in der Umgebung hinweist", sagte er der"Rheinischen Post"(Montag)."Es braucht Gestaltungswillen und bessere Informationsangebote, gute Argumente und alltagstaugliche Lösungen".

Der SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich schloss Nachteile für Ungeimpfte nicht aus."Private Anbieter können natürlich Geimpften oder Genesenen Vorteile gewähren. Staatliche Stellen müssen aber allen gleichermaßen ihre Leistungen anbieten, wobei durch Hygienekonzepte oder künftig durch Eigenleistungen für Tests durchaus auch Nachteile für Ungeimpfte entstehen können", sagte er der"Rheinischen Post"(Montag).

"Es ist eine Unverschämtheit": Jetzt reicht es Aiwanger im Impf-Zoff mit Söder

20.09 Uhr: In ihrem Streit über Corona-Impfungen hat Bayerns Vize-Regierungschef Hubert Aiwanger (Freie Wähler) neue Kritik von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) scharf zurückgewiesen. Aiwanger warf Söder nach dessen ZDF-Sommerinterview am Sonntagabend unter anderem eine "bewusste Falschbehauptung" vor.

Söder hatte in dem Interview gesagt, es gehe nicht um die Frage, ob Aiwanger sich impfen lassen wolle oder nicht, dies stehe jedem frei. Aber der Sound und der Sprech dahinter seien problematisch: wenn Aiwanger etwa von Nebenwirkungen spreche, bei dem ihm "die Spucke wegbleibt" oder wenn er beispielsweise sage, es sei nicht bewiesen, ob die Impfstoffe wirkten. "Da muss man aufpassen", sagte Söder. Foto: Peter Kneffel/dpa Hubert Aiwanger (Freie Wähler), stellvertretender Ministerpräsident und Staatsminister für Wirtschaft, Landentwicklung und Energie, und Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, stehen nach der Kabinettssitzung, die im Hofgarten des Regierungssitz stattfand, zusammen.

"Es ist eine bewusste Falschbehauptung, ich hätte gesagt, dass nicht bewiesen sei, ob Impfstoffe wirken", sagte Aiwanger der Deutschen Presse-Agentur. "Ich habe im Gegenteil gesagt, Impfen ist ein wichtiger Baustein im Kampf gegen Corona, aber es muss freiwillig bleiben."

Zudem hatte Söder Aiwanger, der Spitzenkandidat der Freien Wähler für die Bundestagswahl am 26. September ist, gewarnt, "an irgendeinem Rand" nach Wählerstimmen zu fischen. "Das ist ein totaler Trugschluss. Die Leute wählen am Ende richtige 'Querdenker'."

Dazu sagte Aiwanger: "Es ist eine Unverschämtheit, mich als 'Querdenker' abstempeln zu wollen, weil ich gegen die Impfpflicht bin und mehr Sensibilität einfordere beim Thema Impfen von unter 12-Jährigen, was auch die Stiko bisher nicht empfiehlt."

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