Wo ist das Personal aus den geschlossenen Apotheken?

Nicht nur in der DAZ, inzwischen auch in Tageszeitungen liest man: Immer mehr Apotheken müssen schließen. Was passiert mit dem Personal, das durch eine Schließung arbeitssuchend wird? Müssten sich die freigewordenen Arbeitskräfte nicht positiv auf den Fachkräftemangel auswirken? Die DAZ ist auf Spurensuche gegangen.

Im Jahr 2015 gab es laut der Bundesvereinigung der Apothekerkammern (ABDA) 20.249 Apothekenstandorte in Deutschland, 2022 waren es noch 18.068. Allein zwischen 2020 und 2022 haben 685 Apotheken dichtmachen müssen. Als ein Mitgrund für die Schließungen wird oft der Personalmangel genannt. Aber wenn so viele Apotheken schließen, müsste sich das arbeitssuchende Personal nicht auf die verbliebenen Apotheken verteilen und den Fachkräftemangel etwas abschwächen?

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Erste Anlaufstelle: Apothekerkammern

Um das herauszufinden, stellte die DAZ zunächst Anfragen bei den Apothekerkammern Baden-Württemberg, Bayern, Westfalen-Lippe und Nordrhein. Das Ergebnis: Die Kammern erfassen den Arbeitsort ihrer Mitglieder zwar, leider gibt es aber keine standardisierte Auswertung, wie es für Apothekerinnen und Apotheker nach einer Schließung ihres Arbeitsplatzes weiterging bzw. was ein Approbierter vor dem aktuellen Job gearbeitet hat.

Manche wechseln nach der Schließung in eine andere Apotheke, andere gehen in Rente, in die Industrie oder wechseln in Kammern oder Verbände. Oft werden auch nur Filialapotheken geschlossen und das Personal auf die Hauptapotheke oder verbliebenen Filialen umverteilt. Wie viele Apothekerinnen und Apotheker sich für eine Weiterarbeit in einer Offizin entscheiden, darüber können die Kammern aufgrund fehlender Auswertung keine Aussage machen.

Nächster Schritt: ABDA

Im Bericht „Die Apotheke Zahlen, Daten, Fakten 2022“ der ABDA lässt sich einsehen, dass es zwar immer weniger Apothekenstandorte gibt, gleichzeitig aber mehr Apothekerinnen und Apotheker in der öffentlichen Apotheke arbeiten: Gab es 2020 noch 52.996 Offizinapotheker und -apothekerinnen, waren es 2022 53.461. Wie viele Wochenstunden die Apothekerinnen und Apotheker arbeiten und wo sie vorher tätig waren, geht aus dem Bericht nicht hervor. Die Zahl der pharmazeutisch-technischen Angestellten hat sich in den letzten Jahren verringert, von 68.765 im Jahr 2020 auf 68.148 im Jahr 2022.

Und schließlich: die Stellenmärkte

Obwohl es in den letzten Jahren einen Anstieg an Approbierten in deutschen Apotheken gab, zeigen die Stellenmärkte der Kammern weiterhin den hohen Bedarf: Bei einer Abfrage wurden über die Internetseiten der Apothekerkammern Nordrhein, Westfalen-Lippe und Baden-Württemberg und Bayern jeweils über hundert Stellenangebote für Apotheker und Apothekerinnen in Voll-/Teilzeit gezählt.

Die arbeitssuchenden Approbierten aus schließenden Apotheken, die weiterhin in der Offizin arbeiten wollen, reichen offenbar nicht aus, um den Fachkräftemangel so weit abzuschwächen, dass es sich in der Zahl der Stellenangebote niederschlägt. Vertreter der obenstehenden Kammern gaben auf Nachfrage an, dass Apothekerinnen und Apotheker aus schließenden Offizinen keine Probleme hätten, eine neue Stelle zu finden, da sich der Stellenmarkt für Apotheker auf Seiten der Arbeitnehmer befindet. Um exakt zu wissen, was mit dem Personal aus geschlossenen Apotheken passiert, dazu müssten die Kammer entsprechende Daten auswerten. Solange sie das nicht tun, bleibt nur Spekulation.

Literatur

Die Apotheke Zahlen, Daten, Fakten. ABDA, www.abda.de/aktuelles-und-presse/publikationen/detail/die-apotheke-zahlen-daten-fakten-2023/


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