Nach schwerem Autounfall: Jetzt bekommt Julian endlich neue Hände

An einem Tag im April des vergangenen Jahres endete die Kindheit von Julian Reynoso. Er war mit seiner Familie in Los Angeles mit dem Auto unterwegs , als ein anderes Fahrzeug in sie hineinkrachte. Der Fahrer war offenbar betrunken. Das Auto von Julian und seiner Familie flog etwa sieben Meter weit und fing Feuer. Sein Vater, seine Schwester und sein Bruder starben. Julian, damals noch keine zehn Jahre alt, überlebte schwer verletzt.

35 Prozent seines Körpers sind verbrannt, der Junge ist für den Rest seines Lebens entstellt. Und doch soll auch Julian sein Leben genießen können, so weit es geht – dabei will ihm unter anderem ein Team der California Polytechnic State University (kurz: Cal Poly) helfen. Studenten der Universität haben Prothesen gebaut, damit Julian wieder seine Hände benutzen kann.

Handprothese mit maschinellen Fingern

„Er konnte nicht mit Lego spielen, er konnte all die einfach Dinge, die ich in meiner Kindheit genossen habe, nicht machen“, sagt Ryan Kissinger, einer der Leiter des Projekts, auf der Website der Universität. Er und sein Team wollten Julian einen Teil seiner Kindheit zurückgeben. Acht Studenten haben fast ein Jahr lang daran gearbeitet – beworben hatten sich knapp 70.

Für die Maschinenbau-Studenten ist der Kurs ein echter Fulltime-Job. Gleichzeitig lernen sie in ihrem Fachbereich enorm dazu. Um Julian die Kontrolle über seine Finger zurückzugeben, mussten sie einige Herausforderungen bewältigen. An der rechten Hand hat der Zehnjährige noch drei Finger, an der linken gar keinen mehr. Eine Hand mit motorisierten Fingern soll Hilfe bringen. Außerdem verändert sich Julians Hand ständig – einerseits weil die Verletzung noch relativ frisch ist, andererseits weil sie noch wächst. „Es ist, als würde man aus einem Feuerwehrschlauch trinken“, beschreibt Kissinger die Schwierigkeiten. „Es gibt so viele verschiedene Dinge, auf die man achten muss.“

Bei einem Spiel der Los Angeles Dodgers durfte Julian den „First Pitch“ ausführen

„Wow! Was ist das?“

Seit seinem Unfall hat Julian bereits große Fortschritte gemacht. Unterstützung bekam er von vielen Spendern, die auf einer Crowdfunding-Plattform die Herstellung seiner Prothesen finanziell ermöglichten. Und auch sein Lieblingsbaseballclub, die Los Angeles Dodgers, ermöglichte ihm ein ganz besonderes Erlebnis: Julian durfte bei einem Spiel den ersten Wurf ausführen. Wenn ihn andere Kinder fragen, was mit ihm passiert, sagt Julian, er habe in einem Kampf im Computerspiel „Fortnite“ gekämpft.

Wenn es nach Austin Conrad, der an der Entwicklung der Prothese maßgeblich beteiligt war, geht, sollen solche Fragen bald endgültig der Vergangenheit angehören: „Wir wollten ihm etwas geben, das die Art und Weise, wie er mit Menschen interagiert verändert“, sagte der Ingenieur der „Los Angeles Times“. „Die Menschen sollen ihn nicht mehr angucken und fragen: ‚Was ist mit dir passiert?‘ Sie sollen seine Hände sehen und sagen: ‚Wow! Was ist das?“

Quellen: „Los Angeles Times“ / „Cal Poly News“


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