Söder schießt gegen Impf-Verweigerer Aiwanger: Er wandelt auf einem schmalen Grat

News zur Coronavirus-Impfung vom 1. August 2021

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Lauterbach warnt: Ungeimpfte "werden nicht mehr in Innenräume von Bars oder Clubs gehen können"

Sonntag, 1. August, 08.10 Uhr: Nur etwa jeder vierte Ungeimpfte in Deutschland will sich einer Umfrage zufolge noch gegen das Coronavirus impfen lassen. Das berichtete die "Bild am Sonntag" unter Berufung auf eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Insa. Demnach wollen 54 Prozent derer, die ein Impfangebot bislang nicht angenommen haben, sich auch grundsätzlich nicht impfen lassen. Nur 27 Prozent der Ungeimpften können sich der Umfrage zufolge eine Impfung vorstellen, 19 Prozent sind noch unentschlossen. Kay Nietfeld/dpa/Archivbild Karl Lauterbach, Gesundheitsexperte der SPD, gibt ein Interview im Bundestag.

Als Hauptgrund nannten 67 Prozent der Impfverweigerer bei der Umfrage mangelndes Vertrauen in die Impfstoffe. Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach sagte der Zeitung, er gehe fest davon aus, dass diese Menschen künftig mit Einschränkungen rechnen müssten. "Im Herbst, wenn die Fallzahlen sehr hoch sind, wird es eine Reihe von Einschränkungen für Ungeimpfte geben müssen: Sie werden etwa nicht mehr in die Innenräume von bestimmten Restaurants, in Bars oder Clubs gehen können, also an Orte mit einem hohen Ansteckungsrisiko", sagte Lauterbach.

Die Mehrheit der Menschen in Deutschland befürwortet laut "Bild am Sonntag" Einschränkungen für Ungeimpfte bei steigenden Fallzahlen. Dem Bericht zufolge sind 61 Prozent der Meinung, dass Ungeimpfte bei hohen Fallzahlen keine Sportveranstaltungen mehr besuchen dürfen sollen. 58 Prozent wollen demnach Theater-, Kino- und Museumsbesuche für Ungeimpfte verbieten, 54 Prozent Restaurantbesuche.

Bereits ab dem 1. August müssen Ungeimpfte bei der Rückreise nach Deutschland mit Einschränkungen rechnen: Wer in die Bundesrepublik einreisen will und mindestens zwölf Jahre alt ist, muss ab Sonntag einen Corona-Test vorlegen. Diese Regelung gilt nicht für vollständig Geimpfte und Genesene. 

Erneut Demonstrationen gegen Impfpflicht in Frankreich

20.16 Uhr: Der Protest gegen die Ausweitung des Gesundheitspasses und die Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen in Frankreich hat deutlich zugenommen. Landesweit gingen am Samstag nach Angaben des Innenministeriums mehr als 200.000 Menschen auf die Straßen, um gegen die verschärften Regelungen zu demonstrieren. An den beiden vergangenen Wochenenden, vor dem Parlamentsbeschluss zu den Maßnahmen, waren jeweils mehr als 100.000 Menschen auf die Straße gegangen.

Insgesamt fanden am Samstag in mehr als 150 Städten, darunter Toulon, Montpellier, Bordeaux, Marseille und Nizza, Demonstrationen statt. In der Hauptstadt Paris versammelten sich nach Angaben des Innenministeriums mehr als 14.000 Menschen. 

Die Demonstranten in Paris, darunter auch viele "Gelbwesten", warfen der Regierung auf Plakaten unter anderem einen "Angriff auf die Freiheit" vor. Mehr als 3000 Polizisten waren im Einsatz, unter anderem auf den Champs-Elysées, deren Hauptzugänge abgeriegelt waren. 

Das französische Parlament hatte das Gesetz zur Verschärfung der Corona-Regeln am vergangenen Sonntag nach langem Ringen verabschiedet. Es tritt am 9. August in Kraft und sieht eine Corona-Impfpflicht für Gesundheits- und Pflegekräfte sowie Feuerwehrleute und andere Rettungskräfte vor. Anders als ursprünglich von der Regierung gewollt, droht Impfverweigerern in diesen Berufen allerdings nicht die Entlassung, sondern nur eine Aussetzung des Gehalts.  Rafael Yaghobzadeh/AP/dpa Bereits vergangene Woche nahmen Demonstrierende in Paris bereits an einem Protest gegen die Corona-Maßnahmen teil.

Beschlossen wurde auch eine Ausweitung des Gesundheitspasses, der Aufschluss über eine Impfung oder einen Negativ-Test gibt. Dabei soll nun erstmals eine Corona-Testpflicht für nicht Immunisierte in französischen Gaststätten und Fernzügen sowie Messen und Jahrmärkten greifen. In Kinos, Theatern oder Museen muss bereits seit 21. Juli eine Impfung, eine überstandene Infektion oder ein negativer Corona-Test nachgewiesen werden. 

Die Opposition hat sich an den Verfassungsrat gewandt, um das Gesetz zu verhindern. Auch die Regierung legte dem Rat das Gesetz zur Prüfung vor. Der Verfassungsrat wird seine Entscheidung am 5. August bekanntgeben – also nur wenige Tage vor dem geplanten Inkrafttreten.

In Frankreich sind mehr als die Hälfte der Menschen vollständig geimpft. Laut einer am Freitag veröffentlichten amtlichen Statistik ist ein überwältigender Anteil der Covid-19-Patienten, die in französischen Krankenhäusern behandelt werden, nicht geimpft: Rund 85 Prozent der Covid-19-Patienten auf den Normal- und Intensivstationen haben demnach keine Impfung gegen das Coronavirus. Zudem liege bei 78 Prozent aller Todesfälle nach einer Corona-Infektion keine Impfung vor. 

Baerbock: Nachteile für Ungeimpfte sind legitim

19.20 Uhr: Um die Impfquote zu erhöhen, hält Annalena Baerbock eine Benachteiligung von Ungeimpften für legitim. "Wenn alle ein Impfangebot bekommen haben, ist jedenfalls nicht auszuschließen, dass Geimpfte mehr Dinge tun können als die, die sich trotz der Möglichkeit nicht impfen lassen", sagte die Kanzlerkandidatin der Grünen dem "Tagesspiegel" (Sonntag).

"Es kann ja nicht sein, dass die Freiheitsrechte aller eingeschränkt werden, weil sich ein Teil nicht impfen lassen will", erläuterte sie. Wie sie zu einer Impfplicht steht, wie sie aktuell diskutiert wird, ließ Baerbock trotz Nachfragen offen. Die Grünen-Politikerin appellierte jedoch an die Erwachsenen, sich impfen zu lassen, und forderte stärkere Anstrengungen bei der Impfkampagne: "Wir müssen jetzt, wo das Impftempo nachlässt, die Anstrengungen verstärken." Ungeimpfte müsse man direkt ansprechen und vor Ort von einer Impfung gegen das Coronavirus überzeugen.

"Mit mobilen Impfteams und Impfangeboten direkt in Stadtteilzentren und Hochschulen, auf Marktplätzen und vor Supermärkten erreichen wir unentschlossene Menschen am besten." In diesem Zusammenhang forderte sie Bund und Länder auf, die Finanzierung der mobilen Impfteams "umgehend" sicherzustellen.

In Nürnberg wird jetzt auch im Freizeitpark geimpft

16.30 Uhr: Es wurde dort geimpft, wo normalerweise Achterbahnen fahren, geschunkelt wird und es nach Zuckerwatte duftet: In Nürnberg gab es am Samstag eine Impfaktion auf dem Volksfestplatz. Schon vor Beginn habe sich eine Schlange von rund 80 impfwilligen Menschen gebildet, sagte Barbara Lauterbach vom Süddeutschen Schaustellerverband der Deutschen Presse-Agentur: "Wir sind zuversichtlich, dass das eine erfolgreiche Aktion wird."

Noch bis in die Nacht hineinein sollten die Vakzine Biontech/Pfizer und Johnsen&Johnson geimpft werden. Das Angebot richtete sich an Schausteller, deren Personal und auch Besucher des Freizeitparks "NürnBärLand". Diese Attraktion haben die Schausteller als Ersatz für die traditionellen Volksfeste in Nürnberg auf dem Gelände aufgebaut.

Die traditionellen Volksfeste dürfen wegen der Corona-Einschränkungen nicht stattfinden. Der Freizeitpark als Ersatzformat sei für viele Schausteller die erste Chance seit Herbst 2019, wieder Geld zu verdienen, betonte Lauterbach.

Ärzteverband fordert Reform, um Unabhängigkeit der Impfkommission abzusichern

Samstag, 31. Juli, 07:51 Uhr: Angesichts des politischen Drucks auf die Ständige Impfkommission (Stiko) hat der Verband der Amtsärzte angeregt, die Unabhängigkeit der wissenschaftlichen Einrichtung organisatorisch abzusichern. "Man müsste überlegen, wie die Stiko künftig aufgehängt ist, um ihre Neutralität und Unabhängigkeit zu sichern", sagte die Vorsitzende des Bundesverbands der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes, Ute Teichert, der "Ärzte Zeitung" (Online).

Derzeit ist die Stiko am Robert Koch-Institut angesiedelt, einer Bundesbehörde. Damit gerate die Stiko aber "in den Bereich Politik und Politikberatung", erklärte Teichert. Auch brauche die Kommission hauptamtliche Strukturen, die die professionelle Arbeit der ehrenamtlich tätigen Kommissionsmitglieder unterstütze.

Seit Wochen werden die Wissenschaftler der Impfkommission von Politikern gedrängt, eine ausdrückliche Empfehlung zur Corona-Impfung älterer Kinder und Jugendlicher auszusprechen. Bisher tut sie das nur vorerkrankte. Allerdings hat die Europäische Arzneimittelbehörde EMA mehrere Impfstoffe für Kinder ab zwölf Jahren grundsätzlich zugelassen, Eltern und Kinder können sich daher nach Beratung mit einem Arzt dennoch für eine Impfung entscheiden. Zuletzt hatte Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble (CDU) auf die EMA verwiesen und gesagt, er wolle die Stiko "an ihre Verantwortung erinnern".

Rettung oder Risiko?: Wirkungsweisen, Schutz und Nebenwirkungen der Hoffnungsträger

Der Stiko-Chef, der Virologe Thomas Mertens, reagiert mit Unverständnis. "Die EMA bewertet, ob ein Impfstoff grundsätzlich sicher und wirksam ist. Individuelle Impfempfehlungen kann sie aber schon wegen der unterschiedlichen Regeln und epidemiologischen Voraussetzungen in den Mitgliedsstaaten nicht aussprechen", sagte er der "Schwäbischen Zeitung". Die Stiko gehe "wesentlich tiefer in der Auswertung der verfügbaren Daten".

"Zum einen zeigen unsere Erhebungen und Modelle deutlich, dass Jugendliche wesentlich seltener schwer erkranken als Erwachsene und zum anderen hat die Impfung dieser Altersgruppe relativ geringe Auswirkungen auf den weiteren Verlauf der Pandemie", erklärte er. Die Stiko werde an ihrem Vorgehen festhalten. "Wir nehmen uns weiter die Zeit, die wir brauchen, um alle Daten auszuwerten, wie es unserem Auftrag entspricht."

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