Keine Lust auf Wartezimmer? Diese Medikamente bekommst Du ohne Rezept

Vier von zehn Arzneimitteln, die Apotheker verkaufen, gehen ohne Rezept über den Tresen. Diese Medikamente helfen gegen so viele alltägliche Beschwerden, dass sie so manch zeitaufwendigen Arztbesuch überflüssig machen.

  • Neue Wirkstoffe gibt es immer nur auf Rezept. Auf Antrag und nach Prüfung kann die Arzneimittelbehörde von der Rezeptpflicht befreien.
  • Rezeptfreie Arzneien müssen ohne ärztliche Kontrolle sicher  in der Anwendung sein.  
  • Ein Medikament ohne Verschreibungspflicht gibt es für alle leichteren Beschwerden.

Medikamente, die es ohne Rezept in der Apotheke gibt, sind sogenannte OTC-Produkte. Das heißt „Over The Counter“, also „über die Ladentheke“. Mineralstoffe und Halspastillen gehören ebenso dazu wie etwa die Pille danach oder Medikamente gegen Lippenherpes. Rezeptfrei bedeutet also nicht: weniger wirksam. „Die Arzneien gelten aber als so sicher und nebenwirkungsarm,  dass sie keine ärztliche Kontrolle brauchen“, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände.

Es muss nicht das Original-Präparat sein

FOCUS Online hat eine Liste mit den wichtigsten Wirkstoffen gegen alltägliche Beschwerden von Kopf bis Fuß zusammengestellt. In der Apotheke sind meist die teuren Original-Präparate oder die intensiv beworbenen Produkte auffällig dekoriert. Es lohnt sich, nach einer günstigen Generika-Variante zu fragen.

Das hilft gegen Schmerzen:

  • Acetylsalicylsäure (ASS) – mit dem berühmten Vertreter Aspirin.
  • Paracetamol – als Zäpfchen auch für kleine Kinder geeignet.
  • Ibuprofen – guter Entzündungshemmer.
  • Naproxen – schnelle Wirkung, für Herzpatienten eine risikoarme Wahl.
  • Diclofenac – gern bei Sportverletzungen eingesetzt.

Als Tabletten, teils auch als Brausetabletten mit und ohne Vitamin C, oder auch als Zäpfchen. Empfohlene Tagesdosis nicht überschreiten, sonst werden Magenschleimhaut, Leber oder Niere in Mitleidenschaft gezogen. Teils sind nur niedrige Dosierungen rezeptfrei.

Das hilft gegen Husten:

  • Dextromethorphan – Der Hustenstiller beruhigt gereizte Bronchien, mildert trockenen Reizhusten.
  • Acetylcystein (ACC) – Der Hustenlöser befreit die Bronchien von festem Schleim und erleichtert das Abhusten.

Hustenstiller und Hustenlöser dürfen nicht in kurzen Abständen genommen werden: Sie heben ihre Wirkung gegenseitig auf.

Das hilft gegen Schnupfen:

  • Xylometazolin wirkt abschwellend auf den Nasenschleimhaut.
  • Meerwasser reinigt, befreit und befeuchtet die verstopfte Nase.
  • Salzlösung wirkt wie Meerwasser.

Abschwellende Nasentropfen oder -sprays nicht länger als eine Woche durchgehend anwenden. Die Schleimhaut gewöhnt sich schnell an die Spraywirkung und schwillt nur umso stärker an. Salzlösungen können dauerhaft als Nasenreiniger zum Einsatz kommen.

Das hilft bei Heuschnupfen:

  • Ceterizin, Loratidin – Antihistaminika, die nicht müde machen. Diese beiden Wirkstoffe gibt es auch zum Schlucken.
  • Azelastin, Levocabastin – Akuthilfe gegen Allergiesymptome, als Augentropfen und Nasensprays.
  • Cromoglizinsäure, Lodoxamid – vorbeugend wirksam, verhindern die Freisetzung von Histaminen.

Alle Wirkstoffe gibt es von zahlreichen Herstellern, auch als günstige Nachahmerpräparate.

Das hilft gegen gereizte Bindehaut:

  • Tetryzolin – verengt die Blutgefäße und nimmt die Rötung. Nur kurzfristig oder gelegentlich anwenden, verliert sonst Wirksamkeit, weil das Auge sich daran gewöhnt.
  • Euphrasia – pflanzliche Tropfen aus Augentrost, entzündungshemmend und schmerzlindernd.

Gibt es in Fläschchen oder Portionsgrößen. Wegen der Keimgefahr fürs Auge ist die Einmal-Dosis vorzuziehen.

 

Das hilft gegen Sodbrennen:

  • Antrazida – säurebindende Mittel, etwa Magaldrat, Hydrotalcid, Algeldrat.
  • Omeprazol, Pantoprazol  – die Protonenpumpenhemmer (PPI) bremsen die Produktion von Magensäure.
  • Ranitidin – der H2-Blocker hemmt die Bildung von Magensäure.

Antazida helfen vor allem gegen gelegentliches Sodbrennen, H2-Blocker wirken auch gegen anhaltende Reflux-Beschwerden, PPI sind die stärksten Mittel.

Das hilft gegen Durchfall:

  • Loperamid –verlangsamt die Aktivität der Darmmuskulatur.
  • Elektrolyte – ersetzen lebenswichtige Salze.

Loperamid gehört zu den Opioiden und darf nur kurzzeitig gegen akute Beschwerden eingenommen werden. Elektrolytmischungen sollen den Wasser- und Salzhaushalt wieder stabilisieren.

Das hilft gegen Verstopfung:

  • Bisacodyl – beschleunigt vorübergehend die Beweglichkeit des Darms.
  • Natriumpicosulfat – wirkt wie Bisacodyl, aber etwas schneller.
  • Lactulose – erhöht das Darmvolumen und macht den Stuhl weich.
  • Sennesblätter – pflanzliches Abführmittel gegen hartnäckige Verstopfung.

Alle Abführmittel (Laxantien) sollten nur kurzfristig oder gelegentlich eingenommen werden. Überdosierung verursacht Bauchkrämpfe.

Das hilft gegen Schlafstörungen:

  • Diphenhydramin, Doxylamin – Ein- und Durchschlafhilfe, die nach 30 bis 60 Minuten wirkt.

Beide Wirkstoffe sind eigentlich Antihistaminika, die wegen der einschläfernden Wirkung nicht als Allergiemittel geeignet sind. Mundtrockenheit ist ein unangenehmer Nebeneffekt. Auch wenn keine Suchtgefahr besteht, sollten auch diese Schlafmittel nur gelegentlich oder nicht länger als zwei Wochen genommen werden.

Das hilft bei oberflächlichen Wunden:

  • Dexpanthenol – entzündungshemmend und wundheilungsfördernd, unterstützt die Neubildung von Haut- und Schleimhautzellen.
  • Zinkoxid – antiseptisch und austrocknend, gut bei nässenden Wunden oder gegen Pickel.
  • Hamamelis – pflanzliche Arzneien mit Zaubernuss wirken entzündungshemmend und blutstillend, sie wirken gegen Juckreiz.

Vom Kosmetikum bis zur Heilsalbe – zahlreiche Haut- und Wundpflege-Produkte setzen diese Wirkstoffe ein. Sie gehören in jede Hausapotheke.

Rezeptfrei heißt nicht automatisch harmlos

Nur weil sie rezeptfrei sind, darf man die OTC-Arzneien nicht als harmlos missverstehen. Sie können deutliche Neben- und Wechselwirkungen haben, wie die Pharmakologin Ursula Sellerberg sagt. „Der Stimmungsaufheller Johanniskraut erhöht zum Beispiel die Lichtempfindlichkeit der Haut und reduziert die Wirksamkeit der Antibabypille“. Und wer langfristig Aspirin zur Blutverdünnung einnimmt, sollte auf Ibuprofen verzichten. Das Schmerzmittel beeinträchtigt den Blutverdünner.

Quelle: Den ganzen Artikel lesen