Bundesregierung lehnt Freigabe von Astrazeneca-Impfstoff für alle ab

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn will im April mit Corona-Impfungen bei niedergelassenen Ärzten beginnen. Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat sich für den Einsatz des russischen Impfstoffs Sputnik V ausgesprochen. Alle aktuellen Meldungen rund um den Corona-Impfstoff und das Impfen in Deutschland lesen Sie im Ticker von FOCUS Online.

Informationen zur Coronavirus-Impfung vom 3. März 2021

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Haseloff spricht sich für Sputnik V aus: "Würde mich jederzeit damit impfen lassen"

Mittwoch, 3. März, 06.28 Uhr:  Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff hat sich für den Einsatz des russischen Corona-Impfstoffes Sputnik V in Deutschland ausgesprochen. "Wir sollten alles tun, was möglich ist, um das Impfen in Deutschland zu beschleunigen", sagte der CDU-Politiker den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Mittwoch). Der Impfstoff Sputnik V müsste vorher jedoch von der europäischen Arzneimittelbehörde EMA für den Einsatz zugelassen werden; diese Zulassung steht noch aus. dpa/Klaus-Dietmar Gabbert/dpa-Zentralbild/ZBbild Reiner Haseloff (CDU), Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt.

Man sollte über mögliche Impfstoff-Lieferungen mit Russland reden, sagte Haseloff weiter. Im Osten Deutschlands habe man eine lange Erfahrung mit russischen Impfstoffen. "Wir haben kein Problem mit Sputnik V. Ich bin als Kind schon mit einem russischen Präparat erfolgreich gegen Kinderlähmung geimpft worden (…) Ich würde mich jederzeit mit Sputnik V impfen lassen", sagte er. Allerdings würde er sich nicht vorzeitig und öffentlichkeitswirksam impfen lassen. Politiker sollten in solch einer Situation zuletzt an sich selbst denken.

Daneben schloss Haseloff eine Impfpflicht nicht grundsätzlich aus. Der CDU-Politiker sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe, das könne "ein Thema für den Ethikrat sein". Und weiter: "Impfpflicht hatten wir in der DDR. Ich habe es überlebt."

Biden: USA haben bis Ende Mai Impfstoff für alle erwachsenen Bürger

22.41 Uhr: Die USA werden spätestens Ende Mai genug Impfstoff haben, damit sich jeder erwachsene Bürger impfen lassen kann – insgesamt 300 Millionen Menschen. Das kündigte Präsident Joe Biden am Dienstag an. Bislang sah der Zeitplan dafür Ende Juli vor. „Die vorherige Regierung hatte sich nicht annähernd genug Impfstoff für jeden Erwachsenen in Amerika vertraglich gesichert“, sagte Biden im Weißen Haus in Washington. „Wir haben das korrigiert.“

Zuvor hatte der US-Pharmakonzern Merck erklärt, er werde den von seinem Mitbewerber Johnson & Johnson entwickelten Corona-Impfstoff produzieren, der am Wochenende eine Notfallzulassung erhalten hatte. Die US-Regierung werde die Kooperation mit Blick auf die nötige Ausstattung von Mercks Produktionsstätten und logistischer Hilfe unterstützen, sagte die Sprecherin von Präsident Joe Biden, Jen Psaki, am Dienstag. Der erfahrene Impfstoffhersteller Merck hat bislang keinen eigenen Impfstoff gegen das Coronavirus im Programm.

Die Kooperation der beiden Rivalen werde die Verfügbarkeit der Corona-Impfstoffe in den USA weiter erhöhen, sagte Psaki. Zunächst blieb allerdings unklar, wie viel Dosen Merck in welchen Zeitraum produzieren soll.

Von den Herstellern Biontech/Pfizer und Moderna hat sich die US-Regierung außerdem jeweils die Lieferung von 300 Millionen Dosen bis Ende Juli gesichert. Die Regierung hält es damit für gesichert, bis dahin genügend Impfstoff für alle Erwachsenen in den USA zu haben.

Mitglied des Ethikrats schlägt freien Tag nach Impfung vor

15.50 Uhr: Das Ethikratmitglied Wolfram Henn hat einen arbeitsfreien Tag nach der Impfung vorgeschlagen, um die Impfbereitschaft der Bevölkerung zu steigern. "Arbeitgeber, die an der Durchimpfung ihres Personals interessiert sind, könnten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter für den Tag nach der Impfung vom Erscheinen am Arbeitsplatz oder dem Homeoffice freistellen, ohne dass diese sich eigens krankmelden müssten", sagte der 59-jährige Medizinethiker und Professor am Universitätsklinikum des Saarlands dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Impfbereite Arbeitnehmer wüssten dann bereits vorher, dass sie mögliche körperliche Reaktionen auf die Impfung "am nächsten Morgen ohne bürokratischen Aufwand durch simples Ausschlafen bekämpfen könnten". Diese Impfreaktionen seien völlig normal und nichts anderes "als 'Muskelkater' vom Training des Immunsystems durch die Impfungen".

Astrazeneca: Mecklenburg-Vorpommern öffnet Impfungen für nächste Gruppe

14.26 Uhr: Mecklenburg-Vorpommern hat den Corona-Impfstoff von Astrazeneca für die nächste Gruppe von Berechtigten freigegeben. Noch in dieser Woche kämen Impfteams der Landkreise in Kitas, Grund- und Förderschulen, um die Beschäftigten dort zu impfen, teilte Gesundheitsminister Harry Glawe (CDU) am Dienstag in Schwerin mit.

Nächste Woche könnten alle Menschen unter 65 Jahren, die der Prioritätsgruppe zwei zugeordnet sind, Impftermine vereinbaren.

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RKI: Bundesweit FünfProzentMarke bei CoronaImpfungen erreicht

12.43 Uhr: Mehr als zwei Monate nach Beginn der Impfungen gegen das Coronavirus haben rund fünf Prozent der Bevölkerung mindestens eine Dosis erhalten. Den Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) zufolge wurden bislang etwa 6,4 Millionen Dosen des Impfstoffs verabreicht (Stand 2.3., 8.00 Uhr). Davon haben rund 4,2 Millionen Menschen eine Erstimpfung und fast 2,2 Millionen bereits die Zweitimpfung bekommen. Zum zweiten Mal wurden im Bundesdurchschnitt bisher 2,6 Prozent der Einwohner gepikst.

Bei den Erstimpfungen führt Thüringen die Liste im Ländervergleich mit einer Quote von 5,7 Prozent an, Brandenburg ist mit 4,3 Prozent bislang das Schlusslicht. Bei den Zweitimpfungen liegt Rheinland-Pfalz (3,4 Prozent) vorn, die kleinste Quote haben derzeit Hessen und Niedersachsen (2,2 Prozent).

Bei den meisten Geimpften handelt es sich laut RKI-Statistik um alte Menschen, Personal in Krankenhäusern und Altenheimen sowie Pflegeheimbewohner.

Gesundheitsministerium-Vorschlag: Ab Mitte März soll auch in Arztpraxen geimpft werden

9.03 Uhr: Der Weg aus dem Lockdown führt über flächendeckende Impfungen. Doch noch immer hinkt Deutschland hinterher. Das soll sich nun ändern. Das Bundesgesundheitsministerium schlägt nach Informationen von "Business Insider" hierfür neue Maßnahmen vor.

In einem Vorschlagspapier zur nationalen Impfstrategie, über das der "Business Insider" berichtet, heißt es, das Ministerium wolle „die bereits bestehende Möglichkeit der Einbeziehung niedergelassener Ärztinnen und Ärzte weiterentwickeln.“ Konkretes Ziel: Ab Mitte März soll in „ausgewählten“ Arztpraxen gegen das Coronavirus geimpft werden. Die Bundesregierung solle die Impfverordnung entsprechend anpassen, und um „explizite Regelungen für die Vergütung für die entsprechenden ärztlichen Leistungen, für die vorzunehmende digitale Impfquotenerfassung und für die Abrechnung über die Kassenärztlichen Vereinigungen“ ergänzen.

In einem weiteren Papier des Gesundheitsministeriums, das Business Insider ebenfalls vorliegt, wird über die Überlegungen des Ministeriums „Anpassung der nationalen Teststrategie“ informiert. Konkret heißt es darin: „Die Nationale Teststrategie und die TestV werden so angepasst, dass vom xx. März 2021 bis zum 30. Juni 2021 (Anfang Juni erfolgt eine Evaluation der Maßnahme) jeder Bürger und jede Bürgerin (‚Bürgertest‘) in den Testzentren des öffentlichen Gesundheitsdienstes, bei vom öffentlichen Gesundheitsdienst beauftragten Dritten oder in Arztpraxen sowie in den von den Kassenärztlichen Vereinigungen betriebenen Testzentren zweimal wöchentlich kostenlos einen PoC-Antigen Schnelltest durchführen lassen kann.“ Kosten für die neuen Tests soll demnach der Bund tragen.

"Im Sommer wären wir durch mit dem Impfen"

Eine Maßnahme, die Hoffnung macht. Denn: "Wir Hausärzte stehen in den Startlöchern bereit. Wir könnten das sofort übernehmen und die rettenden Corona-Impfdosen verimpfen. Impfen ist ja die Kernkompetenz von uns Hausärzten – die Hausärzteschaft ist bereit", sagte etwa Dr. Petra Reis-Berkowicz vom Bayerischen Hausärzteverband im Interview mit dem Bayerischen Rundfunk.

Und weiter: "So lange so wenig Impfstoff da war, ist das auch richtig gewesen, es über die Impfzentren zu machen. (…) Aber das sind Insellösungen. Das ist keine tragfähige Lösung in der Fläche für ganz Bayern. Hier muss gleichmäßig und effizient geimpft werden. Wir erwarten bis Mitte April 17 Millionen neue Impfdosen und dann ab April 63 Millionen Impfdosen für ganz Deutschland – das können wir Hausärzte prima verimpfen, wir haben 50.000 Praxen zur Verfügung. Wenn ich moderat rechne, dass jeder am Tag nur 20 Impfungen macht, das sind 100 die Woche, das sind 5 Millionen die Woche über ganz Deutschland verteilt. (…) Dann sind wir in nicht mal zehn bis zwölf Wochen durch. Das heißt: Im Sommer sind wir durch mit dem Impfen, wenn das jetzt in die Praxen gehen würde."

Corona-Kabinett kassiert Söders Astrazeneca-Vorstoß ein

8.18 Uhr: Markus Söders Vorstoß, die Imfpreihenfolge zu ändern, war mehr als eine bloße Idee. Bayerns Ministerpräsident wollte beim Bundesgesundheitsministerium offiziell beantragen, die Priorisierung für ganz Deutschland zu ändern, um mehr Astrazeneca-Impfstoff verimpft zu bekommen. Das berichtet "Bild".

Doch Söder wurde gestoppt: Die Bundesregierung unterband seinen Vorstoß. Laut "Bild" einigte sich das Corona-Kabinett am Montag darauf, keine Aufweichung der strikten Priorisierung zuzulassen. Vor allem Bundeskanzlerin Angela Merkel und Gesundheitsminister Jens Spahn setzten sich dafür ein.

Grund für Söders Plan sind verfügbare Impfdosen, die aufgrund der aktuellen Priorisierung nicht verimpft werden, sondern ungenutzt auf Lager bleiben. Wie aus den Daten von Gesundheitsministerium und Robert-Koch-Institut hervorgeht, sind von den über 1,4 Millionen Dosen des Astrazeneca-Vakzins erst rund 450.000 Dosen verimpft worden.

Auch CDU-Chef und NRW-Ministerpräsident Armin Laschet sagte "Bild", dass es "deutliche Ausweitung der Impfungen des Astrazeneca-Impfstoffs" brauche und sein Bundesland das schon in die Wege geleitet habe. Dort werden auch Lehrer und Erzieher geimpft. Eine komplette Freigabe für alle sprach Laschet anders als Söder aber nicht an.

Andere Ministerpräsidenten, zum Beispiel Sachens Michael Kretschmer, Baden-Württembergs Winfried Kretschmann und Volker Bouffier aus Hessen unterstützen Söder bei seiner Forderung. "Bevor er liegen bleibt, impfen wer will", sagt Bayerns Regierungschef am Wochenende.

Statt die Impfreihenfolge zu ändern, soll nach dem Willen des Corona-Kabinetts gewartet werden bis der Astrazeneca-Impfstoff in Deutschland auch für Menschen über 65 Jahre freigegeben wird. Bitter könnte es bis dahin dennoch werden, weil Deutschland bis Ende März weitere 2,5 Millionen Dosen von Astrazeneca bekommt, die dann wohl zunächst lagern. Die erste Charge mit rund 650.000 Dosen wird schon am Dienstag geliefert.

Erzieher, Lehrer und Polizisten in NRW sollen geimpft werden

Dienstag, 2. März 2021, 05.10 Uhr: Ab 8. März erhalten Kita-Erzieher, Tageseltern, Lehrer und Personal an den Grund- und Förderschulen, Polizisten mit direktem Kontakt zu Bürgern sowie Personal, Bewohner und Beschäftigte der Werkstätten für behinderte Menschen und in besonderen Wohnformen ein Impfangebot. Bei der Polizei beginnt die Impfaktion zunächst mit den Einsatzhundertschaften. Auch alle in Arztpraxen tätigen Mediziner – auch Zahnärzte – und ihre Angestellten sollen kurzfristig ein Impfangebot erhalten. Insgesamt geht es bei den neuen Impfangeboten nach Angaben von Laumann um mehr als 750.000 Menschen in NRW.

Dabei soll bei Personen unter 65 Jahren der Impfstoff von Astrazeneca zum Einsatz kommen. Zudem verschiebt das Land bei Astrazeneca die Zweitimpfung von der neunten auf die zwölfte Woche nach der ersten Spritze. Laumann räumte ein, dass die Impfkampagne in Krankenhäusern etwas langsamer verlaufen sei als gedacht. Das Tempo sei dort gedrosselt worden, weil teilweise Mitarbeiter nach der Impfung kurzzeitig ausgefallen seien und das nicht zu vielen Menschen gleichzeitig passieren sollte. 

Frankreich: Astrazeneca-Impfstoff nun auch für Ältere

22.41 Uhr: Im Kampf gegen die Pandemie weitet die französische Regierung die Anwendung des Impfstoffs von Astrazeneca aus. Auch Menschen in der Altersgruppe von 65 bis 75 Jahren können nun den Impfstoff dieses Herstellers erhalten, falls sie beispielsweise an Diabetes oder Bluthochdruck leiden, wie Gesundheitsminister Olivier Véran am Montagabend im TV-Sender France 2 ankündigte.

Von der Ausweitung seien potenziell rund 2,5 Millionen Franzosen betroffen. In Frankreich hatte die oberste Gesundheitsbehörde – ähnlich wie in Deutschland – bisher empfohlen, den Impfstoff des britisch-schwedischen Konzerns Astrazeneca vorzugsweise bei Erwachsenen unter 65 Jahren einzusetzen. Frankreich mit seinen rund 67 Millionen Menschen ist stark von der Covid-19-Pandemie betroffen, es starben nach Behördenangaben bereits über 86.000 Menschen.

Kurz hat genug von der EU: Österreich plant große Impfallianz mit Israel

22.09 Uhr: Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz hat genug vom Impfstoff-Desaster. Sein Land und Dänemark wollen laut einem Bericht der "Bild" eine Impfallianz mit Israel eingehen. Kurz begrüße zwar den gemeinsamen europäischen Weg, doch zugleich kritisierte er die Europäische Arzneimittelagentur EMA. "Dieser Zugang war zwar grundsätzlich richtig, die EMA ist aber zu langsam bei den Zulassungen für Impfstoffe und es kommt zu Lieferengpässen von Pharmaunternehmen. Wir müssen uns daher auf weitere Mutationen vorbereiten und sollten nicht mehr nur von der EU abhängig sein bei der Produktion von Impfungen der zweiten Generation", sagte Kurz der "Bild"-Zeitung.

Daher sei Österreich zusammen mit Dänemark gewillt, in Kooperation mit Israel künftig Impfdosen für weitere Mutanten des Coronavirus zu produzieren. Bei den "Impfungen der zweiten Generation" sollte man nicht mehr nur von der EU abhängig sein, so Kurz weiter. Foto: dpa Österreichs Bundeskanzler Sebastian Kurz.

Österreich und Dänemark wollen mit Israel eine enge Zusammenarbeit bei der Erforschung und Produktion von Impfstoffen sowie Medikamenten vereinbaren. Dazu besuchen Österreichs Kanzler Sebastian Kurz und die dänische Ministerpräsidentin Mette Frederiksen am kommenden Donnerstag den israelischen Regierungschef Benjamin Netanjahu, wie Kurz und Frederiksen am Samstag mitteilten.

"Unsere 1. Priorität ist es, die Produktion und Beschaffung von Impfstoffen für die Zukunft zu beschleunigen", erklärte Kurz. Ziel müsse es sein, sich auch angesichts möglicher weiterer Mutationen auf die Phase nach dem Sommer vorzubereiten.

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