Kakao-Herstellung geprägt durch Kinderarbeit und Umweltzerstörung – Naturheilkunde & Naturheilverfahren Fachportal

Schokolade – ein unfaires Geschäft

Fast jeder liebt Schokolade – außer diejenigen, die die wichtigste Grundzutat herstellen müssen: Kakao. Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt mahnt, dass die heutige Kakao- und Schokoladenproduktion geprägt ist von Kinderarbeit, Umweltzerstörung, Ausbeutung und gefährlichen Arbeitsbedindungen. Wie kann dies geändert werden?

Forschende der Universität Osnabrück untersuchen mit Beteiligung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt Lieferketten von Kakao-Herstellern, um zu überprüfen, wie diese fairer und umweltschonender gestaltet werden können und ob bewusstere Konsumentscheidungen dazu beitragen.

Katastrophale Zustände beim Kakao-Anbau

Wie die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU) betont, ist der gegenwärtige Anbau von Kakao für den Weltmarkt gekennzeichnet durch Kinderarbeit, Ausbeutung von Kleinbauern und katastrophalen Arbeitsbedigungen ohne Arbeitsschutz. Hinzu komme die ungebremste Entwaldung, um weitere Anbaugebiete zu schaffen, wodurch es einen fortlaufenden Verlust von biologischer Vielfalt in den Anbaugebieten gäbe.

Globalisierung verschleiert Lieferketten

Würde man jemanden im Supermarkt fragen, ob er Kinderarbeit befürwortet, so würde die Antwort wohl in den meisten Fällen nein lauten. Dennoch können wir ohne schlechtes Gewissen haufenweise Schokolade einkaufen, womit wir genau solche Verhältnisse fördern. Wie kommt es zu einer solchen Kluft zwischen Moral und tatsächlichem Handeln?

Dr. Susanne Wiese-Willmaring ist Leiterin des Referats Lebensmittel bei der DBU. Laut der Expertin hat die Globalisierung zu einer räumlichen und kulturellen Distanz zwischen Käufer und Herstellungsprozess geführt. Es sei für Konsumentinnen und Konsumenten nicht mehr nachvollziehbar, wie sich Kaufentscheidungen auswirken. Oft wissen nicht mal die Großeinkäufer von den vor Ort vorherrschenden Bedingungen.

Wissen über Produktionsbedingungen wird nicht weitergegeben

„Das stellt besonders kleine und mittlere Unternehmen vor große Herausforderungen“, fügt Professor Dr. Martin Franz der Universität Osnabrück hinzu. Lieferketten ließen sich nur schwer strategisch koordinieren und existierendes Wissen über vorliegende Produktionsbedingungen werde in der Regel nicht an die Endverbraucherinnen und Endverbraucher, beziehungsweise an die Zwischenhändler weitergegeben.

Unwissen fördert Unterdrückung und Zerstörung

In dem aktuellen Projekt der DBU und der Universität Osnabrück soll mithilfe des Schokoladenherstellers Ludwig Weinrich aus Herford sichtbar gemacht werden, welche Auswirkungen die Einkaufsentscheidungen der Schokoladenhersteller auf die Anbauregionen haben. Gleichzeitig will das Team Empfehlungen für mittelständische Unternehmen entwickeln, wie solche Informationen wirksam entlang der Lieferkette weitergegeben werden können.

Mehr Verantwortung beim Einkauf

„Viele Menschen achten beim Einkaufen zunehmend darauf, dass Lebensmittel fair und umweltfreundlich hergestellt werden“, unterstreicht Wiese-Willmaring. Die Kundinnen und Kunden müssten besser nachvollziehen können, auf welche Weise das gekaufte Produkt hergestellt wurde.

Aufbau von fairen Verhältnissen

Schokoladenhersteller Ludwig Weinrich (Herford) will nun zusammen mit der Universität Osnabrück und der DBU für eine fairere Lieferkette für Kakao aus Ghana sorgen. Auf diese Weise sollen sich die Bedingungen der Kakaobauern verbessern und die Umwelt in den Anbauregionen geschützt werden. Die DBU fördert das Vorhaben mit 450.000 Euro. Die so bezogene Ware soll speziell gekennzeichnet werden, sodass Kundinnen und Kunden dies bei der Kaufentscheidung berücksichtigen können.

Distanz zwischen Kunden und Herstellung verkleinern

In dem Projekt sollen zudem Konsumentinnen und Konsumenten befragt werden und durch Virtual Reality-Technologien über vorherrschende Arbeitsbedinungen in Ghana aufgeklärt werden. Laut Wiese-Willmaring stößt das Projekt in der Schokoladenbranche auf großes Interesse und soll von einem Beirat verschiedener Akteure aus Schokoladenunternehmen und Nichtregierungsorganisationen begleitet werden. (vb)

Autoren- und Quelleninformationen

Quelle: Den ganzen Artikel lesen