Virologe Streeck dämpft Hoffnungen: Brauchen Szenarien für den Fall, dass es keinen Impfstoff geben wird

Die Corona-Pandemie hält die Welt weiterhin in Atem: Mehr als 13 Millionen Menschen haben sich bisher mit dem neuartigen Coronavirus infiziert, 200.843 davon in Deutschland. Die USA melden nahezu täglich neue Rekordzahlen.

Streeck: "Brauchen Szenarien für den Fall, dass es keinen Impfstoff geben wird"

Der Bonner Virologe Hendrick Streeck bleibt zurückhaltend, was die Hoffnung auf einen bald verfügbaren Corona-Impfstoff angeht.

„Es ist wichtig, auch Szenarien zu entwerfen für den Fall, dass es vielleicht keinen Impfstoff geben wird“, sagte er der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. „Diese Annahme basiert auf der Tatsache, dass man bisher für keines der verschiedenen Coronaviren einen Impfstoff gefunden hat. Das gleiche gilt auch für die größten infektiologischen Killer der Welt: Malaria, Dengue, Tuberkulose, HIV.“ Auch für die Influenza müsste jedes Jahr ein neuer Impfstoff entwickelt werden. Streeck mahnt im Interview mit der Zeitung. „Wir werden es in der Bevölkerung nicht schaffen, alle Sars-CoV-2 Infektionen zu unterbinden, und es stellt sich die Frage, ob das überhaupt sinnvoll und notwendig ist.“

dpa/Federico Gambarini/dpa Professor Hendrik Streeck, Direktor des Institut für Virologie an der Uniklinik in Bonn.  

Der Mann hinter der der Heinsberg-Studie glaubt, dass sich der Blick darauf richten müsste, jene zu schützen, denen ein schwerer Verlauf der Krankheit droht. Man müsse einen Weg finden, mit dem Virus zu leben.  „Weltweit werden wir die Pandemie nicht durch die Unterbrechung der Infektionsketten, Testungen und Quarantäne beenden können, wir können sie damit nur kontrollieren“, so Streeck.

Zugleich nimmt Streeck Sorgen, dass eine Infektion womöglich keine lang anhaltende Immunität nach sich ziehe. „Nur weil die Antikörper verloren gehen, muss nicht die Immunität komplett verloren gehen“, sagte der Virologe der „FAZ“. Bei anderen Coronaviren seien die Erfahrungen so, dass die Immunität vielleicht über ein oder zwei Jahre anhalte, dann könne man sich neu infizieren. „Es gibt aber auch eine T-Zellen-Immunität. Die schützt uns nicht vor einer Infektion, mildert aber den Krankheitsverlauf. Und genau da müssen wir hin: Sars-CoV-2 könnte am Ende mit einer leichten Erkältung vergleichbar sein, die wir nicht einmal bemerken.“

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