COVID-19-Erkrankte verstarben nicht mit, sondern an Corona

Das Robert Koch-Institut hat bislang über 65.000 Corona-Todesfälle registriert. Bei vielen der Verstorbenen war gerade zu Beginn der Pandemie nicht eindeutig nachweisbar, ob sie mit oder an dem Virus verstorben sind. Kieler Pathologen fanden nun heraus, dass die meisten der von ihnen obduzierten COVID-19-Verstorbenen an Corona starben.

In Deutschland sind bisher über 65.000 Menschen  an Corona verstorben, wie das Robert Koch-Institut aktuell verzeichnet. In der Statistik werden Personen berücksichtigt, die unmittelbar an COVID-19 verstorben sind, aber auch Verstorbene mit Vorerkrankungen, bei denen die Todesursache nicht eindeutig ist. In den meisten Fällen bringen Obduktionen Gewissheit darüber, woran ein Mensch gestorben ist.  

85 Prozent der Obduzierten starben an COVID-19

Am Institut für Pathologie des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH), Campus Kiel, werden Verstorbene aus ganz Schleswig-Holstein, die sich vor ihrem Tod mit dem Coronavirus angesteckt hatten, obduziert. Laut Deutscher Presseagentur vom 6. Februar 2021 haben seit Beginn der Pandemie am Campus Kiel erfolgten Obduktionen die Patholog:innen eine wesentliche Erkenntnis gewonnen: „Bei 85 Prozent der Fälle konnten wir wirklich bestätigen, dass sie an COVID-19 verstorben sind“, sagte der Direktor des Instituts für Pathologie am Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), Christoph Röcken. In Kiel wurden bislang mehr als 50 Menschen im Alter von 53 bis über 90 Jahre obduziert, die sich vor ihrem Tod mit SARS-CoV-2 angesteckt hatten. Nur ein kleiner Teil sei mit statt an COVID-19 gestorben, sagte Röcken.

Untersuchungsergebnisse werden in Obduktionsregister erfasst

In der Kieler Pathologie des USKH werden zusätzlich zu den anderen Aufgaben im Durchschnitt täglich zwei Menschen obduziert, die an COVID-19 gestorben sind. Die Ergebnisse werden in einem Obduktionsregister des „Deutschen Forschungsnetzwerks Autopsien bei Pandemien“ (DEFEAT PANDEMIcs ) zusammengetragen und ausgewertet, erklärt Röcken. Zudem werden dort Gewebeproben von COVID-19-Verstorbenen aufbewahrt. An das Projekt des „Netzwerks Universitätsmedizin“ sind 34 Universitätsklinika angeschlossen. Bislang liegen bundesweite Daten aus dem Obduktionsregister noch nicht vor. Aber Röcken höre von anderen Patholog:innen bundesweit, dass diese zu ähnlichen Ergebnissen kämen.

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Auch am Institut für Rechtsmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf (UKE) wurden seit dem 23. März 2020 in großem Umfang Obduktionen von Patientinnen und Patienten mit COVID-19-Infektionen durchgeführt. Die Forschungsteams um Prof. Dr. Klaus Püschel, Direktor des Instituts für Rechtsmedizin, und Prof. Dr. Stefan Kluge, Direktor der Klinik für Intensivmedizin, fanden dadurch heraus, dass COVID-19 in ungewöhnlich vielen Krankheitsfällen zu Thrombosen sowie Lungenembolien führte.

Zudem wurde belegt, dass es sich bei einem Großteil der Verstorbenen um zuvor körperlich beziehungsweise immunologisch erheblich beeinträchtige Personen handelte. Viele Betroffene wiesen Vorerkrankungen an Herz, Lungen und Nieren sowie Stoffwechselerkrankungen, zum Beispiel Diabetes mellitus, Krebs oder Demenz auf. Todesursächlich war stets eine Lungenentzündung mit oder ohne Lungenembolie. Mittlerweile traten aber auch einige viruspositive Sterbefälle mit COVID-19-unabhängiger Todesursache auf, wie aus einem Bericht des UKE hervorgeht.

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