COVID-19: Verdoppelung der Sterbezahlen durch harten Lockdown verhindern – Heilpraxis

COVID-19: Schneller und harter Lockdown gefordert

Die Zahl der Neuinfektionen mit dem Coronavirus steigt nach wie vor rasant an. Auch die Todesfälle nehmen stark zu. Immer mehr Fachleute weisen daher darauf hin, dass der sogenannte Lockdown Light gescheitert ist. Ein schneller und harter Lockdown hingegen könnte eine baldige Verdoppelung der Sterbezahlen verhindern, wie Forschende nun berichten.

Fast täglich wird hierzulande über neue Rekordwerte bei den Neuinfektionen mit dem Coronavirus SARS-CoV-2 berichtet. Und aller Voraussicht nach werden die COVID-19-Fallzahlen und auch die Zahl der Sterbefälle noch weiter ansteigen. Forschende fordern nun – wie auch viele andere Fachleute – einen raschen und harten Lockdown.

Geplante Lockerungen sind problematisch

Forschende der Universität des Saarlandes haben verschiedene Lockdown-Szenarien simuliert. Laut einer Mitteilung zeigen sie darin, dass man in Deutschland nur mit einem harten Lockdown, der schnellstmöglich umgesetzt werden sollte, die COVID-19 Infektionslage wieder in den Griff bekommen könne.

Die geplante Lockerung über Weihnachten sei zudem problematisch, da sie flächendeckend die Infektionsrate wieder erheblich steigern würde. Selbst mit frühen Maßnahmen könne man schon jetzt nicht mehr verhindern, dass bis Jahresende die Sterbezahlen auf 30.000 ansteigen werden.

Nur durch einen flächendeckenden harten und schnellen Lockdown könne man eine Verdoppelung der aktuellen Sterbezahlen bis Mitte Januar verhindern, so das Forschungsteam um Professor Thorsten Lehr.

Derzeitige Maßnahmen reichen nicht aus

Der im Oktober verhängte Teil-Lockdown hat gezeigt, dass die Maßnahmen zur Bekämpfung der Corona-Pandemie nicht ausreichen. Die Entwicklung der Infektionszahlen wurde zwar ausgebremst, diese verblieben jedoch auf einem (viel zu) hohen Niveau.

„Nach einer Phase der scheinbaren Ruhe beobachten wir in den letzten Tagen wieder deutschlandweit einen deutlichen Anstieg der Covid-19-Infektionen. Dies könnte dazu führen, dass die Infektionslage aus dem Ruder läuft“, warnt Thorsten Lehr, Professor für Klinische Pharmazie der Universität des Saarlandes.

„Ohne weitere strikte Maßnahmen schon vor Weihnachten werden sich die Fallzahlen weiter erhöhen und im Januar zu mehreren Tausend zusätzlichen Corona-Sterbefällen führen“, so der Wissenschaftler.

Gemeinsam mit seinem Team und Forschungskolleginnen und -kollegen hat er das mathematische Modell für den COVID-19-Simulator entwickelt, der auf der Basis umfangreicher Daten präzise Vorhersagen für das gesamte Bundesgebiet liefert.

Verschiedene Lockdown-Szenarien durchgerechnet

Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben nun verschiedene Lockdown-Szenarien durchgerechnet, um sichtbar zu machen, wie lange man in Deutschland noch mit hohen Infektionszahlen zu kämpfen habe, selbst wenn die Landesregierungen jetzt schnell handeln und einen strikteren Lockdown über einen längeren Zeitraum verhängen würden.

„Wir haben zum einen durchgespielt, wie sich die Lage entwickeln könnte, wenn ab dem 14. Dezember ein Lockdown wie im vergangenen März stattfinden würde, man also auf Online-Unterricht an den Schulen umsteigen würde und nur noch lebensnotwendige Geschäfte und Einrichtungen wie Arztpraxen geöffnet ließe“, erklärt Thorsten Lehr.

„Wir haben dann geschaut, wie sich Lockerungen über Weihnachten auswirken werden. In einer dritten Variante haben wir den harten Lockdown auf den 27. Dezember terminiert.“

Strikter Lockdown schon vor Weihnachten

Bei einem flächendeckenden harten Lockdown erst nach Weihnachten würde bundesweit der angestrebte Inzidenzwert von 50 Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner bzw. Einwohnerinnen im Schnitt der letzten sieben Tage frühestens gegen Ende Januar erreicht werden. Bis dahin würden sich die aktuellen Todeszahlen von deutschlandweit rund 20.000 nochmals mehr als verdoppeln.

„Um dies zu verhindern, sollte der strikte Lockdown schon vor Weihnachten verhängt werden und auch die Lockerung über die Feiertage in Frage gestellt werden. Nur so können Tausende zusätzliche Covid-Sterbefälle vermieden und der 7-Tages-Inzidenzwert deutschlandweit bereits Anfang Januar erreicht werden“, erläutert der Saarbrücker Professor.

Bundesländer mit hohen 7-Tages-Inzidenzwerten wie Sachsen, Thüringen und Sachsen-Anhalt müssten den Lockdown für einen längeren Zeitraum verhängen, um die Zielmarke von 50 zu erreichen. Bei anderen Bundesländern mit relativ niedriger Inzidenz wie beipielsweise Schleswig-Holstein wäre schon früher mit einer Verbesserung zu rechnen.

„Wir empfehlen zu Beginn bundesweit einheitlich vorzugehen, um einen Lockdown-Tourismus zu vermeiden und flächendeckend die angespannte Lage baldmöglichst zu entschärfen“, sagt Thorsten Lehr.

Der Forscher weist darauf hin, dass die beschriebenen Szenarien noch optimistisch gerechnet seien, da sie den Wiederanstieg der Fallzahlen der letzten Tage noch nicht umfassend berücksichtigten und ein harter und konsequent umgesetzter Lockdown angenommen wurde. (ad)

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