Prostataschmerzen – Symptome, Ursachen und Therapie

Schmerzen in der Prostata: Das sind die Ursachen und Behandlungen

Etwa zehn Prozent aller Männer machen im Laufe ihres Lebens Bekanntschaft mit Prostataschmerzen. Oft sind diese nicht nur auf das Organ selbst beschränkt. Das hängt mit der anatomischen Lage zusammen: Die kastaniengroße Prostata sitzt direkt unter der Blase in der Nähe der Peniswurzel. Sie umschließt die Harnröhre ringförmig und grenzt im hinteren Bereich an den Enddarm. Die Abgrenzung nach unten bildet der Beckenboden. Ihre Hauptfunktion ist die Produktion eines Teils der Samenflüssigkeit, die für die Beweglichkeit der Spermien und die Befruchtungsfähigkeit wichtig ist. Abhängig von der Ursache und der Intensität können sich Schmerzen, die von der Prostata ausgehen, auf die umliegenden Organe ausbreiten oder sogar in fernere Regionen ausstrahlen.

Inhaltsverzeichnis

Symptomentwicklung

In der Entstehungsphase wirken sich Schmerzen, die in der Prostata entstehen, auch auf die Peniswurzel und den Analbereich aus. Im weiteren Verlauf können sie auch in die Hoden, die Leiste und die Beine ausstrahlen und sich im gesamten Beckenboden, im Lendenbereich und im Unterbauch ausbreiten. Psychische Faktoren, vor allem Stress und das allgemeine Wohlbefinden, und die Verdauung beeinflussen die Schmerzintensität häufig.

Prostataschmerzen beschränken sich nicht nur auf das Organ selbst, sondern können auch in die Lendengegend, den Unterbauch und sogar die Beine ausstrahlen. (Bild: Oleksandr/fotolia.com)

Eine Erhöhung des Drucks von innen oder außen verstärkt den Schmerz ebenfalls oft. Das geschieht zum Beispiel beim Sitzen auf harten Stühlen oder auf dem Fahrradsattel. Von innen heraus treten Druckspitzen beim Niesen, Husten, bei starken Anstrengungen oder beim Stuhlgang auf. Die Beschwerden können auch kurz vor oder nach einer Ejakulation auftreten und Erektionsstörungen hervorrufen. Die enge Beziehung der Prostata zum Harnleiter kann dazu führen, dass die Schmerzen durch das Wasserlassen ausgelöst oder verstärkt werden. Häufig sind sie dann von vermehrtem Harndrang und häufigen Toilettenbesuchen begleitet.

Grundsätzlich verursachen Schmerzen eine Schutzspannung der Muskulatur des betroffenen und umgebenden Gewebes. Das hat aufgrund der unmittelbaren Nähe zum Enddarm möglicherweise Auswirkungen auf die Verdauung: Unregelmäßiger und schmerzhafter Stuhlgang sind nicht selten die Folge. Im Extremfall können sich die Schmerzen auf den gesamten Beckenboden ausdehnen. Dann spricht man vom sogenannten Beckenschmerzsyndrom, das häufig chronifiziert und schwer zu behandeln ist.

Die Schmerzqualität beschreiben betroffene Männer häufig mit Attributen wie stechend, ziehend oder brennend. Darüber hinaus klagen sie oft über ein unangenehmes Druckgefühl im Bereich der Prostata und in den umliegenden Regionen, besonders im Beckenboden. Auch sensible Störungen wie Nervenirritationen und Taubheitsgefühle treten in seltenen Fällen auf.

Ursachen von Prostataschmerzen

Prostataschmerzen sind meist Bestandteil eines ganzen Symptomenkomplexes, der häufig auch die umliegenden Organe und Regionen betrifft. Dementsprechend können ihre Ursachen unterschiedlich sein und von der Prostata selbst oder dem umliegenden Gewebe ausgehen. Der häufigste Ausgangspunkt im Organ selbst sind Entzündungsprozesse, die Mediziner als Prostatitis-Syndrom bezeichnen. Sie zeigen eine spezifische Charakteristik und werden in vier Kategorien unterteilt:

Akute bakterielle Prostatitis

Die akute bakterielle Prostatitis wird durch Bakterien ausgelöst, die häufig von der Harnröhre aus in die Prostata einwandern und sich bei allgemeiner Immunschwäche dort festsetzen. Infolge des Entzündungsgeschehens schwillt das Organ an und wird druckempfindlicher. Bei der akuten bakteriellen Prostatitis sind neben den Schmerzen die typischen Entzündungszeichen und andere prostataspezifische Symptome zu beobachten. Dazu gehören Fieber, Schüttelfrost, Brennen beim Wasserlassen, erhöhter Harndrang und unvollständige Blasenentleerung. Unbehandelt kann sie zum kompletten Harnverhalt, zur Eiteransammlung in der Prostata und zu einer Sepsis führen oder chronisch werden.

Chronische bakterielle Prostatitis

Die Symptome sind bei einer chronischen bakteriellen Prostatitis die gleichen wie bei der akuten. Allerdings fehlen Fieber und Schüttelfrost.

Chronische nicht-bakterielle Prostatitis

Die nicht-bakterielle Prostatitis ist die häufigste Ursache für Prostataschmerzen. Bei ihr sind keine Bakterienanzeichen im Blut nachweisbar. Solange nur die Prostata betroffen ist, spricht man von einer Prostatodynie. Im Laufe der Chronifizierung bauen sich die Schmerzen aber immer weiter auf und betreffen den gesamten Beckenbodenbereich und die Analregion.

Dieses als Beckenschmerzsyndrom bezeichnete Krankheitsgeschehen ist für die betroffenen Männer sehr unangenehm und schwer behandelbar. Die Ursachen dafür sind nicht abschließend geklärt. Man geht aber davon aus, dass psychosoziale Komponenten eine wichtige Rolle spielen. Das können Probleme sein, die in der Partnerschaft, im Sexualleben, bei der Findung der Geschlechtsidentität und der Rollenerwartung relevant sind.

Bisweilen beeinflussen auch Depressionen und andere psychische Störungen die Krankheitsentstehung. Ausgangspunkt für die Beschwerden können die Prostata selbst oder die umliegenden Strukturen sein. Mit fortlaufender Entwicklung entsteht ein Teufelskreis, bei dem sich die von den verschiedenen Geweben ausgehenden Prozesse gegenseitig bedingen und verstärken.

Vorbedingungen, welche die Entstehung eines solchen Beschwerdekreislaufs begünstigen, sind vorangegangene Operationen und Bestrahlungen, die Verwachsungen im Gewebe hinterlassen. Auch Prostatasteine und Zysten können Reizungen hervorrufen, die Schmerzen verursachen. Äußere Reize wie Kälte, längeres Sitzen, Konsum von Alkohol oder scharfen Gewürzen begünstigen die Entwicklung ebenfalls. Die Diagnose Beckenschmerzsyndrom stellt der Arzt erst dann endgültig, wenn akute Entzündungen, Tumore und andere schwerwiegende Erkrankungen ausgeschlossen wurden.

Äußere Faktoren, wie zum Beispiel langes Sitzen oder übermäßiger Alkoholkonsum, können ein Beckenschmerzsyndrom begünstigen. (Bild: Elnur/fotolia.com)

Asymptomatische Prostatitis

Eine asymptomatische Prostatitis ist dadurch gekennzeichnet, dass zwar Entzündungszeichen nachgewiesen werden, aber keinerlei Symptome auftreten. Die Erkrankung wird meist als Nebenbefund im Rahmen von Infertilitäts- und Krebsuntersuchungen festgestellt. Derzeit wird intensiv daran geforscht, ob die asymptomatische Prostatitis an der Entstehung von Unfruchtbarkeit und Prostatakrebs beteiligt ist. Aussagekräftige Ergebnisse liegen aber noch nicht vor.

Prostatavergrößerung und Prostatakrebs

Der Zusammenhang zwischen Prostatavergrößerung und Prostatakrebs und Prostataschmerzen ist zwiespältig. Die Vergrößerung der Prostata (Benigne Prostatahyperplasie) ist ein gutartiger Prozess, bei dem sich das Prostatagewebe vermehrt. Die Veränderung bleibt lange völlig symptomlos und betrifft wegen der Raumforderung zunächst die umliegenden Gewebe. Prostataschmerzen und andere Beschwerden des Organs treten erst sehr spät auf.

Bei Männern in Deutschland ist das Prostatakarzinom die häufigste Krebsart. Nach Dickdarmkrebs ist es die dritthäufigste krebsbedingte Todesursache. Schmerzen und andere Beschwerden treten erst im späten Stadium auf. Sie sind nur schwer von denen zu unterscheiden, die bei einer Prostatahyperplasie auftreten. Das erschwert die für eine gute Prognose wichtige Früherkennung.

Diagnostik

Am Anfang einer gezielten Prostatadiagnostik steht das Patientengespräch, in dem der Betroffene ausführlich und so genau wie möglich seine Beschwerden schildert. Bei Prostataschmerzen ist es für den Arzt besonders wichtig zu erfahren, seit wann die Beschwerden bestehen, wie sie sich entwickelt haben, wo sie lokalisiert sind und welche Mechanismen sie beeinflussen. Zur Anamnese gehört auch die Erörterung der Lebensumstände und der psychischen Situation.

Grundlage einer Diagnose stellt ein ausführliches Patientengespräch dar, in dem auch auf die persönlichen Lebensumstände eingegangen wird. (Bild: Korrawin/fotolia.com)

Die so gesammelten Informationen geben dem Arzt meistens schon ein deutliches Bild, das die Verdachtsdiagnose erhärtet. Anschließend folgt die körperliche Untersuchung, bei der der Arzt die Lymphknoten in der Leiste abtastet, um herauszufinden, ob Vergrößerungen vorliegen. Diese können auf ein Entzündungsgeschehen oder einen bösartigen Prozess hindeuten. Die Prostata begutachtet der Arzt bei der rektalen Untersuchung. Dabei kann er eventuell vorliegende Strukturveränderungen und Vergrößerungen des Organs feststellen.

Im Labor werden die Blut- und Urinwerte geprüft. Im Urin sind besonders die Eiweißwerte als Entzündungsmarker und eventuelle Blutbeimengungen wichtig für die Diagnosestellung. Im Blut werden ebenfalls die Entzündungsparameter und unter Umständen auch der PSA-Wert (prostataspezifisches Antigen) ermittelt. PSA ist ein Enzym der Prostata, dessen Wert bei Entzündungen und beim Prostatakarzinom erhöht sein kann. Die Aussagekraft eines gestiegenen PSA-Wertes bezüglich einer vorliegenden Krebserkrankung ist allerdings umstritten.

Mit einer Ultraschalluntersuchung verschafft sich der Arzt schnell einen Überblick über die Größe und den Zustand der Prostata und aller anderen Beckenorgane. Besteht ein begründeter Verdacht auf Prostatakrebs, wird eine Gewebebiopsie für die Laboruntersuchung vorgenommen. Im Einzelfall werden zur Absicherung auch bildgebende Verfahren angewendet wie Magnetresonanztomografie, Computertomografie oder Knochenszintigrafie. Mit ihrer Hilfe sichern Mediziner eine Krebsdiagnose ab, wenn sie Hinweise auf maligne Lymphknotenveränderungen, ungewöhnliche Flüssigkeitsansammlungen oder Metastasen erkennen.

Therapie

Die Früherkennung der Ursachen von Prostataschmerzen beziehungsweise der Beschwerden im Bereich der Prostata ist aus verschiedenen Gesichtspunkten wichtig. Prostatakarzinome und Prostatavergrößerungen bleiben lange Zeit nach ihrer Entstehung symptomlos. Gerade beim Krebs ist die Früherkennung bedeutungsvoll, um durch eine rechtzeitig eingeleitete Therapie die Prognose zu verbessern.

Eine frühzeite Erkennung der Ursachen von Prostataschmerzen, zum Beispiel auch mittels Ultraschalluntersuchung, ist wichtig, um rechtzeitig eine geeignete Therapie einleiten zu können. (Bild: bibiphoto/fotolia.com)

Der zweite wichtige Grund für eine frühe Ursachenerkennung betrifft die entzündlich bedingten Prostataschmerzen: Sie drohen zu chronifizieren und können sich zum Beckenschmerzsyndrom entwickeln, das nur schwer zu behandeln ist. Eine früh einsetzende, gezielte Therapie kann verhindern, dass sich dieser Prozess so weit entwickelt. Grundsätzlich sind abhängig von der Art und Intensität der Erkrankung drei therapeutische Aspekte wichtig: die schulmedizinische Versorgung, die Unterstützung durch Naturheilmittel und Anpassung des Ess- und Trinkverhaltens und schließlich die psychosomatische Betreuung.

Schulmedizinische Versorgung

Eine akute bakterielle Entzündung sollte so schnell wie möglich durch die Gabe von Antibiotika therapiert werden. Die Behandlung erstreckt sich über zwei bis vier Wochen und erfolgt in der Regel stationär. Das ist wichtig, weil die Ärzte schnell reagieren müssen, wenn sich Resistenzen gegen die Antibiotikatherapie entwickeln. Außerdem kann Harnverhalten die Anlage eines Katheters erfordern. Bei intensiven Schmerzen können zusätzlich Schmerzmedikamente verabreicht werden. Muskelrelaxantien oder Alphablocker werden eingesetzt, wenn Begleitsymptome wie starkes Druck- und Spannungsgefühl und Harnverhalten bestehen. Sie entspannen die glatte Muskulatur in der Prostata und in der Blase, lindern die Beschwerden und fördern den Urinabfluss.

Prostatavergrößerungen oder Prostatakarzinome erfordern in manchen Fällen chirurgische Eingriffe. Mit der transurethalen Resektion der Prostata (TURP) kann der Arzt einengendes Gewebe mittels Strom entfernen. Dazu führt er das Operationsinstrument über die Harnröhre bis zur Prostata ein. Andere minimalinvasive Verfahren benutzen den gleichen Zugangsweg, zerstören überschüssiges Gewebe aber durch Erhitzung per Mikrowellen oder per Laser. Prostatakarzinome führen zwangsläufig zur kompletten Entfernung des Organs (Prostatektomie) mit anschließender Bestrahlung, Chemo- oder Hormonentzugstherapie.

Naturheilmittel, Ernährung und Trinken

Pflanzliche Produkte können besonders bei chronischen Verlaufsformen der Prostatitis und bei der Prostatahyperplasie dazu beitragen, dass die Beschwerden reduziert werden. Ein pflanzliches Präparat, das schon lange untersucht wird, ist der Extrakt aus Sägepalmfrüchten. Diese enthalten bestimmte Fettsäuren und Phytosterole (pflanzliche Hormone), denen einige günstige Wirkungen zugesprochen werden. Sie sollen entzündungshemmend wirken, den Harnfluss fördern und die glatte Muskulatur entspannen.

Inhaltsstoffe der Sägepalme sollen entzündungshemmend wirken und den Harnfluss fördern und können unterstützend zur Behandlung bei chronischer Prostatitis eingesetzt werden. (Bild: marilyn barbone/fotolia.com)

Die Studienlage zur Wirksamkeit ist aber bisher noch unklar. Während einige Untersuchungen die Wirksamkeit bestätigen und Sägepalmextrakt sogar auf eine Stufe mit pharmazeutischen Alphablockern stellen, kommen andere Untersuchungen eher zu negativen Ergebnissen. Eindeutig belegt ist aber die positive Wirkung bei mehrfachem nächtlichem Harndrang (Nykturie).

Wissenschaftliche Studien haben nachgewiesen, dass Kürbissamen in der Lage sind, die Harnausscheidung bei einer Prostatitis signifikant zu verbessern. Ähnliche Ergebnisse liegen für Brennnesselextrakte vor. Die Brennnessel ist in der Naturheilkunde schon sehr lange als Diuretikum (harntreibendes Mittel) bekannt. Positive Wirkungen bei anderen Prostatabeschwerden konnten bei beiden Präparaten bisher wissenschaftlich nicht belegt werden.

Pollstimol ist ein Präparat mit einer Mischung aus Gräserpollen. Diese sollen eine entzündungshemmende Wirkung auf Prostatazellen ausüben und ihre Wachstumsaktivität verringern. Da Prostatabeschwerden fast immer mit Problemen beim Harnlassen einhergehen, ist regelmäßiges und ausreichendes Trinken wichtig. Darüber hinaus erzeugen auch eine unregelmäßige Verdauung und schwergängige Stuhlentleerungen Druck im Unterbauch, der die Prostataschmerzen verstärkt. Eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse und Vollkornprodukten kann diesen Problemen vorbeugen. Zur Entspannung und Beruhigung können auch Tees beitragen. Dafür eignen sich Kamillen-, Melissen- und Johanniskrauttee.

Psychosomatische Behandlungsansätze

Die Psychotherapie geht davon aus, dass verborgene Ängste, ungelöste Rollenkonflikte und verborgene Verhaltensmuster rund um das Thema Sexualität und Geschlechtlichkeit die Entstehung von Prostataschmerzen begünstigen. Um diese wirklich zu lösen, ist Hilfe von außen durch einen erfahrenen Therapeuten notwendig. Psychodynamische und verhaltensmedizinische Therapieverfahren sind geeignete Methoden, um die verborgenen Muster an die Oberfläche zu holen und aufzulösen. Zur Therapie gehören auch spezifische Trainingsprogramme, mit deren Hilfe die Betroffenen lernen, wie sie ihren Stress und ihre Probleme im Alltag besser bewältigen.

Zusätzlich können sie mit Techniken wie autogenem Training, progressiver Muskelrelaxation und Meditation eigenständig ihre Entspannungsfähigkeit und ihre psychische Situation verbessern. Sie bauen damit Stress ab und entspannen die glatte Muskulatur der Organe und die Beckenbodenmuskulatur. Regelmäßige Bewegung kann diese Effekte unterstützen. Auch Wärmeapplikationen mit Wärmflasche oder Kirschkernkissen helfen, zur Ruhe zu kommen und den Muskeltonus zu regulieren.

Bisher noch nicht wissenschaftlich belegt, aber dennoch von vielen Experten vertreten, ist die These, dass häufige Ejakulationen Prostataproblemen vorbeugen und die Heilungschancen bei einer chronischen Prostatitis erhöhen. Dahinter steckt die Vorstellung, dass die Prostatagänge durch die Samenflüssigkeit gespült und Bakterien und Entzündungsprodukte ausgeschwemmt werden. (fp)

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