Bei 9 Grad fühlt sich Corona am wohlsten: Verschwindet das Virus im Sommer?

Bislang bestand große Hoffnung, dass steigende Temperaturen die Verbreitung des Coronavirus eindämmen könnten. Das ist zumindest bei der Grippe der Fall. Nun fanden Forscher jedoch heraus: In den kommenden warmen Monaten wird sich das Virus weiterhin verbreiten – vielleicht sogar besser als bisher.

Das Coronavirus hat mittlerweile die ganze Welt erobert. Was einst eine seltsame Lungenkrankheit aus China war, wurde zu einer globalen Pandemie. Und obwohl weltweit in nahezu allen Ländern Infektionen nachgewiesen wurden, sind besonders die auf der Nordhalbkugel betroffen. Regionen in gemäßigten Klimazonen.

Die Südhalbkugel, Afrika, die Tropen und der Norden Südamerikas scheinen hingegen weniger stark von der Ausbreitung des Virus betroffen zu sein. Das legt die Vermutung nahe, dass Sars-CoV-2 sich bei Hitze nicht wohlfühlt. Dass warme Temperaturen seine Verbreitung eindämmen.

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  • Schwächt die Hitze Sars-CoV-2?

    Forscher zogen in Betracht, dass das Coronavirus, ähnlich wie die Grippe, im Frühling und Sommer schwächer werde. „Wenn es warm wird, werden die Coronaviren normalerweise schwächer und die Krankheit schwächt sich ab. Der Sommer könnte unser bester Verbündeter sein“, erklärte etwa Virologe Alexander Kekulé.

    Christian Drosten erklärte zudem, dass neben wärmeren Temperaturen auch stärkeres UV-Licht und Trockenheit „nicht förderlich für die Virusübertragung“ seien. Dass das jedoch nicht bedeutet, dass der Erreger im Sommer verschwunden sein wird, zeigt eine neue Studie.

    Forscher ermittelten jetzt, bei welchen Temperaturen sich das Virus am wohlsten fühlt. Ihre Ergebnisse veröffentlichten die Biogeographen um Miguel Araújo vom naturwissenschaftlichen Nationalmuseum in Madrid und Babak Naimi von der portugiesischen Universität in Évora auf dem Pre-Print-Server „medRxiv“.

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    Sars-CoV-2 verbreitet sich am besten bei neun Grad

    Das Fazit der Wissenschaftler: Am besten überträgt sich das Virus bei neun Grad Celsius. Damit könnten künftig Länder der Südhalbkugel, Afrika und die Tropen über das ganze Jahr weitgehend verschont bleiben. Für Europa bedeutet das jedoch: Auch in den kommenden Monaten wird sich das Virus weiter ausbreiten.

    Die Wissenschaftler stützten sich in ihrer Analyse auf die Fallzahlen, die die Johns-Hopkins-Universität in den ersten drei Monaten dieses Jahres gesammelt hatte. Sie bemühten sich, lediglich lokale Infektionsketten zu berücksichtigen. Importierte Fälle versuchten sie auszuschließen.

    Die Fallzahlen setzten die Forscher in Zusammenhang mit den Klimadaten der betroffenen Regionen, auch geografische Faktoren bezogen sie in ihre Untersuchung mit ein. Ihre Modellrechnung führte zu folgendem Ergebnis: Der klimatische Einfluss auf das Virus ist größer als der geografische.

    Das Virus habe sich zwar in der ganzen Welt verbreitet. Dass die unterschiedliche Ausbreitung in bestimmten Regionen jedoch ausgeprägter und länger anhaltend war, führen die Wissenschaftler auf die lokale Temperatur und Luftfeuchtigkeit zurück.

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    Erreger meidet feuchtwarmes Klima

    Bisher habe sich gezeigt, dass das Virus feuchtwarme Klimazonen meide, stattdessen bevorzuge es überwiegend trockenes und gemäßigtes Klima. Bei Betrachtung der registrierten Krankheitsfälle ergab das Modell eine optimale Monatsdurchschnittstemperatur von sechs Grad Celsius.

    Die Wissenschaftler berücksichtigten außerdem die geografische und zeitliche Verbreitung, sodass sich ein Durchschnittswert von rund 9 Grad Celsius bei einer Niederschlagsmenge von 72 Millilitern über drei Monate hinweg ergab. Dieses Temperaturoptimum wird in Deutschland in den Monaten April und Mai, aber auch im Oktober erreicht.

    Das Modell passt also zur Verbreitung des Virus, die wir im ersten Quartal des Jahres beobachten konnten. Die Berechnungen stützen die Tatsache, dass sich der Erreger unter anderem in Ostchina und Südeuropa besonders wohlgefühlt und verbreitet hatte.  

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    Prognose für das Jahr 2020

    Auch für den Rest des Jahres stellen die Wissenschaftler eine Prognose auf. Die Ergebnisse zeigen, dass lediglich ein sehr heißer Sommer das Übertragungsrisiko schwächen würde – bis Ende Juni herrschen hier hingegen optimale Bedinungegen. Damit könnte sich das Virus in Deutschland in den kommenden Monaten sogar noch besser ausbreiten als bisher.

    Im zweiten Quartal, also von April bis Juni sind die Bedingungen für das Virus besonders in Mittel- und Nordeuropa, dem Westen Russlands, dem Norden der USA und Kanada gut.

    Im dritten Quartal, von Juli bis September wird das Klimaoptimum vor allem im nördlichen Polargebiet, dem tibetischen Hochland, der Südküste Südafrikas, der Südküste Australiens und den südlichen Teilen Südamerikas bestehen.

    Für das vierte Quartal, von Oktober bis Dezember berechneten die Forscher hingegen eine ähnliche Verteilung wie in den ersten Monaten des Jahres, jedoch mit einer etwas schwächeren Ausbreitung.  

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    Deutsche Wissenschaftler fürchten Verbreitung in Südostasien

    Deutsche Forscher des Helmholtz Zentrums in München errechneten ebenfalls, wo sich das Virus wann verbreiten wird. Ihre Prognosen sind noch düsterer, als die der portugiesischen und spanischen Forscher. In den ersten Monaten ermittelten die Wissenschaftler um Michail Bariotakis ein ähnliches Verteilungsmuster, fürchten aber im Frühjahr und Sommer zudem ein hohes Risiko in Südostasien.

    Die Gefahr: Das Virus könne sich von dort aus immer wieder in gemäßigte Klimazonen ausbreiten, saisonal, ähnlich wie die Influenza. Ihre Studie veröffentlichten die deutschen Wissenschaftler ebenfalls auf dem Pre-Print-Server „medRxiv“.

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