Erst Astrazeneca, dann Biontech oder Moderna – was Erstgeimpfte nun wissen müssen

Erst Astrazeneca, dann Moderna oder Biontech: Wer bereits eine erste Dosis Astrazeneca erhalten hat, soll künftig als Zweitimpfung ein mRNA-Vakzin erhalten – unabhängig vom Alter. Für diese Änderung hat sich die Ständige Impfkommission (Stiko) am Donnerstag ausgesprochen, vorbehaltlich von Experten-Stellungnahmen. Eine sogenannte Kreuzimpfung hatte die Stiko zunächst für jüngere Menschen empfohlen, die mit Astrazeneca erstgeimpft worden waren. Nun soll die Empfehlung auf alle Altersgruppen ausgeweitet werden.

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Als Grund für die geplante Änderung nannte die Stiko eine verbesserte Immunantwort. Diese sei nach dem Verabreichen von zwei verschiedenen Präparaten der Antwort nach zwei Dosen Astrazeneca "deutlich überlegen". Ähnlich äußerte sich auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) am Freitag. Die Kombination der Impfstoffe biete einen "sehr, sehr hohen Impfschutz", sagte er am Rande der Gesundheitsministerkonferenz in Berlin.

Für Menschen, die als Erstimpfung Astrazeneca erhalten haben, ergeben sich daraus viele Fragen. Ein Überblick über die wichtigsten.

Werden Impfzentren und Arztpraxen die Empfehlung umsetzen?

Ja, das ist zu erwarten. Medizinerinnen und Mediziner folgen in der Regel den Empfehlungen der Stiko, auch wenn diese nicht zwingend bindend sind. Auch die Länder haben sich bereits darauf geeinigt, die Stiko-Empfehlung zu Astrazeneca rasch umzusetzen. Die Gesundheitsministerien der Länder sind für den Betrieb der Impfzentren in Deutschland zuständig.

Wird es genug mRNA-Impfstoff für die Umstellung geben?

Nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn gibt es ausreichend Impfstoff für die Umstellung. Zwar werde die Zweitimpfung mit mRNA nicht ab sofort überall in jedem Impfzentrum zur Verfügung stehen. "Aber es wird jetzt doch schon recht zügig gehen können, diese Empfehlung auch umzusetzen, weil ausreichend mRNA-Impfstoff da ist", sagte Spahn am Freitag. 

Tatsächlich hat sich die Versorgungssituation nach Wochen der Impfstoff-Knappheit zuletzt deutlich gebessert. So rechnet die Kassenärztliche Bundesvereinigung damit, dass die Arztpraxen in der kommenden Woche erstmals die Menge Corona-Impfstoff geliefert bekommen, die sie bestellt haben. Ein Kontingent von 200.000 zusätzlichen Biontech-Impfdosen hätte für die Praxen zusätzlich bereitgestanden, wurde aber nicht angefordert.

Warum wurde die Kreuzimpfung zunächst nur Jüngeren empfohlen?

Nach Impfungen mit Astrazeneca wurden Fälle einer seltenen, aber schwerwiegenden Thromboseform beobachtet. Die seltene Erkrankung betraf vor allem Jüngere, allen voran Frauen. Die Stiko hatte daraufhin empfohlen, Menschen unter 60 Jahren als Zweitimpfung ein mRNA-Vakzin anzubieten. Diese Empfehlung wird nun auf alle Altersstufen ausgeweitet.

Welche Daten gibt es zu der Kreuzimpfung?

Zu der Kreuzimpfung gibt es mittlerweile Studiendaten, die dem Impfstoffmix eine gute Wirksamkeit und Verträglichkeit bescheinigen. 

Eine Untersuchung stammt von der Berliner Charité und wurde Anfang Juni als Preprint veröffentlicht. Untersucht wurde darin das Impfschema Astrazeneca-Erstimpfung und eine Zweitimpfung mit Biontech nach 10 bis 12 Wochen. "Diese Kombi wird gut vertragen und wirkt noch etwas stärker als doppelte Biontech Impfung", schrieb dazu SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach auf Twitter. Die Kombination könne empfohlen werden.

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An der Studie beteiligt war unter anderem Leif Erik Sander, Impfstoffexperte an der Berliner Charité. Mit Blick auf die Stiko-Empfehlung twitterte er: "Die Stiko empfiehlt nun allen Personen, die eine Dosis Vaxzevria (AZ) erhalten haben, unabhängig vom Alter eine heterologe Zweitimpfung mit mRNA-Impfstoffen. Unsere Studie zeigt, dass diese Kombination sicher & hochimmunogen ist."

Unter Immunogenität versteht man die Fähigkeit eines Antigens, eine Immunantwort auszulösen.

Welche Änderungen ergeben sich für die Impfabstände?

Nach der Erstimpfung mit Astrazeneca empfahl die Stiko zuletzt einen Abstand von zwölf Wochen für die Zweitimpfung. In dem Beschlussentwurf gibt die Stiko nun einen Abstand von neun bis zwölf Wochen an – vorausgesetzt, die Zweitimpfung erfolgt ebenfalls mit Astrazeneca.

Folgt auf die erste Dosis Astrazeneca eine Zweitimpfung mit Biontech oder Moderna, kann die zweite Dosis "ab vier Wochen" nach Erstimpfung erfolgen. 

Was bedeutet die Stiko-Empfehlung mit Blick auf die Ausbreitung der Virusmutante Delta?

Die Delta-Variante scheint der Immunantwort des Körpers besser als andere Varianten zu entgehen. Vor allem wenn erst eine Impfdosis verabreicht wurde, ist deren Schutzwirkung geringer, als es bei anderen Varianten der Fall wäre. Die Stiko verweist daher auf die Wichtigkeit einer Zweitimpfung.

Der Schutz gegen Delta scheint nach nur einer Impfstoffdosis "deutlich herabgesetzt" zu sein, heißt es in einer Stiko-Mitteilung. "In diesem Kontext weist die Stiko darauf hin, dass es wichtig ist, die zweite Impfstoffdosis zeitgerecht wahrzunehmen."

Wie unterscheiden sich die Impfstoffe von Astrazeneca, Moderna und Biontech?

Bei den Impfstoffen von Moderna und Biontech handelt es sich um sogenannte mRNA-Impfstoffe. Sie enthalten den Bauplan für ein Virusprotein, das sogenannte Spikeprotein, mit dem das Coronavirus an menschliche Zellen andockt.

Das Vakzin von Astrazeneca ist wie der Einmal-Impfstoff von Johnson&Johnson (J&J) ein vektorbasierter Impfstoff. Diese Impfstoffe enthalten Vektoren. Das sind Erreger, die für den Menschen harmlos sind, und eines oder mehrere Moleküle des Krankheitserregers als Antigene tragen.

Quelle:Robert Koch-Institut (RKI) / mit Informationen der DPA

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