Rekordverlust bei gesetzlichen Krankenkassen: Droht die Pleite im Gesundheitssystem? – Heilpraxis

Abrechnung 2020: 6 Milliarden Euro Verlust bei den gesetzlichen Krankenkassen

Wie der GKV-Spitzenverband kürzlich mitteilte, verzeichneten die gesetzlichen Krankenkassen im Jahr 2020 ein Minus von 6,2 Milliarden Euro. Grund für diesen Rekordverlust seien die notwendigen Investitionen für die Stabilisierung der Versorgungsstrukturen in der Corona-Pandemie.

Die Vorstandsvorsitzende des GKV-Spitzenverbandes Dr. Doris Pfeiffer erläutert die Rekordausgaben: „Die gesetzliche Krankenversicherung hat Wort gehalten und in der Corona-Pandemie nicht nur alles medizinisch Notwendige finanziert, sondern auch für eine Stabilisierung der Versorgungsstrukturen gesorgt.“ Das System der gesetzlichen Krankenversicherung habe sich in der Krise bewährt und die flächendeckende Versorgung der Menschen sichergestellt.

Früherkennungsmaßnahmen weniger beansprucht

Die Ausgaben seien in vielen Bereichen der medizinischen Versorgung im Jahr 2020 drastisch angestiegen. Im Bereich der Früherkennungsmaßnahmen seien die Ausgaben jedoch gesunken. „Ich appelliere dringend an alle Versicherten, die Vorsorgeangebote der gesetzlichen Krankenversicherung auch in Corona-Zeiten wahrzunehmen“, unterstreicht Dr. Pfeiffer.

Ausgaben stiegen schneller als die Einnahmen

Laut der Vorstandsvorsitzenden sind die Ausgaben der Krankenkassen jedoch deutlich schneller angestiegen als die Einnahmen, sodass die gesetzliche Krankenversicherung das vergangene Jahr 2020 mit einem Minus von 6,2 Milliarden Euro abgeschlossen hat.

Kommen nun höhere Beiträge?

„Für dieses Jahr bin ich noch optimistisch, dass die Zusatzbeitragssätze nicht weiter angehoben werden müssen“, erklärt Dr. Pfeiffer. Möglich sei dies vor allem durch die Reserven der Krankenkassen. Diese seien aber bald aufgebraucht und der weitere Pandemieverlauf bleibe auch dieses Jahr die große Unbekannte.

2021 wird eine finanzielle Herausforderung für die Krankenkassen

Der GKV-Spitzenverband prognostiziert, dass trotz des einmaligen Bundeszuschuss von fünf Milliarden Euro sämtliche Rücklagen der Krankenkassen und aus dem Gesundheitsfonds in diesem Jahr aufgebraucht werden. Im Jahr 2022 drohen dann „Finanzierungslücken im zweistelligen Milliardenbereich“. Die GKV ruft deshalb jetzt dazu auf, die Weichen für eine „adäquate Finanzierung“ zu stellen.

Das Finanzierungsdilemma

Dabei solle es aber nicht zu Leistungskürzungen für Patientinnen und Patienten kommen. Höhere Beiträge würden allerdings den notwendigen wirtschaftlichen Aufschwung entgegenwirken. Die GKV hält aus diesem Grund einen dauerhaft erhöhten Bundeszuschuss für den richtigen Schritt und fordert die Bundesregierung auf, diesen Zuschuss in der Haushaltsplanung einzuberechnen.

13 Prozent weniger Patientinnen und Patienten in Kliniken

Die Kliniken in Deutschland erhielten dem GKV-Spitzenverband zufolge im Jahr 2020 rund 14 Prozent mehr Mittel als im Jahr 2019 (80,3 Milliarden Euro im Jahr 2019 und 91,64 Milliarden Euro im Jahr 2020). Gleichzeitig sei die Anzahl der Behandlungsfälle von 19,2 Millionen im Jahr 2019 um rund 13 Prozent auf 16,8 Millionen im vergangenen Jahr gesunken. Nur vier Prozent der gesamten Intensivkapazitäten waren laut GKV in den deutschen Kliniken von Corona-Betroffenen belegt.

Unterstützung von niedergelassen Ärztinnen und Ärzten

Hinzu komme, dass die gesetzlichen Krankenkassen Unterstützungen an niedergelassene Ärztinnen und Ärzte ausgezahlt haben. Die Ausgaben für ärztliche Behandlungen stiegen im Jahr 2020 um 7,3 Prozent auf 44,0 Milliarden Euro (2019 waren es 41,1 Milliarden Euro). Gleichzeitig sei die Zahl der Patientinnen und Patienten um rund 7 Prozent zurückgegangen.

Gesetzliche Krankenversicherung versorgt 73 Millionen Menschen

„Die gesetzliche Krankenversicherung stellt die Versorgung von 73 Millionen Menschen sicher und sorgt insgesamt für eine flächendeckende Versorgungsstruktur“, stellt Dr. Pfeiffer klar. Es sei ein gemeinsames Ziel, diese Versorgungsstrukturen für die Zukunft zu sichern und zu modernisieren. (vb)

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