Reiche Rentner leben länger – besonders im Westen

Wie lange Senioren ihre Rente genießen können, hängt auch davon ab, wie hoch die monatlichen Bezüge ausfallen. Wohlhabende Rentner leben einer neuen Analyse zufolge im Mittel deutlich länger als Männer mit geringer Rente, im Schnitt sind es mehr als fünf Jahre, zeigt Analyse des Max-Planck-Instituts für demografische Forschung in Rostock.

Die Forscher hatten für die Studie Daten der Deutschen Rentenversicherung (DRV) von 1997 bis 2016 ausgewertet. Anschließend teilten sie die männlichen Rentner in fünf Einkommensgruppen. Entscheidend dabei waren die Rentenpunkte, die die Männer bis dahin gesammelt hatten. Die durchschnittliche Rente für Männer liegt derzeit bei 1329 Euro brutto.

Unterschiede zwischen Ost und West

Obwohl die Lebenserwartung in den vergangenen Jahren in allen Einkommensschichten wuchs, öffnete sich die Schere zwischen Arm und Reich weiter: In hohen Einkommensschichten hat sie fast doppelt so schnell zugenommen wie in der Gruppe mit den niedrigsten Einkommen. 1997 lag die Lücke noch bei etwa drei Jahren. „Vor allem für Menschen am unteren Ende der sozialen und wirtschaftlichen Hierarchie stieg die Lebenserwartung im Alter 65 zuletzt deutlich langsamer – im Westen sogar seit etwa 2007 fast gar nicht mehr“, sagte der Hauptautor der Studie, Georg Wenau.

Die Analyse zeigt auch, wie sich die Zahl der Menschen in den verschiedenen Einkommensgruppen mit der Zeit veränderte. So stieg der Anteil der Rentner im Osten mit den niedrigsten Einkommen von 20 Prozent im Jahr 2005 bis 2016 auf 36 Prozent, während die Verteilung im Westen praktisch gleichblieb.

„In Ostdeutschland konnten viele Neu-Rentner nur noch wenige Rentenpunkte ansammeln, da sie langzeitarbeitslos oder insbesondere in den letzten Erwerbsjahren geringfügig beschäftigt waren“, so die Autoren. Auch wenn sich die sozioökonomische Situation erst spät im Leben verschlechtere, könne dies erheblichen Einfluss auf die Lebenserwartung haben, schließen sie daraus.

Weshalb niedrige Löhne und damit später auch Renten mit einem im Mittel kürzeren Leben verbunden sind, analysierten die Rostocker Forscher nicht. Allerdings hatten auch vorherige Studien einen Zusammenhang zwischen Einkommen und Lebenserwartung gezeigt.

Wer wenig verdiene, habe oft ungünstigere Lebensumstände, erklärte Hajo Zeeb vom Bremer Leibniz-Institut für Präventionsforschung und Epidemiologie (Bips) dazu. „Niedriges Einkommen führt dazu, dass man in Regionen wohnt, die gesundheitlich benachteiligt sind, etwa durch Lärm oder Schmutz.“ Auch andere Faktoren wie ein niedrigerer Bildungsstand, ungesunde Arbeiten, Übergewicht, Rauchen und Alkohol hätten Auswirkungen. „

Weil die Auswertung der DRV-Daten so kompliziert ist, sei die Lebenserwartung nach sozialen Kriterien bisher nur selten untersucht worden, erklärten die Studienmacher. Das bestätigte auch Zeeb: „Wir sind schlecht aufgestellt, was Daten zu Sozialstatus und Todesursachen angeht.“

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