Mögliche Schadstoffe: Verbraucherschützer warnen vor Lebensmitteln mit Palmöl

Palmöl ist ein Segen für die Lebensmittelindustrie: Bei Zimmertemperatur ist das Fett fest und schmilzt erst bei 30 bis 37 Grad Celsius. Außerdem ist es billig, leicht verfügbar und geschmacksneutral. Palmöl wird daher in süßen wie auch in herzhaften Lebensmitteln verwendet. Es verleiht Nuss-Nougat-Cremes einen zarten Schmelz und macht Margarine und Brotaufstriche streichfest. Kaum ein anderes Pflanzenöl kann mit diesen Eigenschaften aufwarten.

Doch der Alleskönner steht zunehmend in der Kritik – aus unterschiedlichen Gründen. Palmöl gilt nicht nur als extrem klimaschädlich, weil für dessen Anbau Regenwald gerodet wird. Es mehren sich auch die Hinweise, dass Palmöl aus gesundheitlicher Sicht bedenklich ist. Zum einen enthält es reichlich gesättigte Fettsäuren, die im Zusammenhang mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen stehen. Noch kritischer sehen Experten allerdings Stoffe, die bei der Raffination des Fettes entstehen: Werden pflanzliche Fetten hohen Temperaturen ausgesetzt, zum Beispiel bei der Raffination, bilden sich Schadstoffe, sogenannte Fettsäureester wie 3-MCPD, 2-MCPD und Glycidol. In Palmöl ist der Gehalt dieser kritischen Stoffe so hoch wie in keinem anderen Fett.

Das Übel trägt das Kürzel 3-MCPD

Nach Angabe des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR) weisen diese Verbindungen ein gesundheitsschädigendes Potential auf und seien in Lebensmitteln grundsätzlich „unerwünscht“. Glycidol gilt als wahrscheinlich krebserregend, der Schadstoff 3-MPCD als „potenziell humankarzinogen“, was bedeutet: Er steht im Verdacht, beim Menschen Krebs auszulösen. Die europäische Lebensmittelbehörde Efsa hat im Jahr 2016 deshalb erstmals Höchstmengen für eine tolerierbare tägliche Aufnahmemenge (TDI) abgeleitet und im Jahr 2018 aktualisiert. Der Wert liegt derzeit bei 2,0 Mikrogramm 3-MCPD pro Kilogramm Körpergewicht. 

Doch was bedeutet das im Alltag? Welche Lebensmittel enthalten größere Mengen des kritischen Stoffs? Und wie lässt sich die Aufnahme von Fettschadstoffen grundsätzlich begrenzen?

Verbraucherzentrale warnt

Die Verbraucherzentrale Bayern hat vor kurzem 26 palmölhaltige Backwaren, Brotaufstriche und Snacks untersucht und die Hersteller zum Gehalt an 3-MCPD in ihren Produkten befragt. Elf Unternehmen machten genaue Angaben zu den Fettschadstoffen. Die anderen reagierten ausweichend, gaben lediglich an, sich um eine Minimierung zu bemühen.

Die Auswertung der vorliegenden Daten zeigt: Der Grenzwert für 3-MCPD war schnell erreicht, vor allem bei Kindern, die wenig wiegen. Die Verbraucherschützer verdeutlichen das anhand von zwei Rechenbeispielen. Das erste Beispiel bezieht sich auf ein dreieinhalb Jahre altes Kind mit einem Gewicht von 15 Kilogramm: Isst es zum Frühstück 20 Gramm Getreidekissen mit Nougatfüllung und nascht zwischendurch 25 Gramm Schokolade mit Joghurtfüllung und 48 Gramm Croissants mit Schokofüllung, nimmt es 38,66 Mikrogramm 3-MCPD-Fettsäureester auf. Die tolerierbare Aufnahmemenge beläuft sich auf 30 Mikrogramm. 

Ähnlich sieht es bei der zweiten Beispielrechung aus – einem fünfjährigen Kind mit 18 Kilogramm Körpergewicht. Es isst ähnlich wie das Kind in der ersten Rechnung, bekommt allerdings etwas mehr Müsli (40 Gramm statt 20 Gramm) und isst zum Mittagessen eine Suppe mit 25 Gramm Backerbsen. In der Summe macht das rund 41 Mikrogramm an aufgenommenen Fettschadstoffen – tolerierbar wären 36 Mikrogramm.

Finger weg von Junk-Food

Unklar ist, wie kritisch ein einmaliges Überschreiten der Werte tatsächlich ist. Die Experten der Verbraucherzentrale weisen jedoch darauf hin, dass Kinder den Grenzwert häufiger erreichen und überschreiten könnten. „Durch die Vielzahl an palmölhaltigen Lebensmitteln auf dem Markt besteht die Gefahr, dass es bei Kindern, die regelmäßig stark verarbeitete Lebensmittel essen, auch zu häufigeren Überschreitungen kommt“, heißt es dazu von der Verbraucherzentrale. „Auch die Belastung mit Glycidolestern steigt, je mehr palmölhaltige Produkte verzehrt werden. Hier ist zusätzlich zu beachten, dass wegen der Toxizität des Stoffes grundsätzlich ein Minimierungsgebot gilt.“

Wie lässt sich das erreichen? Die Verbraucherschützer raten, beim Einkaufen auf die Zutatenliste zu achten und palmölfreie Produkte zu kaufen. Frittierte Lebensmittel wie Pommes frites können ebenfalls Fettschadstoffe enthalten und sollten nur gelegentlich auf dem Tisch stehen. Und sonst gilt, was Ernährungsexperten ohnehin seit Jahren raten: Frische, selbst zubereitete und möglichst naturbelassene Speisen schlagen industriell-gefertigte Lebensmittel um Längen – nicht nur in Bezug auf Fettschadstoffe.

Quellen: Verbraucherzentrale Bayern / Laves Niedersachsen / EFSA / BfR / WWF

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